Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
bohren. Nach einem Millimeter war Schluss; der Kerl war hart wie Stein. „Alter, was isst du zum Frühstück? Paris ist auch so ein Muskelding.“
„Woher kennst du Paris? “, fragte Aaron verblüfft, aber misstrauisch. „Sie ist vor Jahren in die Einöde gezogen.“
Seth starrte Aaron an. „Nein, nicht die Paris, wen auch immer du meinst. Hilton! Dein Cousin zwölften Grades oder was auch immer er ist.“
Es dauerte ein bisschen, aber schließlich kam der Witz bei Aaron an. Sein Mundwinkel zuckte minimal. „Ah. Ihr seid schon bei Kosenamen angekommen … süß.“
„Er ist mir zu zickig “, konterte Seth unbekümmert. „Jedenfalls rufe ich Claire gleich an, aber erst“, er gähnte lang und breit, „gehe ich schlafen.“
„Was? “
„Gute Nacht, Blackwood. “
„Morgan …“
Seth winkte ab und ließ ihn stehen. Sein Fahrrad trug ihn langsam aber zuverlässig nach Hause und Clyde ließ ihn wohlweislich in Ruhe, als er kopfüber in sein ungemachtes Bett fiel und sofort einschlief.
oOo
Julien Meuniere sah im Licht der Straßenlaternen wie ein Dandy aus dem letzten Jahrhundert aus. Sein blondes Haar war leicht lockig und kunstvoll frisiert, und seine altmodische Kleidung betonte seine schlanke, sportliche Figur. Seth bekam nicht gerade einen Minderwertigkeitskomplex, als er vor Juliens Scorpion hielt, aber ein bisschen fragte er sich schon, wie jemand in einer Stadt, in der alle Bewohner Jeans und T-Shirts trugen, freiwillig so auffallen wollen konnte.
„Hallo, Seth. Schön, dich so bald wiederzusehen“, grüßte Julien. Er ließ Seth nicht aus den Augen, während der den Gruß erwiderte und sein Fahrrad auf dem Gehsteig abstellte. „Anscheinend hast du mit unseren Freunden einfach kein Glück.“
„Nicht so richtig. “
„Lass mich raten, der junge Ritter hat von dir verlangt, all deine Schutzvorkehrungen abzulegen, im Austausch für seine Nichtbeachtung? “
Seth musste ein wenig über die hochtrabenden Worte grinsen. „Hast du uns etwa hinterherspioniert? “
Julien lächelte ebenfalls. „Das war gar nicht nötig. Ich kenne die Blackwoods schon eine lange Zeit. Man könnte fast sagen eine Ewigkeit. An ihrem Modus Operandi hat sich in all den Jahren rein gar nichts geändert. “
„Und der wäre? “, fragte Seth. Insgeheim war er froh, dass seine Videospiele ihm ab und zu doch noch ein paar nützliche Begriffe beibrachten und er vor gebildeten Leuten wie Julien nicht ständig wie ein Dummkopf dastand.
„Einschüchterung und Gewalt. Sie waren schon immer berechenbare, grobschlächtige Leute, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind. “ Julien legte die kurze Entfernung zwischen sich und Seth zurück und neigte leicht den Kopf, als er ihn von Kopf bis Fuß betrachtete. „Hast du den Wolfswurz noch?“
„Ja, aber vielleicht nicht mehr lange. “ Seth holte den Anhänger unter seinem T-Shirt hervor. „Claire meinte, es wäre zu gefährlich, es mit in die Schule zu bringen, weil es so giftig ist. Ich dachte, ich könnte es den Blackwoods als Pfand überlassen. Wäre das in Ordnung?“
„Natürlich. Es gehört dir, mach damit, was du willst. Das ist übrigens ein ganz schön schlauer Schachzug, wenn ich dir das sagen darf. “ Julien griff in seine Hosentasche und holte ein zweites Mini-Fläschchen hervor. „Allerdings kann ich dir nur empfehlen, trotzdem nicht ohne aus dem Haus zu gehen.“
Verwirrt betrachtete Seth den Anhänger, der seinem so ähnlich sah. „Aber wieso denn? Wenn wir einen Deal haben, hoffe ich doch, dass sie ihn auch einhalten. “
„Oh, das werden sie auch. Sie stehen zu ihrem Wort, wenn sie es erst einmal gegeben haben “, erwiderte Julien. Seine Stimme wurde leiser. „Aber es gibt noch andere wie sie, die an keinerlei Abmachung gebunden sind. Für sie wärst du leichte Beute.“
„Leichte Beute? “, wiederholte Seth zweifelnd. „Meinst du für Hexenclans? Satanisten? Irgendwelche Kultisten, von denen keiner weiß?“
Juliens Augen verengten sich. „Nein, das meinte ich eigentlich nicht. Hast du dir mal angesehen, was Wolfswurz für Eigenschaften hat? Wogegen er schützt? “
„Alter, natürlich habe ich das. Ich lasse mir doch nicht von wildfremden Leuten Zeug geben und prüfe nicht nach, was es macht. “ Seth holte tief Luft, um die plötzlich aufkeimende Furcht in seiner Brust niederzukämpfen. „Aber du kannst mir nicht ernsthaft weismachen wollen, dass die Blackwoods Werwölfe sind.“
„Kann ich nicht? Hmm. “
Weitere Kostenlose Bücher