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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Grupen
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verkommen. Das Projekt der Aufklärung sei gescheitert. Statt Mündigkeit und Befreiung habe die vermeintliche Stärkung der Vernunft ein gewissenloses Kosten-Nutzen-Kalkül ohne Reflexion individueller und gesellschaftlicher Ziele und Ideale hervorgebracht. Ihr wachsendes Wissen habe die Menschheit nicht vorangebracht, sondern in ihre bisher tiefste Krise gestürzt. Darin liege die Dialektik, also der innere Widerspruch, der Aufklärung. Das Wissen um den Nationalsozialismus und den Holocaust sind für die Arbeiten der Frankfurter Schule prägend. Vor allem Adorno geht der Frage nach, wie man verhindern könne, dass sich ein Ereignis wie der Holocaust in Zukunft wiederhole, und welcher Stellenwert der Vernunft dabei noch zukomme.
    Adorno und die Kunst
    Adornos Liebe galt zeitlebens der Kunst. Er hat sie nicht nur als Komponist und Pianist selbst praktiziert, sondern ihr auch in seinem Denken einen zentralen Platz eingeräumt. Schon seine Habilitationsschrift über Kierkegaard (1813–1855) befasst sich mit dem Begriff des Ästhetischen. Bis zu seinem Tode war Adorno ein Verfechter der revolutionären Zwölftonmusik Arnold Schönbergs
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Rückkehr in die Bundesrepublik
    In den 40er-Jahren zeichnet sich im Denken Horkheimers und Adornos eine Schwerpunktverlagerung ab. Was mit Marx als Kritik am Kapitalismus begann, wird nun zunehmend eine Kritik an der westlichen Gesellschaftsform überhaupt. Nach der Rückkehr Adornos und Horkheimers aus dem Exil wird das Frankfurter Institut für Sozialforschung zu einer interdisziplinären Einrichtung, deren berühmtester Schüler Jürgen Habermas (*1929) die gesellschaftspolitische Diskussion in Deutschland bis heute prägt. Als Vertreter der zweiten Generation bemüht er sich, den Pessimismus der Väter der Kritischen Theorie zu überwinden. Sein Projekt sei die Versöhnung der Moderne mit sich selbst, so Habermas in seinem Werk „Die neue Unübersichtlichkeit“.

Am 29. Mai 1968 besucht Adorno gemeinsam mit dem Schriftsteller Heinrich Böll (1917–1985) eine Protestversammlung gegen die Notstandsgesetze, die tags darauf vom Bundestag gegen den Widerstand der außerparlamentarischen Opposition verabschiedet wurden. Die Köpfe der Frankfurter Schule hatten zwar Verständnis für die APO und die Studentenrevolte, weigerten sich aber, sich bedingungslos ihren Forderungen anzuschließen
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    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Wahrheit ist vergänglicher Besitz
Karl Popper (1902–1994)
    Ist die Wahrheit wandelbar? Diese Frage beschreibt die Kluft zwischen zwei verschiedenen Vertretern entgegengesetzter Denkrichtungen: Platon und Karl Popper. In Platon (427–347 v. Chr.) erkannte der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Karl Popper den einflussreichsten philosophischen Gegenspieler der von ihm herbeigesehnten „offenen Gesellschaft“.
Der Gegensatz zu Platon
    Eines der wichtigsten Werke Poppers trägt im englischen Original den Titel “The Spell of Plato” (1945), was sich mit „Der Zauber Platons“, genauso gut aber auch mit „Der Fluch Platons“ übersetzen lässt. Popper wirft Platon vor, dessen Staatsentwurf sei von Tyrannei und Intoleranz gepägt.
    Anstelle einer Demokratie befürworte Platon eine Eliteherrschaft von Philosophen, die er mit dem Recht ausstatte, Propagandalügen zu verbreiten. Zudem kritisiert Popper Platons Auffassung, jede soziale Veränderung führe zum Verfall. In diesem System könne es keine Entwicklung geben. Platons geschlossenes Staatssystem, das nur wenigen Menschen das Recht auf politische Gestaltung zugesteht, sieht Popper als Beweis für dessen Konservativismus und Intoleranz. Nach Popper vertritt Platon die Idee einer Stammesgesellschaft, die starr und unbeweglich in ihren eigenen Gebräuchen verhaftet ist. Außerdem kritisiert Popper den Absolutheitsanspruch der platonischen Staatslehre und der dahinterstehenden Erkenntnistheorie.
Die Logik der Forschung
    Während Platon Veränderung fürchtet und Dauerhaftigkeit wie selbstverständlich zum Wert an sich erklärt, hält Popper einen relativen Wahrheitsbegriff für eine der wesentlichen Voraussetzungen der offenen Gesellschaft. Wenn unsere Annahmen über die Welt nicht immer wieder an der Erfahrung geprüft und nötigenfalls korrigiert werden, ist laut Popper die Gefahr groß, in blinden Absolutismus zu verfallen.
    Kritischer Rationalismus
    In seinem Hauptwerk „Die offene Gesellschaft“ beschreibt Popper den kritischen Rationalismus als eine Haltung, „die zugibt, dass ich mich irren

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