Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
Vom Netzwerk:
kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden.“ Eine der zentralen Forderungen Poppers an eine wissenschaftliche Theorie lautet deswegen, sie müsse Vorhersagen hervorbringen, die sich experimentell überprüfen lassen. Aus diesem Grund gehörte Popper zu den schärfsten Kritikern Sigmund Freuds (1856–1939). Dessen Theorie der seelischen Störungen produziere keine überprüfbaren Hypothesen und sei folglich weniger Wissenschaft als Glaubenssache
.
    Dabei geht Popper über Platons Schüler und Gegenspieler Aristoteles (384–322 v. Chr.) noch hinaus. Aristoteles forderte, dass die Begriffe aus gründlicher Beobachtung abgeleitet werden. Popper glaubt, dass wir die Welt nicht nur beobachten, sondern sogar gezielt befragen können. Indem wir Vermutungen anstellen und diese im Experiment überprüfen, festigen wir die Grundlage unseres Wissens.
    Anders als etwa sein Philosophenkollege George Berkeley (1685–1753) leugnet Popper nicht die Existenz einer unabhängigen Wirklichkeit, glaubt jedoch, dass der Mensch niemals endgültige Gewissheit über ihr Wesen erlangen könne. Jede Theorie gelte nur so lange, bis sie durch eine bessere Theorie ersetzt wird. Kritiker maßen Popper mit seinem eigenen Maß und warfen ihm eine bewusste Fehldeutung der platonischen Philosophie vor.

Bis kurz vor seinem Tod lehrte Popper noch als Professor für Logik und wissenschaftliche Methodik an der London School of Economics and Political Science. Hier arbeitete er u. a. mit den Physikern Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger, dem Kunsthistoriker Ernst Gombrich und dem Philosophen Bertrand Russell zusammen. Der gebürtige Wiener wurde 1965 von Queen Elisabeth II. als Knight Bachelor in den Ritterstand erhoben
.
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Die Ikone der Philosophie des 20. Jahrhunderts
Jean-Paul Sartre (1905–1980)
    Der französiche Denker Jean-Paul Sartre hat als erster Philosoph von Weltrang fast sein gesamtes Leben im Zeitalter der Massenmedien gelebt. Er zog immer wieder die Aufmerksamkeit der Presse auf sich und wurde so im 20. Jahrhundert zum Gesicht der Philosophie. Einige der bekanntesten Bilder zeigen ihn im Café „Les Deux Magots“ in Paris, mit seiner Lebensgefährtin Simone de Beauvoir und beim Besuch des RAF-Terroristen Andreas Baader im Gefängnis in Stammheim. In den Bildzeugnissen seines Lebens nahm der Geist der Zeit Gestalt an; so wurde Sartre zur ersten Ikone der Philosophie.
Der Mensch macht sich selbst
    „Man muss aus Lehm sein, und ich bin aus Wind“, schrieb Sartre in seinem Tagebuch über sich selbst. Wenn er damit sagen wollte, er sei nicht hart genug gewesen, klingt das zumindest hinsichtlich seiner Philosophie wie Ironie, denn Jean-Paul Sartre war einer der radikalsten philosophischen Denker, die je gelebt haben.
    Der Mensch, so Sartre, komme als eine Art Rohmasse zur Welt, als pure Existenz. Es liege bei jedem einzelnen, sich selbst zur Essenz, zum Wesen, zu formen. Als „rohe“ Menschen sind wir gänzlich unbestimmt und leiden an einem „geheimen Nichts“, wie Sartre es ausdrückt.
Zur Freiheit verurteilt
    Wir sind zur Freiheit verurteilt, und erst durch eigene Entscheidungen werde ich von einem, der bloß ist, zu einem, der etwas ist. Wer dabei auf Hilfe von oben oder von außen hofft, hofft vergebens, so Sartre. Der Mensch ist für Sartre sein eigener Schöpfer und sein eigener Gott, ebenso wie Albert Camus (1913–1960) glaubte, der Mensch müsse sein eigener Erlöser werden.
    Das Sein und das Nichts
    „Das Sein und das Nichts“ (1943) ist Sartres philosophisches Hauptwerk. Ausgehend von Baruch de Spinoza (1632–1677), Søren Kierkegaard (1813–1855), Edmund Husserl (1859–1938) und Martin Heidegger (1889–1976) entwickelt er darin eine radikale Philosophie der Freiheit. Zwar jongliert Sartre mit dem sperrigen Vokabular der Phänomenologie (Erscheinungslehre) und Ontologie (Seinslehre), aber zugleich veranschaulicht er seine Überlegungen immer wieder anhand kleiner Szenen aus Pariser Cafés. Im Kapitel über die Unaufrichtigkeit etwa tritt ein Kellner auf, der sich einredet, er müsse jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen. Tatsächlich habe er die Wahl, im Bett zu bleiben, wenn auch auf die Gefahr hin, entlassen zu werden
.
    Doch laut Sartre ist von den Menschen nichts Gutes zu erwarten. Sein Blick auf seine Mitmenschen ist im Kern recht pessimistisch. Religion und Psychologie sind für Sartre nichts als Ausreden

Weitere Kostenlose Bücher