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Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Titel: Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana Grimm
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Wolken sind ja richtig gelb! Was sagt eure Wetter-App? Gibt es eine Unwetterwarnung?“
    Hailey tippte auf ihr Smartphone. „Nein, die zeigt Sonnenschein an. Ist wahrscheinlich alles nicht aktuell, ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kaff hier eine Wetterstation hat. “
    Seth holte nun auch sein Telefon aus der Tasche und checkte die App. Sie hatte Recht, von Wolken oder gar Regen war nichts zu sehen.
    Karen zog ihren Kopf zurück. Sie hatte kaum ihr Fenster geschlossen, als schon die ersten, fetten Tropfen dagegen klatschten. „Sollen wir lieber nach Hause fahren? Kuchen und Eis haben wir da auch.“
    „Meinetwegen gern “, sagte Dave. Der Scheibenwischer nahm brummend seine Arbeit auf. „Vielleicht können wir endlich mal wieder was gemeinsam spielen, so wie früher?“
    Seth und Hailey stöhnten, plötzlich vereint in ihrem Elend.
    Der Regen wurde schlimmer, je näher sie an Blackwood Springs herankamen. In den Schleiern schienen Schatten hin- und herzuwandern. Mehr als einmal rieb Seth sich die Augen, doch nie war da ein Tier oder gar ein leichtsinniger Wanderer zu sehen. Die Sicht war in der Tat so schlecht, dass sie um ihrer Sicherheit willen mehr krochen als fuhren, aber irgendwann erreichten sie ihr neues Zuhause doch und gingen trockenen Fußes durch die Garage direkt in die offene Küche.
    Seths Mutter kochte Tee und schob einen vorgebackenen Pflaumenkuchen in den Ofen. Während sie warteten, spielten sie Mensch ärgere dich nicht . Niemand außer seinem Vater hatte Lust darauf, aber wenigstens Seth hielt bis zum Ende durch, was man von Hailey nicht behaupten konnte. Sie verzog sich schon nach der Hälfte des Spiels in ihr Zimmer, um mit einer ihrer Freundinnen zu telefonieren. Karen hingegen polierte das Holzgehäuse einer kleinen, alten Uhr.
    „Ha, und das war mein letzter! “, triumphierte Dave. „Sorry, Kumpel, aber die Lustlosen werden nun mal bestraft!“
    „Große Überraschung, Dad. Können wir nicht mal was anderes spielen? “, nörgelte Seth. „Super Mario Kart oder sowas?“
    „Revanchen gibt’s nur bei Brettspielen. “ Sein Vater grinste. „Nächstes Mal wählst du das Schlachtfeld.“
    „Ich kann es kaum erwarten. “
    Sie räumten auf und lümmelten sich anschließend mit ihrem Kuchen vor den Fernseher. Es lief nichts, das Seth interessierte, daher chattete er nebenbei ein wenig mit seinen Freunden und gab heimlich Clydes Namen in einer Online-Suchmaschine ein.
    Schon die ersten paar Links führten ihn zu einer zwei Jahre alten Todesanzeige der örtliches Tageszeitung. Sogar ein Foto war dabei. Seth hatte aufgrund seines Chat-Pseudonyms schon vermutet, dass Clyde afroamerikanische Wurzeln haben musste, und so war er nicht überrascht, einen breit grinsenden, schwarzen Jungen in seinem Alter zu sehen. Die Todesursache fand er nicht heraus, aber das wollte er auch gar nicht. Ihm reichte es für den Moment, dass der Geist in seinem Haus nicht länger ohne Gesicht war.
    „Es hört gar nicht mehr auf zu regnen “, beschwerte seine Mutter sich. „Dabei wollte ich noch ein bisschen Unkraut zupfen.“
    „Das läuft dir bestimmt nicht weg “, neckte Dave sie. „Leg doch zur Abwechslung mal die Füße hoch und entspann dich einfach.“
    Karen sah aus, als verlangte er von ihr, sich bei vollem Bewusstsein einen Finger abzuschneiden. Das war für Seth das Stichwort, sich in sein Zimmer zu verdrücken, bis es Abendessen gab. Seinen Fernseher hatte er zwar immer noch nicht zurückbekommen, aber alles war ihm lieber, als seine Eltern streiten zu sehen.
    Der heftige Regen hielt die ganze Nacht über an. Das gleichmäßige Rauschen des Wassers in den Baumwipfeln und das Trommeln der Tropfen auf dem Dach lullten Seth so schnell ein, dass ans Lesen nicht zu denken war, obwohl das schlechte Wetter ihm neue Lust auf sein Buch machte. Er schaffte es gerade so, seine Zähne zu putzen, dann fiel er schon ins Bett und schlief wie ein Baby bis zum nächsten Morgen durch.
     

Kapitel 4
     
     
    Es war gerade einmal sechs Uhr, als Seth wieder erwachte. Er hatte vergessen, die Rollos an seinen Fenstern herunterzulassen, und so kitzelte ihn das erste, tiefgoldene Tageslicht aus den Federn.
    Das ganze Haus war ruhig. Nichts knackte oder knirschte, keine Leitungen gurgelten. Nur der Gesang der Vögel bildete einen unaufdringlichen Geräuschteppich. Seth lauschte für ein paar Minuten und betrachtete dabei einfach den großen Lichtfleck, der schräg an seiner Decke hing. Dann stand er auf und

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