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Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Titel: Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viering und Knauer
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die Hälfte der verölten Vögel waren Trottellummen, daneben hat die schwarze Flut aber auch zahlreiche Tordalke, Basstölpel, Papageitaucher und Möwen getötet. Manche Arten wie die sehr seltene iberische Unterart der Trottellumme könnte der Unfall der „Prestige“ sogar ein Stück näher an die Ausrottung gebracht haben. Insgesamt sollen 250 000 – 300 000 Seevögel umgekommen sein.
Langlebige Gifte
    Schwieriger sind die Konsequenzen des Unfalls für die Fischerei abzuschätzen. Zwar wurden die Fangverbote je nach Fischart zwei bis acht Monate nach der Havarie wieder aufgehoben und die Fischer relativ großzügig entschädigt. Doch Wissenschaftler rechnen mit einem Schrumpfen der Fischbestände.
    Gefährlich für Fisch- und Muschellarven sind sogenannte Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus dem Öl freigesetzt werden. Diese langlebigen Substanzen sind zum Teil krebserregend und bereits in geringen Konzentrationen extrem giftig. Schon ein Teilchen Schadstoff pro Million Teilchen Wasser kann Fischlarven schädigen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Gifte in der Nahrungskette anreichern. In Entenmuscheln aus galicischen Gewässern haben Wissenschaftler im Mai 2003 bis zu 700 Mikrogramm (Millionstel Gramm) Kohlenwasserstoffe pro Kilogramm Trockenmasse gefunden. Das entspricht dem Dreieinhalbfachen des zulässigen Grenzwerts. Im September 2003 war der Schadstoffgehalt zwar deutlich gesunken, lag aber immer noch über dem Grenzwert.
    Die „Exxon Valdez“
    Kaum ein Schiffsunglück in der Geschichte der Seefahrt hat so viel Schaden angerichtet wie der Untergang der „Prestige“. Noch schlimmere Konsequenzen für Umwelt und Wirtschaft aber hatte die Havarie des Öltankers „Exxon Valdez“, der 1989 vor der Küste Alaskas auf ein Riff fuhr. 40 000 t Rohöl liefen aus, verschmutzten 2000 km Küste und töteten Hunderttausende Fische, Seevögel und andere Tiere
.
    Wie sich diese Belastungen langfristig entwickeln, ist unklar. Doch offenbar kann eine akute Ölpest leicht zur chronischen werden. Wissenschaftler des Spanischen Ozeanografischen Instituts (IEO) haben jedenfalls festgestellt, dass sich das Schweröl aus der „Prestige“ mancherorts am Meeresgrund abgelagert hat. Stellenweise finden sich Konzentrationen von 600 kg Öl pro km 2 . Untersuchungen nach anderen Ölunfällen haben gezeigt, dass solche versunkenen Ölteppiche noch nach mehr als 30 Jahren giftige Kohlenwasserstoffe freisetzen.

Ein freiwilliger Helfer macht eine Pause, als er nach dem Untergang des Tankers „Prestige“ im November 2002 die von Ölschlamm verschmutzte Küste Galiciens zu reinigen versucht
.
    (c) picture-alliance/dpa

Kriegsfolgen
Die bisher größte Ölpest aller Zeiten traf den Persischen Golf
    Der zweite Golfkrieg zwischen dem Irak und einer von den USA angeführten Koalition führte im Jahr 1991 zur bisher größten Ölpest der Geschichte. Etwa 1 Mio. t des „schwarzen Goldes“ flossen aus mutwillig geöffneten Pipelines, aus Verladestationen und zerschossenen Schiffen in den Persischen Golf.
Öl aus Kuwait
    Riesige Ölteppiche trieben von Kuwait nach Süden und wurden größtenteils in Saudi- Arabien angeschwemmt. Noch zwei Jahre später bedeckten zähe schwarze Schichten 700 km Küstenlinie. Die Folgen haben Wissenschaftler an der saudi-arabischen Küste zwischen Abu Ali und Ras az-Zawr untersucht. Das Gebiet gilt als Eldorado für brütende Seevögel und Meeresschildkröten. Dort gibt es große Mangrovenbestände und die artenreichsten Korallenriffe der Golfregion, in weitläufigen Buchten finden sich die unterschiedlichsten Küstenlebensräume. Unzählige Zugvögel verbringen den Winter in der Region oder fressen sich neue Fettreserven für den Weiterflug an.
    Schnell handeln!
    Nach einer Ölpest gilt es, möglichst rasch zu handeln. Strände erst nach einigen Monaten zu reinigen, zerstört nämlich oft mehr als es nützt. Die Reinigungsgeräte vernichten dann Tiere und Pflanzen, die sich an den ölbelasteten Stränden wieder anzusiedeln beginnen. Das ist eine der Lehren, die Wissenschaftler aus Untersuchungen am Persischen Golf gezogen haben
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    Das Öl aus Kuwait erreichte das Naturparadies Mitte Februar 1991. Eine zähe schwarze Masse legte sich über die Strände und floss über Wasserarme bis weit in die Salzmarschen hinein. Gerade diese Lebensräume, die wichtige Nahrungsgebiete für viele Tiere sind, wurden schwer geschädigt. Unter den eingetrockneten schwarzen Teerschichten stieg die

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