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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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den Menschen. Dieser war von Anfang an Subjekt der Philosophie, aber mit dem Existenzialismus wird er zu ihrem wichtigsten Gegenstand, zu ihrem Objekt. Der Existenzialismus wirft die Philosophie auf den Menschen und sein Leiden zurück, aber es ist eine produktive Beschränkung. Er begreift den Mensch als Mängelwesen, versucht aber aus diesem Zustand selbst Funken der Erkenntnis zu schlagen, anstatt, wie Platon und seine Anhänger mit allen Mitteln an seiner Überwindung zu arbeiten. Obwohl der Existenzialismus die Philosophie vom Himmel zurück auf die Erde holen und den Menschen in ihr Zentrum rücken wollte, kommt bei vielen Existenzialisten am Ende Gott wieder ins Spiel: als Toter, als Prüfer, als Unbekannter, übergroß in seiner Abwesenheit.
Abraham und die Sinnlosigkeit
    Der Däne Søren Kierkegaard entstammt einer frommen christlichen Familie. Die zentrale Figur seiner Philosophie ist jedoch nicht Gott, sondern der biblische Stammvater Abraham. Nachdem Abraham im hohen Alter noch ein Sohn geschenkt wurde, fordert Gott von Abraham unversehens dessen Opferung und hält ihn erst in letzter Sekunde davon ab (nachzulesen im 1. Buch Mose, Kapitel 22). In dieser unerhörten Prüfung kommen für Kierkegaard die elementaren menschlichen Erfahrungen der Sinnlosigkeit des Daseins, der Willkür des Schicksals und der eigenen Verlorenheit zum Ausdruck.
    Existenzphilosophie
    Kierkegaard gehört neben Friedrich Nietzsche (1844–1900) und Jean-Paul Sartre (1905–1980) zu den wichtigsten Vertretern des Existenzialismus. Die christlichplatonische Tradition, so Nietzsche, verbreite die Irrlehre, der Mensch sei im Kampf gegen seine eigene Unzulänglichkeit auf Schützenhilfe von außen angewiesen. Nietzsche dagegen fordert die Überwindung menschlicher Schwäche aus eigener Kraft. Der Mensch soll ohne fremde Hilfe zum “Übermenschen” werden. Sartre zieht vom menschlichen Leben jede fremde Sinngebung ab, egal, ob religiös, metaphysisch oder politisch. Übrig bleiben nur das nackte Dasein und der Zwang, es selbst mit Sinn zu füllen
.
    Der geprüfte Abraham ist aus Kierkegaards Sicht der Prototyp des Menschen in seiner Vereinzelung. Von dieser existenziellen Erfahrung müsse, so Kierkegaard, alle Philosophie ausgehen.
Dreistufiger Ausweg
    Den Ausweg aus der Vereinzelung beschreibt Kierkegaard als dreistufigen Prozess. Erster Schritt sei die Hinwendung zum Ästhetischen, wie sie laut Kierkegaard Mozarts Don Giovanni als Repräsentant von Sinnlichkeit und Erotik symbolisiert.
    Der zweite Schritt bestehe in der ethischen Selbstbesinnung des Einzelnen und im Bekenntnis zur absoluten Differenz von Gut und Böse. Als dritten und letzten Schritt der Selbstüberwindung beschreibt Kierkegaard die Aufhebung von Schuld und Reue in der religiösen Überwindung des Ethischen. Damit vollende der Mensch die Ausschöpfung seiner Existenzmöglichkeiten, wie Kierkegaard in „Furcht und Zittern“ (1843) am Beispiel Abrahams demonstriert.

Edvard Munch (1863–1944), „Der Schrei“ (1893), Tempera auf Karton, Munch-Museet, Oslo. Der norwegische Künstler Munch zeigte sich tief beeindruckt von Kierkegaards Existenzialismus. Der Schrei konkretisiert und personifiziert die existenzielle Angst des modernen Menschen, wie sie Kierkegaard in seiner psychologischen Studie „Der Begriff Angst“ von 1844 beschrieben hat
.
    (c) Interfoto, München

Ein Gespenst geht um in Europa
Karl Marx (1818–1883)
    Kaum ein Philosoph hatte so weitreichenden und anhaltenden Einfluss auf das Leben der Menschen wie der deutsche Philosoph Karl Marx. Sein Name ist auf unabsehbare Zeit dem öffentlichen Gedächtnis eingeschrieben, denn seine Philosophie hat in Denkmälern und Statuen, aber auch in Mauern und Schlagbäumen körperliche Gestalt angenommen. Marx ist von seinem politischen Erbe kaum zu trennen. Wer ist der Denker, dessen Schriften das 20. Jahrhundert so grundlegend veränderten?
Zusammenarbeit mit Engels
    In seiner Dissertation von 1841 befasste Marx sich noch mit den Wurzeln der Naturphilosophie bei Demokrit und Epikur. Doch während seines Studiums des Rechts und der Philosophie in Bonn, Berlin und Jena entwickelte sich sein Interesse an sozialen und historischen Themen, nicht zuletzt dank seiner Beschäftigung mit der Geschichtstheorie Hegels. 1845 zog er nach Brüssel, wo er gemeinsam mit Friedrich Engels (1820–1895) 1848 das „Manifest der kommunistischen Partei“ verfasste. In diesem kritisieren sie die kapitalistische Gesellschaft und

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