Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
hier ein Traum sein sollte. Als ich ihre Finger spürte, wurde ich ganz ruhig. Ruhiger. Sie fühlte sich an wie die alte Celia, sie sah aus wie die alte Celia … sie hatte dasselbe liebevolle Lächeln.
»Ich werde es dir erklären, Whit«, sagte sie. »Ich will es dir erklären. Ich will es so sehr.«
»Das ist gut.« Ich seufzte aus tiefstem Herzen. Oder noch tiefer. »Danke.«
»Aber nicht jetzt«, fuhr sie fort. »Sondern wenn wir uns in echt wiedersehen. Nicht im Traum, sondern von Angesicht zu Angesicht. Aber wir müssen aufpassen – Der Eine, Der Der Einzige Ist beobachtet uns.«
Ich konnte sie nicht gehen lassen. Ich drückte sie an mich, so fest ich konnte, und bat sie noch einmal um eine vernünftige Erklärung für alles .
Celia wich zurück – aber nur, um mir besser in die Augen schauen zu können. Es war so schön, ihr wieder in die Augen zu schauen. Wir hatten beide babyblaue Augen. Früher hatten ihre Freundinnen immer über die blauäugigen Kinder gewitzelt, die wir mal bekommen würden.
»Ich sage dir alles, was ich dir im Moment sagen kann, Whit. Es gibt eine Prophezeiung. Sie steht an einer Wand in deiner Zukunft geschrieben. Du musst sie in Erfahrung bringen. Du darfst sie nie vergessen. Du bist ein Teil davon, ein Teil der Herrschaft über die Welt. Deshalb macht ihr, du und Wisteria, der Neuen Ordnung so viel Angst.« Statt mir eine Sekunde Zeit zu lassen, diese verwirrende Informationsflut zu verarbeiten, atmete Celia hastig durch und fügte hinzu: »Ich kann nicht länger bleiben, Whit. Ich liebe dich. Du musst mich vermissen. Bitte.«
»Bleib hier«, bettelte ich. »Ich ertrag das nicht. Celia? «
Sie war verschwunden. Aber ich hörte noch ihre Stimme: »Wir werden uns wiedersehen, Whit. Ich vermisse dich jetzt schon. Du musst mich auch vermissen. Vermiss mich. Bitte.«
Wisty
Am nächsten Morgen wurden Whit und ich von einem Pochen aufgeschreckt. Es klang nach einem Gehstock. Oder nach einem Rohrstock? Mein Herz schaltete sofort in den Turbomodus, aber Whit wirkte noch schlapp und desorientiert.
»Celia«, murmelte er. Ich stieß ihn weg. Mein Bruder war mir verdammt wichtig, aber jetzt war wirklich der falsche Moment für hoffnungslose Romantik.
»Sorry, aber ich bin nur deine Schwester. Und falls es dir entfallen ist – wir befinden uns im schlimmsten Schullandheim aller Zeiten.« Ich verpasste ihm eine sanfte Ohrfeige. »Wach auf! Ich brauch dich jetzt, Junge!«
Mit angehaltenem Atem sah ich zu, wie sich der Türknauf herumdrehte. Als Whit allmählich zu kapieren schien, wo wir waren, hatte sich die Tür bereits einen Spaltbreit geöffnet. Aber noch war dahinter nur der dämmrige Flur zu erkennen.
Auf der anderen Seite der Tür ertönte eine eisige Stimme. »Danke, Oberin.« Die Worte ließen mir das Herz gefrieren. »Alles Weitere können Sie getrost mir überlassen …«
»Aber Vorsicht«, erwiderte die Oberin. »Das sind ganz ausgebuffte Teufel.«
»Ihre Sorge rührt mich, aber ich denke, ich komme schon zurecht.« Die Tür schwang auf und eine baumlange, skelettartige Gestalt trat ein. Der Typ war fast zu groß für einen Menschen.
Er sah aus wie der Tod höchstpersönlich – wie ein modern gekleideter Tod. Ein dunkelgrauer Anzug hing an seinen Knochen, als wäre sein Körper aus Kleiderbügeln zusammengesetzt, und seine Haut war geisterhaft blass, wie eine kränkliche Pflanze, die seit Jahren im Schrank herumstand.
Instinktiv wich ich zurück. Da zischte eine Reitpeitsche aus schwarzem Leder durch die Luft wie eine zuschnappende Schlange und erwischte mich mit voller Wucht. »Hey!«
Zuerst brannte der Schmerz eiskalt, dann flammend heiß. Keuchend drückte ich die Hand an die Brust.
»Nichts da, Hexe«, bellte der totengleiche Typ. »Du hast deine bösen Mächte lange genug benutzt, um Menschen und Dinge zu beherrschen. Jetzt hast du es mit mir zu tun. Ich bin euer Besucher .«
W HIT
Als der gewalttätige, feige Unmensch seine Schlangenpeitsche auf Wistys Hand knallen ließ, hätte ich mich fast auf ihn gestürzt. Ich war zu allem bereit. Bereit für einen Kampf auf Leben und Tod. Niemand schlägt meine Schwester.
Wisty presste ihre Hand tapfer an die Brust und beobachtete den Angreifer mit unbeugsamem Blick.
Ich starrte den Besucher-Widerling an, um ihn von ihr abzulenken. »Lass mich raten. Du wurdest als Kind zu wenig geliebt. Und als Erwachsener erst recht. Mann, komm drüber weg!«
Und zack , sauste die Reitpeitsche über mein Gesicht und riss mir
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