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Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee

Titel: Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viering und Knauer
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kaum noch in Schach halten können.
Gute Zeiten für Medusen
    Es gibt aber noch eine Reihe weiterer Faktoren, die den Quallen nützen. So sind viele Meeresgebiete stark mit Nährstoffen aus Abwasser und Landwirtschaftsdünger belastet. Dadurch entwickeln sich dort massenhaft Algen und Kleintiere, sodass die Quallen im Überfluss schwelgen können. Den für solche Gewässer typischen Sauerstoffmangel vertragen sie deutlich besser als Fische.
    Quallen gegen Kraftwerke
    Quallenplagen können nicht nur für Schwimmer zum Problem werden. In Namibia setzen die Glibbertiere Fischnetze und Anlagen zur Wasserentnahme zu. In Japan haben sie 2006 sogar ein Atomkraftwerk weitgehend lahmgelegt, indem sie dessen Kühlsystem blockierten
.
    Durch den Ausbau der Küsten mit Häfen und Molen finden die Tiere zudem immer mehr festen Untergrund, auf den sie in bestimmten Entwicklungsstadien angewiesen sind. Viele der bekannten Arten wie Feuer- oder Ohrenqualle gehören zu den sogenannten Schirmquallen. In ihrer Jugend setzen sich diese Tiere auf Steinen oder anderen harten Materialien fest und fischen mit ihren Fangarmen Nahrung aus dem Wasser. Diese sesshaften Polypen können sich ungeschlechtlich vermehren, indem sie von ihrem Körper Knospen oder kleine Scheiben abschnüren. Die so abgetrennten Babyquallen treiben dann frei im Wasser und wachsen zu den schirmförmigen „Medusen“ heran, die oft am Strand angespült werden. Je mehr Steine, Beton und feste Hafenanlagen es also gibt, umso bessere Lebensbedingungen finden die Polypen und umso mehr Medusen entstehen.

Das Unterwasserfoto zeigt eine vor Ibiza im Mittelmeer schwimmende Leuchtqualle
.
    (c) picture-alliance/Okapia

Glibberige Invasion
Eingeschleppte Rippenquallen richten großen Schaden an
    Besonders gefährlich sehen die Tiere eigentlich nicht aus: Sie wirken transparent und zerbrechlich wie gläserne Kunstwerke. Selbst ausgewachsen bringen es Rippenquallen der Art
Mnemiopsis leidyi
gerade einmal auf 10 cm Größe. Und weil sie anders als bekanntere Quallenarten nicht zu den Nesseltieren gehören, können sie nicht einmal mit giftbewehrten Tentakeln aufwarten. Doch als Wissenschaftler des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften die Art im Oktober 2006 in der Ostsee entdeckten, schrillten bei Experten trotzdem sämtliche Alarmglocken.
Gefräßige Invasoren
    Denn diese Rippenquallen, die eigentlich vor der Ostküste der USA zu Hause sind, zählen unter Fachleuten zu den gefürchtetsten Meeresbewohnern überhaupt. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat die Art auf die „Liste der 100 gefährlichsten Invasoren der Welt“ aufgenommen. Denn in verschiedenen Meeresgebieten haben die unscheinbaren Tiere schon gewaltige Schäden angerichtet.
    So wurden sie in den 1980er-Jahren vermutlich im Ballastwasser von Schiffen ins Schwarze Meer eingeschleppt, wo sie sich explosionsartig vermehrten. Die glibberigen Eindringlinge sind Zwitter, die sich selbst befruchten können. Und sie sind ungeheuer produktiv: In nur zwei Wochen werden sie geschlechtsreif und können dann jeden Tag mehrere Tausend Eier produzieren. Im Sommer 1989 fanden Wissenschaftler im Schwarzen Meer stellenweise 240 Quallen pro m3 Wasser. Die gefräßigen Tiere verschlangen nicht nur die Eier und Larven von Fischen, sondern auch massenweise winzige Wassertierchen. Von diesem Plankton aber ernähren sich beispielsweise Sardellen. Nach Ankunft der Rippenquallen brachen die Bestände dieser wirtschaftlich wichtigen Fische zusammen. Der ökonomische Schaden für die türkische Fischindustrie war enorm, innerhalb weniger Jahre fielen die Erträge auf ein Zehntel der Werte vor der Invasion.
    Der Feind der Feinde
    Manchmal können sich durch Rippenquallen geschädigte Meeresregionen wieder erholen. Im Schwarzen Meer waren die guten Tage von
Mnemiopsis leidyi
gezählt, als dort 1997 zufällig eine andere Rippenqualle namens
Beroe ovata
eingeschleppt wurde. Die nämlich ernährt sich fast nur von
Mnemiopsis
und hat deren Bestände in kurzer Zeit stark dezimiert. Daraufhin nahmen die Bestände einheimischer Planktonarten und auch die der Sardellen wieder deutlich zu. Das Schwarze Meer erholte sich zusehends von der Invasion. Die Idee lag nun nahe
, Beroe
gezielt im Kaspischen Meer auszusetzen, um auch dort der Plage Herr zu werden. Das hat aber nicht funktioniert
.
Das Kaspische Monster
    Vom Schwarzen Meer breitete sich
Mnemiopsis
weiter aus. So erreichte sie in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre das Kaspische Meer und

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