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Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Titel: Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viering und Knauer
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Reinigungsprodukte ist diese Belastung allerdings zurückgegangen
.
    Die nahmen zum einen den Rotalgen am Meeresgrund das Licht. Zum anderen starben sie irgendwann selbst ab, sanken zu Boden und wurden von Mikroorganismen abgebaut. Die winzigen Müllbeseitiger aber verbrauchen bei solchen Zersetzungsprozessen viel Sauerstoff. Also wurde das lebenswichtige Gas in den flachen Bereichen des Schwarzen Meeres knapp, Muscheln, Rotalgen und andere Organismen starben. Tonnenweise wurden tote Fische ans Ufer gespült.
    Die Folgen des Desasters sind bis heute zu sehen. Erst allmählich beleben die Rotalgen auf kleinen Flächen wieder den Schelfgrund, auch die Muscheln erholen sich nur langsam. Zwar transportieren die Donau und andere Flüsse heute deutlich weniger Dünger ins Schwarze Meer als vor einigen Jahrzehnten. Doch aus dem Meeresboden lösen sich immer noch Phosphorverbindungen wieder im Wasser, die vor Jahrzehnten dort abgelagert wurden.
Gefahr für die Ostsee
    Diese Rücklösung von Nährstoffen macht auch der Ostsee zu schaffen. In ihren Fluten gibt es eine scharfe Grenze zwischen salzärmerem Oberflächen- und salzreicherem Tiefenwasser. An ihrem Grund aber finden Abbauprozesse statt, die den Sauerstoff aufzehren. Und von der Oberfläche dringt das lebenswichtige Gas nicht in die Tiefe, weil sich die Wasserschichten oberhalb und unterhalb der Grenze kaum vermischen. Vor allem in den tiefen Becken der Ostsee kommt es daher häufig zu Sauerstoffmangel. Unter diesen Bedingungen aber löst sich der im Meeresboden abgelagerte Phosphor wieder im Wasser.
    Durch Salzwassereinbrüche aus der Nordsee in die Ostsee verschieben sich manchmal die Schichtungsverhältnisse. Dann gelangt das sauerstoffarme Tiefenwasser mitsamt seiner Nährstofffracht auch in die Nähe der Oberfläche. Dort können die eigentlich längst abgelagerten Altlasten dann wieder das Algenwachstum ankurbeln und der fatale Kreislauf der Überdüngung beginnt von vorn. Diese Prozesse sind vermutlich die Ursache dafür, dass die Nährstoffbelastung der Ostsee nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nicht abgenommen hat. Zwar sind in vielen Anrainerstaaten seither die Viehbestände und die Düngermengen stark zurückgegangen. In den Böden stecken aber noch gewaltige Mengen von Phosphor- und Stickstoffverbindungen, die allmählich wieder ausgewaschen und ins Meer transportiert werden.

Nährstoffe aus der Landwirtschaft und aus Haushaltsabwässern führen oft zu Massenentwicklungen von im Wasser schwebenden Algen. Das Bild zeigt eine solche Phytoplanktonblüte vor der Küste der Bretagne, die am 15. Juni 2004 von einem NASA-Satelliten aufgenommen wurde
.
    (c) NASA/GSFC/Jacques Descloitres, MODIS Rapid Response Team

Eine reizende Plage
Quallen sind auf dem Vormarsch
    Elegant treiben sie durchs Wasser und erhellen das nächtliche Meer mit einem geheimnisvollen Glühen. Leuchtquallen der Art
Pelagia noctiluca
sehen attraktiv aus. Das Problem ist nur, dass sie mit bis zu 3m langen Tentakeln voller giftiger Nesselzellen bewaffnet sind. Wer damit in Berührung kommt, zieht sich schmerzhafte Hautreizungen zu. In den letzten Jahren trübten Massen dieser Glibbertiere immer wieder den Badespaß am Mittelmeer.
Außer Konkurrenz
    Solche Quallenplagen kommen seit einigen Jahren auffällig oft vor. Zwar ist es normal, dass je nach Wetter und Nahrungsangebot in manchen Jahren mehr der durchsichtigen Meerestiere unterwegs sind als in anderen. Zudem spülen unterschiedliche Windverhältnisse mal in der einen und mal in der anderen Region besonders viele Exemplare an. Doch den Quallenboom der letzten Jahre erklärt das alles nicht.
    Der könnte vielmehr mit der Fischerei zusammenhängen. Nach Hochrechnungen schottischer Forscher gibt es z. B. vor der Küste Namibias mittlerweile 12,2 Mio. t Quallen, aber nur 3,6 Mio. t Fische – und das in einem Gebiet, das früher für seine ungewöhnlich ergiebigen Fischgründe sehr bekannt war. Inzwischen ist das Meer vor Namibia allerdings überfischt. Und genau das könnte den Quallenboom ausgelöst haben. Denn bei etlichen Fischarten stehen ebenso wie bei den Quallen winzige Krebse und anderes Kleingetier auf dem Speiseplan. Je weniger Fische es also gibt, umso weniger hungrige Konkurrenz haben die Glibbertiere zu fürchten. Zudem hat die Fischerei auch die wenigen natürlichen Feinde der Quallen stark dezimiert. Thunfische, Mondfische oder Meeresschildkröten sind vielerorts so selten geworden, dass sie die durchsichtigen Meeresbewohner

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