Wissen auf einen Blick - Philosophen
fordern deren Überwindung durch eine revolutionäre Arbeiterklasse. Ziel der Revolution sei die klassenlose Gesellschaft, in der jeder nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen arbeiten und leben könnte. Im Jahr 1849 floh Marx vor der preußischen Zensur nach London. Hier schrieb er sein „Das Kapital“ (1867–1894).
Im zentralen Kuppelsaal der alten British Library war bis 1997 noch sein Arbeitsplatz an einem der langen Lesetische zu besichtigen, wo das Mammutwerk entstand. Im „Kapital“ kritisiert Marx die kapitalistische Wirtschaftsweise als Herrschaftsverhältnis, das sich mittels Aneignung und Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft reproduziert. Er fordert die Humanisierung der Gesellschaft, die Emanzipation der Massen und das Ende von Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung.
Das liebe Geld
Marx hatte nie Geld, aber immer Schulden. Er lieh sich regelmäßig größere Summen von Engels und anderen privaten Kreditgebern. Damit hätte er eigentlich gut leben können, aber seine Ansprüche waren hoch: Seine Töchter erhielten Klavierunterricht, seine Frau Jenny schickte er zum Urlaub an die See und er selbst leistete sich einen Sekretär. So landete das Familiensilber des Öfteren beim Pfandleiher. „Ich glaube nicht, dass unter solchem Geldmangel je über „das Geld“ geschrieben worden ist“, klagte Marx, während er an seiner Schrift „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ arbeitete
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Der Klassenkampf
Im Zentrum der Kapitalismuskritik von Karl Marx steht der unvereinbare Klassengegensatz zwischen Arbeitern und Bürgern. In seinen Augen besitzt nur die Arbeiterschicht, das Proletariat, die Kraft, eine kommunistische Revolution zum Erfolg zu führen. Da das Proletariat im Kapitalismus ausgebeutet werde, habe diese Klasse auch das größte Interesse an einer Umwälzung. Vor allem die Trennung von Arbeitsleistung und Besitz verurteilte Marx. Während die Last der Produktion auf den Schultern des Arbeiters ruhe, beanspruche der Kapitalist sowohl Eigentum an Fabriken und Maschinen als auch den Ertrag der Arbeit. Von 1864 bis 1866 leitete Marx die von ihm ins Leben gerufene Internationale Arbeiterassoziation (Erste Internationale). Denn anders als die meisten Philosophen wollte er die Gesellschaft seiner Zeit nicht nur verstehen, sondern auch verändern. Im Manifest der Kommunistischen Partei von 1848 warnt er vor der bevorstehenden Umwälzung: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus.“
Posthum wurden zahlreiche private Fotografien der Familie Marx von Karl Marx’ Töchtern Laura und Jenny veröffentlicht. Ins Bild des Vorstreiters der Arbeiterbewegung wollen diese Aufnahmen indes nicht so recht passen: Marx zeigt sich inmitten seiner bürgerlichen Familie, bei gutem Essen und zwischen teuren Möbeln. Seine Kritik an der „heiligen Familie“, so der Titel einer Frühschrift, hat Marx in seinem Haus nicht umgesetzt. Kolorierte Porträtaufnahme, um 1880
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Eine Lanze für die Geisteswissenschaften
Wilhelm Dilthey (1833–1911)
In den Naturwissenschaften lassen sich relativ einfach Regeln für wissenschaftlich exaktes Arbeiten aufstellen. Aber in den Geisteswissenschaften? Ist es überhaupt möglich, über literarische Texte oder das Verhalten von Menschen allgemein verbindliche Aussagen zu machen? Ende des 19. Jahrhunderts wurden all jene, die sich mit Kulturgütern wie Sprache, Literatur, Kunst, Musik, Religion oder Philosophie beschäftigten, mit dem Vorwurf der „Subjektivität“ konfrontiert und gerieten gegenüber den aufstrebenden, fortschrittlichen und „objektiven“ Naturwissenschaften in Erklärungsnot. Wilhelm Dilthey ist es zu verdanken, dass die Geisteswissenschaften zu einem neuen Selbstverständnis fanden.
Die Kunst des Verstehens
Als einen entscheidenden Unterschied zwischen beiden Bereichen erkannte Dilthey, dass sich Naturwissenschaften immer mit quasi „blinden“, unter bestimmten Bedingungen automatisch ablaufenden Prozessen beschäftigen, die objektiv erkennbar sind. Forscher im Bereich der Geisteswissenschaften haben dagegen immer mit Dingen zu tun, die von einzelnen Menschen „gewollt“ und deshalb zwangsläufig subjektiv sind. Daher könnten Erkenntnisse in den Geisteswissenschaften nie objektiv und absolut sein, sondern immer nur relativ. Folglich müssten sich die Geisteswissenschaften auch anderer Methoden bedienen als die Naturwissenschaften. Dilthey griff dazu auf die Hermeneutik (Kunst des Verstehens)
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