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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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„Enneaden“ enfaltet. Das Eine (griech.
hen
) bringe den Geist hervor, der dem Einen ähnlich sei und deshalb Zugang zu den wahren Ideen habe. Der Geist (griech.
nous
) teile sich seinerseits in die Einzelseelen der Menschen auf. Mit der Seele (griech.
psyche
) nähern wir uns den Ideen, während die materielle Welt, die wir mit den Sinnen wahrnehmen, nur ein trügerisches Abbild des All-Einen ist, so Plotin. Diese Ausstrahlung des All-Einen bis auf die niedrigste Stufe der Materie heißt seit Plotin „Emanation“ (zu lat.
emanere
, sich verbreiten) und verbindet die platonische Ideenlehre mit der christlichen Schöpfungslehre. Plotin selbst trägt den Beinamen „Plato dimidiatus” (lat. „halber Platon“).
    Dualismus
    Der Neoplatonismus fußt auf einer strengen Zweiteilung der Welt, auf der Trennung von Körper und Seele, von materieller Welt und abstrakten Ideen. Wie Platon unterscheidet Plotin zwischen der uns vertrauten Welt der Dinge, die wir mit den Sinnen unseres sterblichen Körpers wahrnehmen, und der wahren Welt der Ideen, die nur der unvergänglichen Seele zugänglich ist. Diese Lehre ist das älteste Beispiel des philosophischen Dualismus
.
Zweite Wiederkehr
    Mit der Schließung der platonischen Akademie im Jahr 529 n. Chr. wurde es um Platon etwas ruhiger. Als Hausphilosoph der Kirche erlebte Platons Schüler Aristoteles im Mittelalter eine vorübergehende Hochphase. Doch im Morgengrauen der Moderne besann sich die Philosophie erneut auf ihre platonischen Wurzeln.
    Fast ein Jahrtausend nach der Schließung der Akademie wurde sie 1459 in Florenz neu gegründet. Als Vorsteher der Florentiner Akademie übersetzte der Gelehrte Marsilio Ficino (1433–1499) Platon und Plotin in die Sprache seiner Zeit. Von Italien ausgehend, erfasste der wiederbelebte Neoplatonismus ganz Europa.

Von Plotin wird überliefert, dass er sehr asketisch gelebt, kaum Nahrung zu sich genommen und auf die Ehe verzichtet habe. Auch geht die Legende, dass er vor einem Porträtmaler geflüchtet sein soll. Bildhauerisches Porträt Plotins aus dem Museo Ostiense in Ostia
.
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Vernunft und Glaube
Augustinus (354–430)
    Im Buch Hiob des Alten Testaments heißt es, dass Gott die Niedrigen erhöht. An Aurelius Augustinus hat er dieses Versprechen wahrgemacht. Augustinus ist eine Ausnahmefigur in der Geistesgeschichte. Als Afrikaner aus einfachen Verhältnissen, der erst spät zum Christentum fand, war er ein denkbar unwahrscheinlicher Kandidat für höhere Weihen. Trotzdem wurde er, kaum getauft, zum Bischof berufen. Als Kirchenvater trägt er den Beinamen „Doktor der Gnade“ (lat.
doctor gratiae
). In der Philosophie steht er nahezu ebenbürtig neben Platon.
    Benedikts Hausphilosoph
    Das Bemühen um die Einheit von Glaube und Vernunft hat den „großen Meister Augustinus“ zum Hausphilosophen des jungen Doktoranden, späteren Konzilstheologen und heutigen Papstes Joseph Ratzinger (*1927) gemacht. In seinen Lebenserinnerungen schildert Papst Benedikt XVI. die zwiespältigen Gefühle, die seine Berufung zum Erzbischof von München und Freising 1977 in ihm auslöste. Einen passenden Wahlspruch fand er bei keinem anderen als Augustinus: „Wie ein Packesel bin ich vor dir. Dennoch bin ich stets bei dir.“ Mit dieser Meditation zu Psalm 72/73 hatte Augustinus einst seine eigene Priester- und Bischofsweihe beschrieben
.
    Kein zweiter genießt wie er gleichermaßen den Respekt von Theologen und Philosophen. Das ist kein Zufall. Die Vernunft steht bei ihm ebenbürtig neben Glaube und Offenbarung, denn sie zeichnet den Menschen vor den Tieren aus und ist das deutlichste Anzeichen seiner Gottesebenbildlichkeit. Weil er die Vernunft als Gottesgabe anerkennt, kann er sie als Erkenntnisinstrument zulassen.
Das zweite Standbein
    Augustinus’ Hauptwerk „Vom Gottesstaat“ lässt die Einheit von Vernunft und Glauben als sein theologisches Programm erkennen. In seinem Kommentar zum Johannesevangelium hat er es zu der Formel „Wir glauben, um zu erkennen“ (lat.
„Credimus ut cognoscamus“
) verdichtet. Der Glaube steht dabei allerdings nach wie vor an erster Stelle. Den Atheisten ruft er in seinen „Bekenntnissen“ entgegen: „Ihr stellt Euch auf Euch selbst und könnt doch nicht stehen.“ Konsequenterweise handeln die „Bekenntnisse“ denn auch von der Rolle Gottes bei der Suche nach Gewissheit. Augustinus erzählt darin die Geschichte seiner eigenen Bekehrung zum Christentum.
Anselms

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