Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Julien lächelte herausfordernd. „Was ist mit ihrem Rudelverhalten? Oder ihrer selbstsüchtigen Art? Da gilt eindeutig das Recht des Stärkeren.“
„Und? Die anderen Schüler sind genauso“, konterte Seth.
„Ah, ja, die Normalos .“ Julien lachte. „Ihr nennt euch sogar selbst so. Offensichtlicher geht es wirklich nicht.“
Frustriert ballte Seth die Hände zu Fäusten. „Wenn die wirklich Werwölfe sind, wieso haben sie dann Angst vor dir? Bist du eine Art Dämonenjäger? “
„Ein Jäger ja, aber an Dämonen habe ich mich noch nicht versucht. “ Juliens entspanntes Lächeln änderte sich nicht, nur die Zähne, die waren mit einem Mal länger als noch vor einen Augenblick.
„Scheiße! “ Seth schrak zurück und warf fast sein Fahrrad um. „Sind die echt ?“
Julien zeigte seine Zähne her. „Absolut echt. “
Seth fühlte regelrecht das Blut aus seinem Gewicht weichen. „Oh, verdammter Mist. Und Blackwood hat mich noch gewarnt. “
„Welcher von denen? “, fragte Julien sardonisch. „Vielleicht die kleine Kröte Ira? Oder Aaron, ihr strahlender Ritter in zerbeulter Rüstung?“
Kalter Schweiß brach auf Seths S tirn und entlang seines Rückgrats aus. Sein Herz hämmerte, als wollte es ihm aus der Brust springen, und er bekam keine Luft mehr. „Saugst du mich jetzt aus?“, krächzte er.
„Heute Nacht besser nicht “, erwiderte Julien freundlich. „Beruhige dich, ich werde dir bestimmt nichts tun. Siehst du, ich packe die Zähne wieder ein.“ Er reckte den Kopf zur Seite, damit Seth auch ganz sicher zusehen konnte, wie sie sich zurückbildeten.
„Verdammte Scheiße. “ Seth taumelte. „Bitte sag mir, dass ich einfach verschlafen habe und das alles träume.“
„Nichts da. Es wird Zeit, dass du Bescheid weißt. Von Claire hätte ich zwar mehr erwartet, aber sie wollte dich sicher nur beschützen. Komm …“ Julien nahm Seths Arm und führte ihn zu seinem Auto. „Setz dich für ein paar Minuten rein. Trink ein bisschen Wasser, die Flaschen im Kühler sind ungeöffnet.“
Seth ging es zu schlecht, um zu widersprechen. Er ließ sich hinter das Lenkrad bugsieren und trank beinahe eine ganze Flasche mit nur einem Zug leer.
„Danke“, murmelte er.
„Soll ich dich nach Hause fahren? “
„Lieber nicht. Mein Fahrrad …“
Julien nickte. Er glitt neben Seth auf den Beifahrersitz und schaltete mit eleganten, effizienten Bewegungen das Radio ein. „Also, was ist so los an der Blackwood High? Mir sind ja ein paar pikante Gerüchte zu Ohren gekommen. “
Seth schloss die Augen und sackte zurück in den butterweichen Ledersitz. „Nicht du auch noch. “
„Eine Sirene zu küssen ist keine Kleinigkeit “, merkte Julien an. „Kannst froh sein, dass es nur ein Kuss war.“
„Jetzt hör aber auf. Blutsauger und Werwölfe, okay. Ihr habt quasi Aufklärung mit den ganzen Filmen betrieben, aber Sirenen ? Verschon mich.“
„Das kann ich nicht. Dazu müsste ich lügen, und das widerstrebt mir unter Freunden. “
„Bin ich denn dein Freund?“ Seth starrte noch immer wie betäubt auf die Sonnenblende des Autos.
„Du bist jedenfalls nicht mein Feind. “ Julien nahm sich ein Bier aus dem Kühler. „Das reicht mir heutzutage schon.“
Darüber musste Seth einen Augenblick lang nachdenken. „Tut mir leid, Mann “, sagte er schließlich. „Muss hart sein, als ... als du weißt schon was.“
„Sag Vampir, das ist am Einfachsten und politisch korrekt. “
„Du willst doch nur Weiber aufreißen “, beschwerte Seth sich.
Julien lachte schallend. „Apropos Weiber: Du hast es wahrscheinlich schon überall gehört, aber von den Sirenenmädchen solltest du wirklich die Finger lassen. Wärst du ein Köter wie die Blackwoods oder ein Blutegel wie ich, dann wüsstest du, was ich meine.“
„Hört sich ihr Gesang für euch nicht gut an? “
Julien überraschte ihn, indem er den Kopf schüttelte und schief lächelte. „Im Gegenteil. Als magische Geschöpfe ohne natürliche Immunität sind wir besonders anfällig für ihren Lockruf. Es ist die reinste Folter, sobald einer von denen Hunger bekommt. “
„Lockruf? “
„Du hast ihn schon zu spüren bekommen, kurz, bevor sie dich geküsst hat. “
Seth stöhnte, als ihm aufging, dass Julien Recht hatte. „Ich habe in dieser verdammten Stadt wirklich keine Privatsphäre, oder? “
„Nein, und das ist auch gut so. “ Julien nahm endlich einen Schluck aus seiner Bierdose und seufzte wohlig. „Jedenfalls solltest du
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