Wissen auf einen Blick - Philosophen
Friedrich Schleiermachers (1768–1834) zurück und entwickelte sie weiter.
Wie Schleiermacher glaubte er, dass man geistige Produkte nur in ihrem Entstehungszusammenhang verstehen kann und ihre Entstehung quasi „nacherleben“ muss, aber er wendete dieses Prinzip nicht nur auf Texte, sondern auch auf Kunst, Sprache, Rechtsordnungen, Religionen und geschichtlichen Ereignisse an.
Die Macht der Statistik
Schon zu Diltheys Zeiten spielten empirische Methoden wie Messen und Zählen eine Rolle, wenn es um die Erforschung „menschlichen Wollens“ ging. Dilthey beklagte sich, dass man sich früher mit der Unsterblichkeit befasst habe, heute dagegen nur noch von Sterblichkeitsziffern die Rede sei. Mit seinem Ansatz wandte sich Dilthey gegen die Tendenz, in den Geisteswissenschaften nur das gelten zu lassen, was empirisch beweisbar ist. Heute spielen besonders in den Sozialwissenschaften quantitative Methoden eine große Rolle, weshalb sich die Sozialwissenschaft als eine der „exaktesten“ Geisteswissenschaften versteht
.
Weltanschauung als Charaktersache
Hinter den einzelnen menschlichen Errungenschaften sah Dilthey aber einen „objektiven Geist“ walten. Damit meinte er allerdings keinen metaphysischen „Weltgeist“, wie ihn z. B. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) beschrieb.
Erklärende Größen, die über das menschliche Leben hinausgehen, kamen bei Dilthey nicht vor, weshalb seine Philosophie auch als „Lebensphilosophie“ bezeichnet wird. Dilthey war gleichwohl der Auffassung, dass es durchaus Gesetzmäßigkeiten hinter dem menschlichen Handeln gibt, die sich erkennen lassen und die einzelnen subjektiven Ergebnisse „objektiver“ machen. So glaubte er beispielsweise, dass Weltanschauungen größtenteils eine Frage des Charakters seien und dass sich aus der Kenntnis verschiedener Weltanschauungen und Charaktere durchaus erklärende Strukturen ergäben. Überhaupt hatte seine Hermeneutik psychologische Züge, weil er das Wollen, Fühlen und Ahnen für den Ausgangspunkt der menschlichen Kultur hielt.
Aufnahme von Wilhelm Dilthey (Berlin, um 1905) des Hamburger Porträtfotografen Rudolf Dührkoop (1848–1918), Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin. Sein Freund und Bewunderer Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) schrieb über Dilthey: „Der Mann hatte ein Auge, das sah im Innern der Erde die Erze gehen in ihren Gängen und übersah nicht das kleinste Fischerboot… Wie lebte nicht in diesen Augen eine geistige Welt und Welten über Welten… Das war Universalität des Geistes.“
(c) Interfoto, München
Philosophischer Pragmatismus: Was soll das nützen?
Charles S. Peirce (1839–1914)
Die Frage nach dem guten Leben ist so alt wie die Philosophie selbst. Was es bedeutet, glücklich zu leben, und wie man das Glück mit dem geringstmöglichen Aufwand erreichen kann, haben Philosophen zu allen Zeiten zu ergründen versucht.
Der Pragmatismus (nach griech.
pragma
, Handlung) fragt bei jeder Theorie und jeder einzelnen Annahme nach ihren praktischen Folgen. Der Begründer des Pragmatismus ist der amerikanische Philosoph Charles Sanders Peirce, der ursprünglich in der Logik und Wissenschaftstheorie zu Hause war. Zunächst stark vom deutschen Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) geprägt, dessen „Kritik der reinen Vernunft“ er bereits im Jugendalter gelesen hatte, entwickelte er bald eigene philosophische Theorien. Obwohl im Hauptberuf Landvermesser, hielt er an der Harvard-Universität in Cambridge Vorlesungen zur Wissenschaftstheorie, die er 1903 unter dem Titel „Lectures on Pragmatism“ veröffentlichte.
Nutzen in der Praxis
Peirce behauptet, die Bedeutung eines Satzes oder eines Begriffes sei nichts anderes als die Summe seiner praktischen Folgen. So schreibt er beispielsweise: „Die Idee, die das Wort Kraft in unserem Verstand auslöst, hat keine andere Aufgabe, als unsere Handlungen zu bestimmen, und diese Handlungen haben keinen anderen Bezug zur Kraft als durch deren Wirkung. Wenn wir also die Wirkungen von Kraft kennen, sind wir mit jeder Tatsache bekannt, die mit Aussagen über die Existenz von Kraft zu verbinden ist, und mehr gibt es nicht zu wissen.“ Peirce knüpft damit an den mittelalterlichen Philosophen Duns Scotus (um 1266–1308) an, der lehrte, aufgrund der Begrenztheit unseres Verstandes könnten wir die Wahrheit nicht direkt erkennen, sondern seien gezwungen, von ihren Wirkungen auf sie zurückzuschließen. So erkennen wir nach Scotus etwa
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