Wissen auf einen Blick - Philosophen
des Römischen Reichs auf.
Seneca als Stilist
Senecas Wirkung auf die Nachwelt verdankt er nicht nur dem Inhalt, sondern auch der vollendeten sprachlichen Form seiner Schriften. Die frühen Christen reklamierten ihn für die neue Religion und schoben Seneca einen Briefwechsel mit dem Apostel Paulus im hohen Stil seiner „Moralischen Briefe“ unter. Im Mittelalter schätzte man Senecas verdichtete Anweisungen zum sittlichen Lebenswandel, wie sie sich in „Vom glückseligen Leben“ finden. In der Aufklärung erreichte die Verehrung Senecas ihren Höhepunkt. So wählte Michel de Montaigne Senecas philosophische Abhandlungen als gedankliches und stilistisches Vorbild für seine „Essays“
.
Moral und Tugend
Senecas Denken ist ebenso wie sein politisches Handeln eng mit der Praxis verbunden. Er versteht die Philosophie als Lehre von der richtigen Lebensführung mit dem Ziel der moralischen Vervollkommnung des Menschen. Ein echter Liebhaber der Weisheit zeichne sich daher durch Strenge gegen sich selbst und Milde gegenüber seinen Mitmenschen aus. Vom Leser seiner „Moralischen Briefen“ (lat.
epistulae morales
) verlangt Seneca die Bekämpfung der Begierde, die Überwindung der Angst vor dem Tod und gleiche Achtung für alle Menschen, woraus er auch die Forderung nach besserer Behandlung der Sklaven ableitet. Glück entstehe allein aus der Tugendhaftigkeit, die deswegen das höchste Gut darstelle. Tugendhaftigkeit wiederum setze voraus, dass wir uns der Vernunft bedienen und im Einklang mit der Natur leben, wie Seneca in der Schrift „Vom glückseligen Leben“ (lat.
De vita beata
) ausführt.
Die jüngere Stoa
Diese Lehren weisen Seneca als späten, also „jüngeren“ Stoiker aus. Wie vor ihm der Konsul Cicero (106–43 v. Chr.) und nach ihm Kaiser Marc Aurel (um 121–180) knüpft er an die griechische Philosophie an, insbesondere an die „ältere Stoa“. Senecas Lehre von der Gleichgültigkeit gegenüber den Launen des Schicksals und von der inneren Unbewegtheit geht auf den Skeptiker Pyrrhon von Elis (360–270 v. Chr.), den Kyniker Diogenes von Sinope (um 412–323 v. Chr.), den Stoiker Zenon von Kition (um 336–264 v. Chr.) und den strengen Lehrmeister Epikur von Samos (um 341–270 v. Chr.) zurück. Übereinstimmend hatten diese vier gefordert, dass die Philosophie praktisch werde. Ein Widerhall dieser Forderung ist Senecas Motto „Die Philosophie lehrt Handeln, nicht Reden.“
Bei aller Bemühung um innere Ruhe war Senecas Leben von äußerer Unruhe bestimmt. Nach frühen Erfolgen als Redner wurde er als Opfer einer Intrige am Kaiserhof nach Korsika verbannt. Erst knapp ein Jahrzehnt später holte Kaiserin Julia Agrippina Seneca nach Rom zurück und vertraute ihm ihren Sohn Nero an. Nach Neros Regierungsantritt stieg er als dessen Erzieher rasch zu politischer Größe auf.
Der flämische Meister Peter Paul Rubens (1577–1640) hält den Tod Senecas in seinem Ölgemälde von 1615 fest (Museo del Prado, Madrid). Seneca wurde aufgrund seiner angeblichen Beteiligung an einer Verschwörung gegen seinen Schüler Nero (37–68 n. Chr.) zum Selbstmord genötigt
.
(c) Interfoto, München
Von der Heiligen Schrift zur göttlichen Wissenschaft
Origines (um 185–254)
Mit Origines von Alexandria beginnt die christliche Theologie als eigenständige Wissenschaft von Gott (nach griech.
theos
, Gott, und
logos
, Lehre). Während seine Vorgänger vor allem mit der Verteidigung des noch jungen christlichen Glaubens gegenüber anderen Religionen und gegenüber der Philosophie beschäftigt waren, wagte Origines erstmals eine systematische Bestandsaufnahme der christlichen Lehre. In Auseinandersetzung mit dem Platonisten Celsus legt Origines in seinem Schlüsselwerk „Gegen Celsus“ zentrale Elemente des Glaubens wie Schöpfung, Sünde, Menschwerdung Gottes, Erlösung und Auferstehung dar. Er sucht dabei stets die Nähe zur philosophischen Tradition und benutzt Gedanken und Methoden der griechischen Philosophie zur Deutung der christlichen Überlieferung. Kennzeichnend für Origines’ Arbeitsweise, die zum Vorbild für Generationen von Theologen wurde, ist die systematische und sorgfältige Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens. Gemeinsam mit seinem Frühwerk „Von den Prinzipien“ (griech.
peri archon
) ist die Schrift „Gegen Celsus“ (griech.
kata kelsu
) gleichsam die Gründungsurkunde der christlichen Theologie.
Patristik
In Theologie und Religionswissenschaft wird die Beschäftigung mit
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