Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
zischte: „Hör auf damit!“
„Seth, ich weiß, dass Freitag ist, aber könnten wir uns bitte auf den Stoff konzentrieren? “, fragte Mr. Biggs auf seine übliche, gelangweilt klingende Art. „Ich kriege mein Geld natürlich trotzdem, aber da ich tatsächlich so etwas wie ein Gewissen habe, würde ich deine Eltern nur ungern zur Kasse bitten, wenn wir zwei unseren Teil der Abmachung nicht eingehalten haben.“
„Natürlich, es ist nur … vor meinem Fenster ist ein … Vogel“, erwiderte Seth durch zusammengebissene Zähne. „Das ist furchtbar ablenkend !“
Sein Fenster zeigte ein großes SORRY an, dann erschien ein Pfeil, der nach unten zeigte, sowie Handy + Kamera!
Seth stieß einen wütenden Laut aus. „Entschuldigen Sie, Mr. Biggs. Ich muss diesen Vogel kurz verjagen.“
„Bist du sicher, dass du ihn nicht behalten willst? “, konterte Biggs und lächelte dünn.
„Ganz sicher. “
Seth griff sich sein Smartphone, ging mit großen Schritten ans Fenster, das sofort klar wurde, und blickte hinaus. Ihm klappte der Kiefer nach unten, als er Ira Blackwood dort stehen und sich verstohlen umsehend die Blumenerde harken sah.
So nicht, mein Freund , dachte er zornig. Er aktivierte die Kamera, riss das Fenster auf und schoss sofort ein Bild. Ira sprang regelrecht vor Schreck in die Höhe, beinahe wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten war, und sah stupide zu Seth hinauf. Aus Rache machte der gleich noch ein Bild.
„Danke für die Hilfe, aber wir kommen gut ohne dich zurecht! “, rief er.
Ira schleuderte seinen Rechen zu Boden. „Ich bring dich um, Morgan! Lösch gefälligst das Scheißfoto! “
„Wieso denn? Der Sheriff hat bestimmt Freude daran. “
„Morgan- “
Seth ließ den Fensterladen heruntersausen und schnitt Iras Tirade so effektiv ab. Sein Herz raste und er hatte schweißfeuchte Hände.
„War das etwa Ira?“, fragte Mr. Biggs’ körperlose Stimme.
Seth beeilte sich, sich wieder vor den Laptop zu setzen. „Ja. Kennen Sie ihn? “
Biggs lächelte schief. „Ich kenne viele Jugendliche aus Blackwood Springs. Anscheinend hat er dich sofo rt in sein Herz geschlossen, wenn er dich schon zu Hause besucht . Mit dem Sheriff hat ihm noch nie jemand gedroht, soweit ich weiß. Das ist mal was Neues.“
„Uhm, Entschuldigung? “
Das entlockte Biggs das erste, richtige Lächeln, seit Seth ihn kannte. „Nicht doch. Es war an der Zeit, dass ihm mal jemand die Stirn bietet. Apropos Stirn bieten, kommen wir doch noch mal kurz zu Stolz und Vorurteil zurück …“
„Können wir nicht lieber Mathe machen? “, stöhnte Seth.
„Du kannst dir als Hausaufgabe ausrechnen, wie ätzend dein erster Schultag werden wird “, erwiderte Biggs ungerührt. „Aber erst, nachdem wir die Rolle der Frau in der Literatur besprochen haben.“
Seth fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, und am Fenster schrieb Clyde: Der war gut .
Kapitel 9
Nach diesem Vormittag kam Seth seine Verabredung mit Jos wie eine Erholungstour vor. Zumindest war es am Anfang so. Sie trafen sich am Eingang der High School und gingen ohne Umwege in den Flügel, wo normalerweise der Kunst- und Musikunterricht stattfand.
„Unglaublich, dass der Wachmann dich tatsächlich erkannt hat … oh, guck mal, sie haben fast die Hälfte der Räume blockiert“, erzählte Jos und betrachtete aufgekratzt die vielen Kameras, Kabel und Klappstühle. „Mein Dad meinte, dass die Lehrer ganz schön angepisst deswegen sind, aber was wollen sie machen? Die Direktorin ist eine Blackwood, und die Familie hat quasi die ganze Stadt an die Fernsehproduktion vermietet.“
„Da weißt du mehr als ich “, erwiderte Seth gelangweilt. Er wich einem jungen Mann aus, der im Laufschritt etliche Kaffeebecher transportierte.
„Man kann es gar nicht nicht wissen. Es gab eine riesige Debatte darüber, ob man die Serie herholen soll oder nicht. “ Jos sah einer jungen Frau mit schwarzen Klamotten, riesigen Kopfhörern und PDA hinterher. Sie würdigte ihn keines Blickes.
„Und wieso habt ihr? “
Jos zuckte mit den Schultern. „Die Blackwoods hatten ein paar gute Gründe, und außerdem die Mehrheit im Stadtrat.“
„Was sind denn bitte gute Gründe, um so eine dämliche Mädchenserie zu unterstützen? “
„Naja, den Blackwoods gehört eine Menge Wald. Sie sind sehr engagiert im Natur- und Umweltschutz, und als sie mitgekriegt haben, dass eine große Baufirma im Norden alles platt machen und eine Siedlung für
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