Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
ändert der Klimawandel nicht nur das Leben im Meer, sondern auch die Ökosysteme an den Küsten.
Korallen, Muscheln, Seeigel und Seesterne werden unter dem saurer werdenden Wasser besonders leiden. Im sauren Wasser können sie ihre harten Skelette und Schalen kaum noch bilden. Bereits 2050 werden die tropischen und subtropischen Riffe stark dezimiert sein. Korallen aber dienen nicht nur vielen Fischen als Kinderstube, sondern schützen auch die Küsten vor Tsunamis. Die Chemie der Meere ändert sich heute hundert Mal schneller als je zuvor in den letzten 20 Mio. Jahren, warnt Ulf Riebesell. Ob sich das Leben an dieses Tempo anpassen kann, weiß niemand.
Einmalige Versauerung
In den kommenden Jahrhunderten könnten die Weltmeere saurer werden als sie es in den letzten 300 Mio. Jahren je waren, befürchten Ken Caldeira und Michael Wickett vom Livermore National Laboratory in Kalifornien. Nach den Berechnungen der beiden Wissenschaftler könnte das beim Verbrennen fossiler Energieträger entstehende Kohlendioxid so viel Kohlensäure in den Weltmeeren entstehen lassen, dass dort der Säurewert pH in den kommenden Jahrhunderten um bis zu 0,77 sinkt. Nicht weiter schlimm, könnte man sagen, denn vor vielen Millionen Jahren war die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre erheblich höher als heute. Damals jedoch blieb die Auswirkung auf den Säuregehalt der Meere geringer, da die Kohlendioxidkonzentration erheblich langsamer anstieg als heute. Und so hatten geologische Prozesse genügend Zeit, um Kohlensäure langsam in Kalkgesteine umzuwandeln. Weniger Kohlensäure aber lässt auch das Wasser der Weltmeere weniger sauer werden und gibt den Organismen eine bessere Überlebenschance. Das Problem ist also mehr das Tempo, mit dem die Menschheit den Kohlendioxidgehalt der Luft in die Höhe jagt als der Anstieg selbst
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Je mehr Kohlendioxid das Meerwasser aufnimmt und zu Kohlensäure verarbeitet, desto tiefer sinkt der pH-Wert des Wassers. Und je saurer das Wasser wird, desto schlechter sind die Lebensbedingungen beispielsweise für Seesterne
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Fische im Treibhaus
In der Nordsee leben immer mehr südliche Arten
Eine Volkszählung unter den Nordseefischen ist eine aufwendige Angelegenheit. Schon seit 1987 nehmen Schiffe der Bundesforschungsanstalt für Fischerei jedes Jahr mehrmals Kurs auf zwölf genau festgelegte Gebiete zwischen der Deutschen Bucht und der Südküste Norwegens. Auf einer Fläche von jeweils 18 mal 18 km messen die Wissenschaftler an Bord Wassertemperaturen, Salzgehalte und andere Größen, die sich je nach Klimabedingungen verändern. Und sie werfen Netze aus, um einen Querschnitt des Meereslebens einzufangen.
Mondfische auf Abwegen
Wer wissen will, ob die steigenden Temperaturen im Treibhaus Erde die Fischfauna bereits verändern, ist auf solche Langzeitbeobachtungen angewiesen. Zwar sind in den letzten Jahren immer wieder einmal Tiere in der Nordsee aufgetaucht, die eigentlich in wärmeren Gefilden zu Hause sind. Doch solche Einzelereignisse müssen nicht unbedingt mit dem Klimawandel zu tun haben. Sie können auch einfach die kurzfristige Folge spezieller Wetterlagen sein. Genau das war z. B. bei elf Mondfischen der Fall, die Anfang des Jahres 2005 auf der niederländischen Insel Terschelling strandeten. Die bis zu 3 m großen, scheibenförmigen Tiere leben vor allem in subtropischen und tropischen Meeren. Manchmal aber lassen sie sich von Meeresströmungen in die gemäßigten Breiten tragen und tauchen dann z. B. vor der europäischen Atlantikküste auf. Dann fehlt nur noch ein kräftiger Südweststurm, der Wasser mitsamt den Fischen von der Biskaya über den Ärmelkanal in die Nordsee drückt. Solche Stürme hatte es in den Wochen vor den Strandungen gleich mehrfach gegeben.
Kein Ersatz für Kabeljau
Für die Fischerei sind die aus dem Süden in die Nordsee eingewanderten Arten derzeit eher uninteressant. Denn es ist bisher keine kommerziell wichtige Art dabei, die Verlierer des Klimawandels wie den Kabeljau ersetzen könnte
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Neue Nordseebewohner
Manche Bewohner südlicher Meere kommen allerdings nicht nur in solchen speziellen Situationen in die Nordsee. Die Langzeitdaten der Hamburger Forscher zeigen vielmehr, dass sich solche Arten dort durchaus dauerhaft etabliert haben – allerdings je nach Region in sehr unterschiedlichem Umfang. Das Untersuchungsgebiet mit dem kältesten Wasser liegt z. B. etwa in der Mitte der Nordsee. Dort herrschen am Boden gerade einmal
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