Wissen auf einen Blick - Philosophen
gründliches Naturstudium. Denn wer die Naturgesetze kennt, braucht sich vor Donner und Blitz, vor Dürre und Flut nicht zu fürchten und ist weniger geneigt, darin den Zorn der Götter zu sehen.
Das höchste Gut
Epikur geht sogar soweit, dem ernsthaften und eifrigen Studenten der Philosophie selbst ein göttergleiches Leben in Aussicht zu stellen: „Niemals wirst Du in Unruhe geraten, sondern leben wie ein Gott unter Menschen.” Nicht zuletzt gehört zu einem Leben im Geiste Epikurs der Kampf gegen unstillbare und nutzlose Begierden, denn auch diese gefährden die Seelenruhe. Alles Natürliche sei leicht, das Sinnlose aber schwer zu beschaffen, lehrt Epikur. Wer lernt, mit wenig auszukommen, wird furchtlos gegenüber den Launen des Schicksals. Deutlichstes Merkmal eines Epikureers sei es, den eigenen Begierden Grenzen zu setzen, so der römische Philosoph Cicero (106–43 v. Chr.) in seiner Schrift „Das höchste Gut“.
Raffaels „Schule von Athen“ zeigt Epikur im Kreis seiner Anhänger. Tatsächlich lag Epikur die Unterweisung der Jugend sehr am Herzen, wie die erhaltenen Briefe an seine Schüler zeigen. Er entwickelt darin eine Art „Anleitung“ für das gute Leben
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In der Ruhe liegt die Kraft
Zenon von Kition (um 336–264 v. Chr.)
Was ist Glück? Die Frage nach dem Glück ist eine der ältesten philosophischen Fragen. Die Antworten sind so vielfältig wie die Philosphen selbst. Die Philosophenschule der Stoa, wie schon die platonische Akademie und der aristotelische Peripatos nach ihrem ursprünglichen Tagungsort benannt, hat die Frage nach dem Glück zur Schlüsselfrage der gesamten Philosophie erhoben. Eine Weisheit, die uns nicht hilft, besser zu leben, sei nichts wert. Begründer der Stoa ist der Zypriote Zenon von Kition.
Leben wie die Toten
Zenon, ursprünglich von Beruf Kaufmann, soll sich der Philosophie zugewandt haben, nachdem er einen Schiffbruch überlebt hatte. Als Zenon daraufhin das Orakel von Delphi befragte, wie man ein gutes Leben führe, antwortete es ihm: „Werde wie die Toten.“ Er widmete sein Leben der Ergründung dieses Orakelspruchs und kam dabei zu einer „negativen“ Definition von Glück: Glück ist nicht die Anwesenheit von Reichtum oder Wohlgefühl, sondern die Abwesenheit von Affekten wie Lust, Schmerz und Furcht. Glück gleich Ruhe? Wollte man seine Lehre auf eine Formel bringen, lautete sie: Glück durch Verzicht und Freiheit durch Beschränkung.
„Das Gute entsteht aus dem Kleinen“, soll Zenon gesagt haben. Er selbst kam durch Platon zur Philosophie und war lange Anhänger des Asketen Diogenes von Sinope (um 412–323 v. Chr.), tat sich aber schwer mit der demonstrativen Schamlosigkeit der Kyniker, die ihre Gleichgültigkeit unter anderem dadurch ausdrückten, dass sie ihre Notdurft in aller Öffentlichkeit verrichteten.
Zenon hielt hingegen lieber Abstand zu seinen Mitmenschen, schlug Einladungen zu Festessen aus und beschäftigte um seiner eigenen Unabhängigkeit und der Freiheit seiner Mitmenschen willen keine Diener. Er hielt sich an die einfachen Freuden, aß gerne Feigen und lag in der Sonne. Mit Worten war er genauso sparsam wie mit Geld; er gab keine Almosen und verabscheute nichts mehr als lange Reden. Insgesamt erscheint der Stoiker als eine vornehmere Version des Kynikers. Zenon wurde wegen seiner Mäßigung so sehr verehrt, dass die Athener ihm eine goldene Krone verliehen und die Schlüssel des Stadttors anvertrauten.
Eudaimonia
Das griechische Wort für Glück lautet eudaimonia (aus eu, gut, und daimon, Gott, Geist) und drückt das Wohlwollen höherer Mächte aus. Ein glücklicher Mensch, das ist ein Günstling der Götter, wie Friedrich Schiller (1759– 1805) ihn in seiner Ballade „Der Ring des Polykrates“ beschreibt. „Du hast der Götter Gunst erfahren“, sagt Pharao Amasis darin zum begüterten Tyrannen von Samos. Für die Kyniker, die Stoiker und die Epikureer war das Glück das höchste Ziel im Leben. Ihre Lehre wird deswegen zusammenfassend auch als Eudaimonismus bezeichnet
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Das Ideal des Weisen
Zenon rief zur Abkehr von unnötigen Begierden und zur Gelassenheit gegenüber dem Schicksal auf. Durch die Beherrschung der Affekte erlange der Mensch innere Unbewegtheit (griech.
apathia
), eine Eigenschaft, die wir bis heute “stoisch” nennen. Zenons Ideal vom unbewegten Weisen stieg mit der Zeit zum Ideal des vollkommenen Menschen schlechthin auf.
Die Stoa wurde zu einer der
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