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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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Chr.)
    Der antike Philosoph Philon war ein angesehenes Mitglied der jüdischen Gemeinde von Alexandria, Sitz der damals berühmtesten Bibliothek und zu seiner Zeit der Hort der Gelehrsamkeit.
    Philon glaubte mit Platon (427–347 v. Chr.), dass es eine reale Welt und eine Welt der Ideen gebe, war fasziniert von der Numerologie des Pythagoras (570–496 v. Chr.) und hielt es persönlich mit der Ethik der Stoiker. Darüber hinaus aber war er auch gläubiger Jude.
Eins für Gott, zwei für den Tod
    Die Wahrheit, so glaubte Philon, stehe im Tanach, der Heiligen Schrift des Judentums, die in weiten Teilen mit dem Alten Testament der Christen identisch ist. Um diese aber zu beweisen, sei die griechische Philosophie das geeignete Mittel. Man müsse dafür jedoch die wörtliche von der – wichtigeren – allegorischen Lesart trennen. Daher versuchte er, den verschlüsselten ewigen Wahrheiten der Bibel auf die Spur zu kommen. Hierzu benutzte Philon die Zahlensymbolik des Pythagoras und setzte z. B. die Eins mit Gott sowie die Zwei mit Dualität, Streit und Tod gleich.
    Er interpretierte die Bedeutung hebräischer Namen und glaubte, dass in bestimmten sprachlichen Indizien Zeichen für die Zunahme der Weisheit zu sehen seien. Alle biblischen Personen stehen seiner Meinung nach für Charaktereigenschaften und ethische Haltungen.
    Philons konkrete Interpretationen haben heute nur noch geringe Bedeutung. Er hat auch nie darauf beharrt, dass seine Deutung, die zudem lückenhaft war, die richtige sein müsse. Aber Philon war fest davon überzeugt, dass der Mensch Gottes Botschaft nur durch die Interpretation der Heiligen Schrift und die Anwendung des von Gott geschenkten eigenen Verstandes erkennen könne. Damit gab er der Philosophie und Theologie wichtige Impulse, mit denen er zunächst weniger seine eigenen Glaubensgenossen als vielmehr die christlichen Kirchenväter Origines (um 185–254) und Clemens von Alexandria (um 150–215) begeisterte.
    Die Kabbala
    Bisweilen wird Philon der Kabbala zugerechnet, einer Geistesrichtung, die in der Bibel geheime Botschaften zu entdecken sucht, wobei die Zahlen und ihre Symbolik eine große Rolle spielen. Die spätere Kabbala des Mittelalters wandte sich jedoch dezidiert gegen den Mode gewordenen „vernünftigen“ Umgang mit der Religion und versuchte stattdessen, die Bibel nicht mit rationalen, sondern mit mystischen oder sogar magisch wirkenden Deutungen zu erschließen. Philons Bezug zur Kabbala ist allerdings bis heute ungeklärt
.
Der unvorstellbare Gott
    Noch gut 400 Jahre vor Philon war Sokrates (469–399 v. Chr.) in Athen hingerichtet worden, weil in seiner Philosophie die Götter so abstrakt geworden waren, dass seine Zeitgenossen sie nicht mehr erkannten und ihm Atheismus vorwarfen. Auch Philon entkleidete den jüdischen Gott all seiner weltlichen Eigenschaften.
    Er glaubte, Gott könne von den Menschen weder verstanden noch beschrieben werden. Er existiere in einer Sphäre, die von der Welt genauso getrennt ist wie Platons Reich der Ideen. Allerdings wirkt Gott Philon zufolge durch Kräfte, die der Vorstellung des christlichen Heiligen Geistes ähneln. Philon glaubte, dass es einer Seele, die sich stoischen Idealen gemäß von Begierde und Leidenschaft befreie, möglich sei, „Gott zu schauen“. Mit diesen Gedanken wurde Philon zu einem der Wegbereiter des Neoplatonismus.

Die Amulette auf dem kolorierten Holzschnitt sind historische Beispiele kabbalistischer Symbolik und zeigen die unterschiedlichen hebräischen Namen für Gott. Julius Reichelt (1637–1719), Professor in Straßburg, hat sie in seiner Studie antiker und zeitgenössischer Amulette „Exercitatio de amulettis aenis figuris illustrata argentorati“ von 1676 zusammengestellt
.
    (c) Interfoto, München

Der philosophische Königsmacher
Seneca (um 4 v. Chr.–65 n. Chr.)
    Platon forderte, die Philosophen müssten Könige werden, selbst, wenn sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, denn die widerwilligsten Herrscher seien die besten Herrscher. Der Römer Lucius Annäus Seneca, zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Vater auch „der Jüngere“ genannt, hat diese Forderung in zweierlei Hinsicht beherzigt. Zum einen betätigte er sich in verschiedenen Ämtern selbst als Politiker, zum anderen wirkte er als Erzieher des jungen Nero. Wie aus Aristoteles’ Schüler, dem makedonischen Prinzen Alexander, einst Alexander der Große (356–323 v. Chr.) geworden war, stieg Senecas Zögling Nero zum Kaiser

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