Wissen auf einen Blick - Philosophen
Naturwissenschaft hat sich diese Methode ohne Zweifel als sehr produktiv erwiesen. Im 20. Jahrhundert hat der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Karl Popper (1902–1994) Humes Empirismus zum sogenannten „Kritischen Rationalismus“ weiter entwickelt.
David Hume in einem Stich aus dem 18. Jahrhundert nach einem Porträtgemälde von Allan Ramsay (1713–1784). Der schottische Maler schuf ein ebensolches Porträt des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau. Hume und Rousseau, einst in Freundschaft verbunden, zerstritten sich über verschiedene politische und philosophische Auffassungen. Als Hume erfuhr, dass Rousseau an seiner Autobiografie saß, sagte er: „Ich glaube nicht, dass irgend jemand sich selbst schlechter kennt als Rousseau.“
(c) Interfoto, München
„Der Mensch ist frei geboren …“
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)
Der Staatsmann Maximilien de Robespierre (1758–1794), der die Französische Revolution endgültig im blutigen Terror versinken ließ, hat ihn ebenso verehrt wie der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724–1804). Sein Gegner Voltaire (1694–1778) hielt Jean-Jacques Rousseau dagegen für einen Menschen fernab von jeglicher Moral.
Rousseau entlarvte den Mythos der Aufklärung, wonach Vernunft alles sei und sich ein Staatsgebilde von klugen Köpfen am Reißbrett entwerfen und dann dem Volk auferlegen lasse. Er verstand, dass die Menschen auch in der vernünftigsten Staatsform zu Untertanen werden, wenn der Staat ein anonymes Gebilde ist, dessen Legitimität sie nicht selbst anerkennen. Mit seinem Konzept der „volonté générale“ forderte Rousseau eine faktische und emotionale Beteiligung aller an der Herrschaft.
Was ist der „allgemeine Wille“?
Eines der Hauptwerke Rousseaus ist der „Gesellschaftsvertrag“ („Du contract social“, 1762). Darin vertritt er die Vorstellung, dass Herrschaftsgewalt nur durch den Willen der Beteiligten, lieber in einer geordneten Gesellschaft als in Anarchie zu leben, legitimiert werde. Der Staat solle so beschaffen sein, als hätten seine Bürger zuvor einen Vertrag zur Steigerung des gemeinsamen Nutzens miteinander geschlossen. Dieser Gedanke war nicht neu. Bereits Rousseaus Vorgänger Thomas Hobbes (1588–1679) und John Locke (1632–1704) vertraten ähnliche staatsphilosophische Ansätze. In gewisser Weise trat Rousseau sogar hinter die konkreten und leichter umsetzbaren Vorstellungen Lockes zurück. Denn er schrieb, dass die Menschen in einem Staat nur dann ihre Freiheit nicht verlören, wenn die Herrschaft einem „Generalwillen“ aller folge. Diese undurchsichtige Größe der „volonté générale“ sollten später sowohl die französischen Revolutionäre als auch die russischen Bolschewisten dazu missbrauchen, sich zu Vertretern des „Volkswillens“ zu erklären.
Berühmte erste Worte
„Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten.“ Mit diesen vielzitierten Worten beginnt Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“. Nicht minder berühmt ist die Einleitung zum zweiten Teil seines „Diskurs über die Ungleichheit“: „Der erste, der ein Stück Land einzäunte, sich in den Sinn kommen ließ, zu sagen: dieses ist meins, und einfältige Leute antraf, die es ihm glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen Gesellschaft.“ Und auch das Motto seiner für die Pädagogik einflussreichen Schrift „Émile“ ist sprichwörtlich geworden: „Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen der Menschen.“
Die Wirkung Rousseaus
Kann ein Staat, wie Rousseau ihn konzipiert, überhaupt verwirklicht werden? Dass dies in einem großen Land mit einer langen Vorgeschichte wie Frankreich möglich sei, glaubte selbst Rousseau nicht. Mit dem Entwurf seines Staatskonzepts hatte er eher kleine, noch „junge“ Staaten im Sinn.
Der immer wieder beklagten mangelnden praktischen Umsetzbarkeit seines Staatskonzepts zutrotz hatte Rousseau eine immense Wirkung auf das Europa des späten 18. Jahrhunderts. Mit seinem leidenschaftlichen Eintreten für die Freiheit des Einzelnen, seiner vehementen Sozialkritik und seinem Plädoyer für die Legitimität von natürlichen Instinkten inspirierte er nicht nur die Französische Revolution, sondern auch den beginnenden bürgerlichen Widerstand, der neben dem Impuls der Aufklärung auch das Feuer des „Sturm und Drang“ brauchte.
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