Wissen auf einen Blick - Philosophen
erschütterte das Weltbild vieler Theologen und Philosophen, darunter auch das Voltaires. Man fragte sich, wie ein solches Ereignis – das im Gegensatz zum Krieg nicht durch menschliche Bosheit entstanden war – mit einem guten Gott oder einer vernünftigen Ordnung der Dinge zu vereinbaren sei. In seinem „Gedicht über das Erdbeben von Lissabon“ verhöhnt Voltaire deswegen die von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) vertretene Theorie von der „besten aller möglichen Welten“
.
Der Kämpfer gegen das Infame
„Écrasez l’infâme!“ („Zermalmt das Niederträchtige!“) war ein Schlachtruf, den Voltaire ständig benutzte. Niederträchtigkeiten bekämpfte er vehement. So trat er zwar nicht für soziale Revolutionen ein, aber durchaus für den Schutz aller Menschen vor Ungerechtigkeit und Willkür. So führte er regelrechte Kampagnen gegen Justizskandale und erreichte oft zumindest eine verspätete Ehrenrettung der Opfer und Schadensersatz für deren Familien.
Nach anfänglicher Freundschaft zerstritten sich Friedrich der Große und Voltaire aufgrund politischer Meinungsverschiedenheit. Tuschfeder- und Acrylzeichnung der beiden „Gegner“ beim Schachspiel mit ungewöhnlichen Figuren von Rainer Ehrt (*1960)
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(c) akg-images, Berlin
Der Empirismus
David Hume (1711–1776)
Der schottische Philosoph David Hume war einer der einflussreichsten Vertreter der Aufklärung und der philosophischen Strömung des Empirismus. Seine Erkenntnistheorie war von entscheidender Bedeutung für die zeitgenössische und spätere Philosophie der Aufklärung und des Idealismus, vor allem für das Werk Immanuel Kants (1724–1804).
Hume hat sich auf die erste und unmittelbarste menschliche Erkenntnisquelle besonnen, die sinnliche Wahrnehmung. In den Sinnen nehme alle Erkenntnis ihren Anfang. So ist nach Hume nichts im Verstand, was zuvor nicht durch die Sinne gegangen ist. Wir überlasten die Vernunft, so Hume, wenn wir sie wie unsere Sinne als eigene und unmittelbare Erkenntnisquelle zu verwenden versuchen.
Woher kommen die Vorstellungen?
Diese Beschränkung gelte sogar für Dinge und Begriffe, die auf den ersten Blick in der Welt unserer Wahrnehmung gar keine Entsprechung haben wie beispielsweise Phantasien und Träume. Selbst unsere Vorstellungen von Gott oder der Unsterblichkeit haben wir laut Hume nicht allein mittels der Vernunft aus verborgenen Quellen geschöpft. Die Idee von Gott etwa entstehe, indem wir die an unseren Mitmenschen beobachteten guten Eigenschaften ins Unermessliche steigern, und Unsterblichkeit sei nichts anderes als ein in unserer Vorstellung unendlich ausgedehntes Leben. Hume geht sogar so weit, alle Theorien abzulehnen, die sich nicht auf die Basis der sinnlichen Wahrnehmung zurückführen lassen.
Alle Erkenntnis hat nach Hume ihren Ausgangspunkt in der Wahrnehmung. Wir fügen ihr mittels der Vernunft nichts hinzu, sondern stellen nur Verbindungen her. Zur Frage, ob eine Welt außerhalb unserer sinnlichen Wahrnehmung existiere, bemerkt Hume, dass nur die Wahrnehmung gewiss ist und der Mensch aus der Beobachtung lediglich indirekt auf eine Außenwelt schließt.
Empirismus
Als Empirismus (nach griech. empeiria, Erfahrung) bezeichnet man in der Philosophie eine erkenntnistheoretische Schule, derzufolge all unser Wissen von sinnlicher Wahrnehmung und Erfahrung ausgeht. Noch vor David Hume hat John Locke (1632–1704) mit seiner Vorstellung vom Menschen als „unbeschriebenem Blatt“ einen empiristischen Ansatz entwickelt. In seiner strengsten Form, wie sie George Berkeley (1685–1753) vertreten hat, leugnet der Empirismus sogar die Existenz einer Außenwelt, die unsere Wahrnehmungen verursacht. Der Gegenbegriff zum Empirismus ist der Rationalismus (nach lat. ratio, Vernunft), der die Bedeutung der Vernunft als Quelle der Erkenntnis betont
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Hume schlägt sich mit dieser Ansicht im Universalienstreit auf die Seite des Aristoteles (384–322 v. Chr.), für den die Erfahrung (griech.
empeiria
) vor den Begriffen steht. Deshalb hat man Humes Lehre auch als Empirismus bezeichnet.
Von Hume zu Popper
Hume knüpft zwar an die weit zurückliegende Erkenntnistheorie des Aristoteles an, ist aber zugleich Vorbote der modernen Forderung, alle Erkenntnis auf Beobachtungen zu gründen und durch Experimente, also Beobachtungen unter kontrollierten Bedingungen, zu überprüfen. Mögen die Philosophen auch bis heute über die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit unserer Sinne streiten, für die
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