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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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gemeint. Das größte Ungeheuer ist also am Ende nicht der Mensch, sondern Gott, und damit der Übermensch leben kann, muss der Mensch Gott töten. Danach bleibt als letzte Spur der Menschlichkeit und als letztes Hindernis nur noch der eigene Tod. In der „Antigone“ heißt es über den ungeheuren Menschen: „Rat für alles weiß er sich, und ratlos trifft ihn nichts, was kommt. Nur vorm Tod fand er keine Flucht.“

Buchschmuck im Jugendstil mit dem Motiv des „Übermenschen“ aus Nietzsches „Also sprach Zarathustra“, Berliner Illustrierte Zeitung, 1903. Nietzsches Übermensch erwächst aus den zwei Grundmotiven: dem unbedingten Willen zur Macht (links) und der Überwindung der eigenen Schwäche (rechts)
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    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Alles nur geträumt?
Sigmund Freud (1856–1939)
    Die Vorstellung, dass unsere Träume etwas bedeuten, ist alt: Sie reicht von den prophetischen Träumen des Pharaos in der Bibel über die Traumauslegung der Priesterinnen von Delphi im alten Griechenland bis zur rätselhaften „Traumzeit“ der Aborigines. Aber was haben die Träume den Menschen zu sagen? Der Psychiater Sigmund Freud erkannte in ihnen den „Königsweg zum Unbewussten“.
Traumsymbole
    Die Träume, so Freud, „verkleiden“ unsere unterdrückten Wünsche und sprechen in Bildern. Personen und Gegenstände symbolisieren im Traum Triebe, Ängste oder Hoffnungen. Freuds Hauptwerk „Die Traumdeutung“ (1900) widmet sich der Entschlüsselung dieser Traumsymbole. Eine gründliche Traumdeutung müsse allerdings immer die Vorgeschichte des Träumers berücksichtigen, wie Freud am Beispiel des „Prüfungstraums“ erklärt. Der Träumer hat eine schwere Prüfung zu bestehen und fürchtet, er könne durchfallen. Dieser Traum komme, so Freud, fast nur bei längst erwachsenen Menschen vor, die im wachen Leben alle Prüfungen bestanden haben. Die Prüfung stehe folglich für eine andere Aufgabe, und der Traum symbolisiere den Wunsch, dieser gewachsen zu sein.
Wechselspiel der Seelenkräfte
    Freud knüpft mit seiner Traumdeutung an die „mehrteilige Seele“ an, eine der grundlegenden Vorstellungen der Ideengeschichte. Er geht davon aus, dass in unserem Inneren unterschiedliche, teils widersprüchliche Kräfte wirken. Diese Vorstellung findet sich schon bei Platon (427–347 v. Chr.), der in seinem Dialog „Phaidros“ drei Seelenteile nennt: Vernunft, Mut und Begierde. Er beschreibt die Seele als zweispännigen Wagen, der von Mut und Begierde gezogen und von der Vernunft gelenkt wird. Auch Freud geht von einer Dreiteilung der Psyche aus: dem „Es“ als unbewusstem Sitz der Triebe, dem „Über-Ich“ als Träger anerzogener Werte und dem „Ich“ als Vermittler. Das Verständnis unseres Verhaltens setzt laut Freud das Verständnis des Wechselspiels dieser seelischen Kräfte voraus. Von der Psychologie unterscheidet sich Freuds Psychoanalyse durch ihren therapeutischen Anspruch. Freud ist ebenso sehr Arzt wie Forscher und will als solcher nicht nur verstehen, sondern auch heilen. Paradoxerweise steht seine Psychoanalyse im Ruf, die Ursachen seelischer Störungen zwar häufig erfolgreich aufzudecken, aber nur selten nachhaltig zu behandeln. Deswegen ist die klassische Analyse heute nur noch eine unter vielen psychotherapeutischen Ansätzen. Freuds Wirkung auf die Philosophie war dafür umso größer. Sowohl die Seelenlehre des Nervenarztes und Philosophen Karl Jaspers (1883–1969) als auch die Wissenschaftstheorie Karl Poppers (1902–1994) sind in der Auseinandersetzung mit Freud entstanden. Seine Wirkung beschränkt sich aber nicht auf die Wissenschaft. Freuds Lehre ist Teil der Alltagskultur geworden. Von Freud geprägte Begriffe wie „Neurose“ und „Psychose“ sind daraus nicht mehr wegzudenken.
    Der Ödipuskomplex
    In der griechischen Sage von Ödipus, der unwissentlich seinen Vater erschlägt und seine Mutter heiratet, erkannte Freud ein typisches Muster der kindlichen Entwicklung: die Eifersucht auf den Vater, die aus der Liebe zur Mutter erwächst. Diesen sogenannten Ödipuskonflikt durchläuft, nach Freud, jeder Junge – bei den Mädchen spricht man im umgekehrten Fall von einem Elektra-Konflikt. Sollten sich die Gefühle des Sohnes der Mutter gegenüber in sexuelles Begehren umwandeln, das auch im Laufe des Erwachsenwerdens nicht abklingt, so spricht man von einem Ödipuskomplex
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Anlässlich des 150. Geburtstages des Psychologen Sigmund Freud organisierte das Jüdische Museum in Berlin

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