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Wissenswert - Religion und Glaube

Wissenswert - Religion und Glaube

Titel: Wissenswert - Religion und Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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vorchristlichen Jahrtausends entstandenen Schriften bilden nach den Samhitas, Brahmanas und Aranyakas den letzten Teil der vedischen Überlieferung, also der heiligen Schriften des Hinduismus. Sie werden, ebenso wie die auf ihnen gründenden Philosophien, daher auch als »Ende des Veda« (Vedanta) bezeichnet.
    Nahezu jede vedische Schule besaß in ihrer Textsammlung einen solchen Upanischaden-Abschnitt. Die Upanischaden markieren den Übergang vom Opferkult der vedischen, also vorhinduistischen, Religion zur indischen Philosophie. Zahlreiche Passagen auch der ältesten Upanischaden beinhalten spekulative, philosophische Abschnitte, die später im Verlauf der Entwicklung der indischen Philosophie eine Herauslösung dieser Texte aus der jeweiligen vedischen Sammlung rechtfertigte.
    Wussten Sie, dass …
    Â Â Â die Upanischaden auch auf die abendländische Philosophie einwirkten? Sie wurden über den Umweg des Persischen in Europa bekannt und beeinflussten dort beispielsweise die Philosophie Arthur Schopenhauers.
    Â Â Â die Texte des Veda lange Zeit ausschließlich mündlich überliefert wurden? Noch heute gibt es Brahmanen, die den Veda auswendig kennen.
    Warum stellen die Texte einen Wendepunkt dar?
    Die Erkenntnis tritt gegenüber den rituellen Abläufen in den Vordergrund. Die Upanischaden handeln im Gegensatz zu den älteren Texten des Veda mehr vom erlösungswirksamen Wissen (
jñana
) als vom Ritual (
karma
). Mit der Trennung der Upanischaden vom Rest der vedischen Offenbarung entstand eine Zweiteilung in einerseits den Ritualteil des Veda und andererseits den Erkenntnisteil. Mit dieser grundlegenden Trennung ging auch eine Kritik an der Heilswirkung von Ritualen einher.
    Wovon handeln die Upanischaden?
    In den frühen Upanischaden begegnen wir gewissermaßen dem Ursprung des philosophischen Denkens in Indien. An die Stelle der Ausübung des vedischen Opfers tritt ein Wissen um die dem Kosmos zugrunde liegenden Vorgänge. Ausgehend von der Opfertheologie sowie der Beobachtung von Naturvorgängen, wie zum Beispiel dem Kreislauf des Wassers, aber auch den psychischen Zuständen des Tiefschlafes und Traumes, entwickelt sich hier die Frage nach der Bestimmung und Identität des Menschen im Kreislauf der Wiedergeburt (
samsara
) sowie den Möglichkeiten, Befreiung aus diesem zu erlangen.
    Welchen Einfluss hatten die Upanischaden auf die indische Philosophie?
    Die Grundkonstanten, die in den Texten der Upanischaden erörtert werden, sind für einen großen Teil der indischen Philosophie bestimmend geworden. Dazu gehört zum Beispiel die Lehre von den »Lebenshauchen« (
prana
), den Bewusstseinszuständen des Wachens, Traumes, Tiefschlafes und des jenseits von diesen liegenden »vierten« Zustandes der Erlöstheit.
    Kernthemen der indischen Philosophie werden dort behandelt, so zum Beispiel die Frage nach dem Träger des Lebens. Je nach Lehrtradition hielt man verschiedene Elemente für Träger der Lebenskraft. Aber auch die Frage nach dem Schicksal der menschlichen Seele nach dem Tod und die Lehre von der Wiedergeburt sind zentrale Bestandteile dieser Untersuchungen.
    Die vielleicht wirkungsvollste Lehre war aber die vom eigentlichen Selbst (
atman
) des Menschen, welches mit dem Absoluten (
brahman
) wesensgemäß identisch gedacht wurde. Diese Ansicht bildete den Grundstein für die philosophische Schule des Vedanta, die im »Leitfaden des Vedanta« (»Vedantasutra«) ihre erste Systematisierung erfuhr. In ihrer monistischen (
advaita
) Auslegung durch den Philosophen Shankara (788–820) wird sie heute häufig als die wichtigste Philosophie des Hinduismus angesehen.
    Wie viele Upanischaden gibt es heute?
    Mittlerweile sind es 150, zum Kanon gehören aber »nur« 108. Das bisher Gesagte gilt hierbei ausschließlich für die so genannten vedischen, also während der vedischen Zeit entstandenen, Upanischaden. In Anlehnung an diese wichtige Textgattung verfassten unterschiedliche Schulen des Hinduismus in späterer Zeit ihre eigenen »Geheimlehren«. Diese wurden durch eine Liste, die 108 Upanischaden umfasste, als Kanon festgeschrieben (also offiziell anerkannt), obwohl sich die Produktion solcher Texte auch anschließend noch fortsetzte. Hier finden wir neben den wenigen vedischen Upanischaden eine Vielzahl auch deutlich späterer Texte des Vishnuismus, Shivaismus und anderer

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