Wissen auf einen Blick - Philosophen
beinahe jedem modernen Staat durch das Parlament, die Regierung und die Gerichte verkörpert.
Freiheit für die Tugend
Montesquieu hielt nichts davon, die Menschen zu erziehen. Die Erfahrung lehre, so der Philosoph, dass jeder Mensch, der Macht besitze, dazu neige, sie zu missbrauchen. Also brauche es intelligente staatliche Strukturen, um einen Machtmissbrauch zu verhindern. Dann, so war Montesquieu überzeugt, würde sich auch die Tugend der einzelnen Bürger frei entfalten.
Die Angst vor dem Pöbel
In jungen Jahren war Montesquieu, der selbst zum Adel gehörte, überzeugter Republikaner, später bevorzugte er die Idee einer konstitutionellen Monarchie. Zudem schlug er vor, die Legislative nochmals aufzuspalten, und zwar in ein adeliges Oberhaus und ein Parlament der Volksvertreter, wie dies in England seit dem Jahr 1343 bis heute und in ähnlicher Form mit Kongress und Senat auch in den USA der Fall ist. Auf diese Weise, so hoffte er, würden die Vertreter des Bürgertums eine Tyrannei der Oberschicht, die Adeligen aber eine „Pöbelherrschaft“ verhindern
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Andere Länder, andere Gesetze
Montesquieu hat sich in seinem Hauptwerk „Vom Geist der Gesetze“ (1748) nicht nur mit der Gewaltenteilung beschäftigt, sondern auch mit einer vernünftigen staatlichen Verfassung. Dabei widmete er sich, anders als die meisten Philosophen vor ihm, nicht der politischen Theorie und dem Wesen der Gerechtigkeit, sondern der praktischen Frage, wie ein Staat zu guten Gesetzen kommt. Er kommt zu dem Schluss, dass verschiedene Voraussetzungen in Bereichen wie Größe, Wirtschafts- und Sozialstrukturen, Religion oder Tradition auch verschiedene Lösungen sinnvoll machen. Montesquieu ging dabei so konkret vor, dass viele ihn weniger als Philosophen, sondern vielmehr als Staatsrechtler einstufen.
Anicet Charles Gabriel Lemonnier (1743–1824), „Lesung einer Tragödie von Voltaire im Salon der Madame Geoffrin“ (um 1814, Öl auf Leinwand). Neben Montesquieu am äußersten rechten Bildrand befinden sich unter den Dargestellten Denis Diderot, Jean-Jacques Rousseau, Francois Malherbe, Jean d’Alembert und René-Antoine Réaumur
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(c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt
Der Herold der Aufklärung
Voltaire (1694–1778)
„Er verlieh dem Menschengeist starke Impulse, er bereitete uns auf die Freiheit vor“, wurde Voltaire (eigentlich François Marie Arouet) auf den Sarg geschrieben. Geistesgeschichtlich bezeichnen die Franzosen das 18. Jahrhundert als das Jahrhundert Voltaires. Er gilt als einer der bedeutendsten Köpfe der Aufklärung. Die Ideen der Aufklärung hat er in seinem literarischen Werk verbreitet. Zeitlebens bekämpfte er die Gegner der Aufklärung, vor allem die konservativen klerikalen Kreise.
Ein elitärer Freigeist
Voltaire war in erster Linie Schriftsteller. Ursprünglich kam er auf Betreiben seines Vaters nach Paris, um als Anwalt zu arbeiten, machte jedoch stattdessen mit witzigen und oft auch hinterhältig ironischen Gedichten auf sich aufmerksam. Er verkehrte in adeligen Salons, schließlich auch bei Hof, wurde von der Geliebten des Königs, der Marquise de Pompadour (1721–1764), protegiert, fiel aber auch immer wieder in Ungnade und musste fliehen, weil seine bissigen Texte den hohen Herrschaften zu weit gingen. Sein Lieblingsgegner war die Kirche. Dabei war er kein Atheist. Er glaubte an Gott, hielt die Vorstellung von einem himmlischen Strafgericht sogar für notwendig, um die Menschen vom Bösen abzuhalten, fand aber religiösen Fanatismus weit schlimmer als Gottlosigkeit. Den Herrschenden stand er jedoch nicht ganz so kritisch gegenüber. Zwar hatte ein Aufenthalt in England sein politisches Bewusstsein geweckt und ihn John Locke (1632–1704) schätzen gelehrt, aber trotzdem blieb er ein treuer Anhänger der Monarchie. Von Volksbildung hielt er wenig und meinte sogar, es sei sinnlos, künftigen Bauern Lesen und Schreiben beizubringen. Eine Besserung der Zustände erhoffte er sich vor allem von aufgeklärten Monarchen. Den jungen Friedrich II. von Preußen (1712–1786), mit dem er ab 1736 in brieflichem und persönlichem Kontakt stand, beeinflusste er sehr. Ebenso verkehrte er brieflich mit der Zarin Katharina II. (1729–1796), die er geradezu verehrte, wobei er geflissentlich die konservativen Seiten ihrer Regentschaft sowie die Verschärfung der Leibeigenschaft übersah.
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1755 kostete ein gewaltiges Erdbeben in Lissabon mehr als 100 000 Menschen das Leben. Die Katastrophe
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