Wissen auf einen Blick - Philosophen
jener, die sich scheuen, von ihrer Freiheit rechten Gebrauch zu machen. „Die Hölle, das sind die anderen“, bilanziert er in seinem Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft“ (1944).
Keine Schuld und Gnade
Mit der Verneinung äußerer Autoritäten verlieren auch Begriffe wie Schuld oder Sünde ihren Sinn. Die Verurteilung zur Freiheit ist unwiderruflich. Niemand kann uns begnadigen, aber wir sind auch niemandem Rechenschaft schuldig.
Solcherlei Überlegungen veranlassten Sartre in der Nachkriegszeit, sich einer besonders radikalen Gruppe kommunistischer Aktivisten anzuschließen. Dieser Schritt führte schließlich zum Zerwürfnis mit seinem langjährigen Freund Camus, dem er Verrat am Widerstand vorwarf.
Die Titelgeschichte „Moskaus schmutzige Hände – Von den Barrikaden gefallen: Jean-Paul Sartre“ des Magazins „Der Spiegel“ aus dem Jahr 1956 verweist auf Sartres Austritt aus der Kommunistischen Partei im selben Jahr. Grund für diese Entscheidung war die blutige Unterdrückung des Ungarischen Volksaufstands durch das sowjetische Regime, die Sartre auf Schärfste verurteilte
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(c) akg-images, Berlin
Tätiges Leben vor dem Hintergrund des Totalitarismus
Hannah Arendt (1906–1975)
Die deutschjüdische Publizistin und Gelehrte Hannah Arendt hatte großen Einfluss auf die politische Philosophie ihrer Zeit, obwohl sie die Bezeichnung „Philosophin“ stets ablehnte. Vom nationalsozialistischen Regime verfolgt und 1937 ausgebürgert, erhielt sie 1951 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Hannah Arendt studierte zunächst bei Martin Heidegger (1889–1976) und später bei Edmund Husserl (1859–1938). Sie promovierte bei Karl Jaspers (1883–1969), mit dem sie auch später eng befreundet blieb. Von 1963 bis 1975 lehrte sie als Professorin, erst in Princeton, dann an der University of Chicago und schließlich in New York. Bis zu ihrem Tod trat sie stets für Freiheit, Menschenrechte, Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit ein.
Die Bedeutung einer Vita activa
Hannah Arendts politisches Engagement folgte ihrer Philosophie, wonach dem einzelnen Menschen die Aufgabe zukommt, zusammen mit anderen die Welt zu gestalten. Handeln und Arbeiten sei das Wesen des Menschen, da es dem Fortbestand des Einzelnen und der Gesellschaft dient. Das menschliche Handeln ist für Arendt von Kommunikation und politischer Interaktion bestimmt. In ihrer Schrift „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ betont sie die Notwendigkeit der Kommunikation, da es keine absolute Wahrheit, sondern nur einzelne Meinungen gebe. Hannah Arendt ging davon aus, dass prinzipiell jeder Mensch zum Denken und somit auch zur Politik fähig sei. Deshalb dürfe das politische Handeln und die Macht im Staat nicht auf Einzelne beschränkt sein.
Die „Banalität des Bösen“
Eine heftig diskutierte These Arendts war die von der „Banalität des Bösen“, die sie 1961, ausgehend vom Eichmann-Prozess, aufstellte. Im Gegensatz zur dämonischen Tiefe des von Kant geprägten Begriffs des „radikal Bösen“, das außerhalb von politischen, geschichtlichen oder moralischen Kategorien steht, nennt Arendt die Verbrechen des NS-Schreibtisch-täters Adolf Eichmann „ungeheuerliche Taten“ eines „gewöhnlichen“, „gedankenlosen“ Täters. Im 1989 veröffentlichten Buch „Denken, Wollen, Urteilen“ stellt Arendt die Frage, ob das Denken eine der Bedingungen sei, die Menschen davor bewahre, Böses zu tun. Der „Vita activa“ stellt sie darin die mindestens ebenso wichtige „Vita contemplativa“, das Denken, an die Seite. Arendt betont, ausgehend von der Tendenz totalitärer Systeme, durch Propagandalügen und Indoktrinierung das Moralempfinden und die Realitätswahrnehmung der Menschen zu manipulieren, die Bedeutung des Gewissens; es hänge mit „Wissen“ zusammen, während sich in den Lehnwörtern „Ethik“ und „Moral“ die ursprüngliche griechische bzw. lateinische Bedeutung „Sitte“ verberge. Nach Arendt ist ein schlechtes Gewissen das Kennzeichen eines guten Menschen. Der Wille des Menschen sei nicht nur von blindem Trieb bestimmt, sondern auch von der Vernunft. Somit könne der Mensch für sein Handeln voll verantwortlich gemacht werden.
Der Eichmann-Prozess
1961 wohnte Hannah Arendt als Reporterin dem Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer und Leiter des nationalsozialistischen Referats des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) Adolf Eichmann in Jerusalem bei. Eichmann, der für die Ermordung von etwa sechs Millionen
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