Wissen auf einen Blick - Philosophen
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Von Äpfeln und Planeten
Isaac Newton (1642–1727)
Der englische Physiker und Mathematiker Isaac Newton ist der beste Bürge dafür, dass die Naturwissenschaft aus der Philosophie hervorgegangen ist. Er selbst hat seine Arbeit noch der Naturphilosophie zugerechnet und stellt sich damit in die Tradition, die 2000 Jahre zuvor mit Thales von Milet (um 625–545 v. Chr.) ihren Anfang nahm. Diese Haltung kommt sogar im Titel von Newtons Hauptwerk zum Ausdruck: „Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie“ („Naturalis Philosophiae Principia Mathematica“, 1687). Die Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473–1543) und Johannes Kepler (1571–1630) hatten erkannt, dass die Planeten sich auf kreisähnlichen Bahnen um die Sonne bewegen. Aber welche Kraft hält sie auf ihren Wegen? Warum fliegen die Planeten nicht geradewegs ins All hinaus? Diese Fragen hatte Kepler aus Mangel an Beweisen notgedrungen offen lassen müssen.
Newtons Apfel
Zeitgenössischen Legenden zufolge hat ein vom Baum fallender Apfel Newton auf die Spur der gesuchten Kraft, der Gravitation, gebracht. Sollte sich dieselbe Kraft, die den Apfel zu Boden zieht, weit genug in den Raum erstrecken, um den Mond an die Erde zu binden? Sollte von der Sonne womöglich eine ähnliche Kraft ausgehen, welche die Erde und die anderen Planeten um die Sonne kreisen lässt? Newton ist der Frage nachgegangen und fand seine Vermutung bestätigt. Am Himmel wirkt tatsächlich die gleiche Kraft wie auf der Erde. Damit vollendete Newton die von Kopernikus über hundert Jahre zuvor begonnene Abkehr von der Vorstellung, die Erde stehe im Zentrum der Welt. Das heliozentrische Modell mit der Sonne im Mittelpunkt war bestätigt und die „kopernikanische Wende“ endgültig vollzogen.
Otsogistik
1676 schrieb Isaac Newton in einem Brief an seinen Kollegen Robert Hooke über seine Lebensleistung: „Wenn ich weiter gesehen habe als andere, so nur deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.“ Newton zollte damit seinen Vorgängern von Euklid und Archimedes bis zu Galilei und Kepler Respekt. Damit hat er nebenbei eine eigene Disziplin der Ideengeschichte begründet, die Otsogistik. Sie verdankt ihren Namen den Anfangsbuchstaben des englischsprachigen Originalzitats („on the shoulders of giants“). Aus heutiger Sicht gehört Newton ohne Zweifel selbst zu den Riesen
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Wegbereiter der Aufklärung
Newton kam bei seinen Forschungen zu dem Schluss, dass die menschliche Erkenntnis immer nur einen kleinen Teil der ganzen Wahrheit erfassen kann. So seien die physikalischen Kräfte selbst nicht wahrnehmbar, sondern nur ihre Wirkung auf die Dinge. Trotz ihrer kleinschrittigen Entwicklung dränge die wissenschaftliche Erkenntnis Gott immer weiter zurück. Gleichwohl, so Newton, könne nur Gott die Harmonie des Universums erhalten. Insbesondere die für seine Physik grundlegende Vorstellung des absoluten Raumes könne selbst nicht physikalisch, sondern nur theologisch abgesichert werden. Voraussetzung der wissenschaftlichen Welterklärung sei die Annahme eines ewigen und unendlichen Gottes, wie Newton in den „Principia Mathematica“ schreibt. Diese Vorstellung beeinflusste zahlreiche Vordenker der Aufklärung, darunter Leibniz und Voltaire, dessen Ehrfurcht vor der Größe des Universums von Newton inspiriert ist.
Die Bronzestatue in der British Library London wurde von Eduardo Paolozzi (1924–2005) nach einem Gemälde von William Blake (1757–1827) entworfen. Der Dichter und Maler stellte Newton tief in seine Forschung versunken dar
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Die beste aller möglichen Welten
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716)
Gäbe es den Begriff des Universalgelehrten nicht schon, für Gottfried Wilhelm Leibniz müsste man ihn erfinden.
Im Laufe seines bewegten Lebens, das ihn als Diplomat unter anderem nach Paris und London führte, hat er sich mit Themen aus allen Bereichen der Geistes- und Naturwissenschaft befasst, darunter Physik, Mathematik, Geschichtsschreibung und Philosophie. Aber eine Frage beschäftigte ihn mehr als jede andere: die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Wenn Gott ein „gerechter Richter“ ist, wie es in Psalm 7 heißt, wie kann er dann das Böse zulassen?
Von Gott gewolltes Leid?
Zumindest müsste ein gütiger, allwissender und allmächtiger Gott, wie ihn sich etwa das Christentum vorstellt, das Leid der Unschuldigen verhindern. Aber oft treffen
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