Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
los?«, knurrte er. »Was gibt’s da zu grinsen? Die Hütte sieht aus wie ein Spukhaus.«
»Was hast du denn erwartet?« Ich gluckste. »Ein gemütliches Ferienhäuschen?«
Sie zerrten uns aus dem Wagen und hinter die Steinmauern. »Bewegung!« Ein Wachmann rammte mir seinen Knüppel in den Rücken und schob mich in einen breiten dunklen Flur. Weit hinten flackerte fahles Neonlicht. Ein Licht am Ende des Tunnels? Da hatte ich so meine Zweifel.
»Werde ich hier behandelt?«, fragte ich auf gut Glück. »Wann kann ich den Arzt sprechen?«
Whit verrenkte den Hals, um mir einen weiteren zweifelnden Blick zuzuwerfen.
»Du befindest dich in einem Gefängnis der Neuen Ordnung, Kleine«, erwiderte ein Wachmann. Er klang ungeduldig, beinahe nervös. »Ein Gefängnis für gemeingefährliche Kriminelle wie euch beide .«
Sie schubsten uns ein stockdunkles Treppenhaus hinauf. Nur unter den Türen an den Treppenabsätzen sickerte ein wenig blasses Licht hindurch. Mir zitterten die Knie – wahrscheinlich weil ich seit null Uhr Albtraum nichts Ordentliches mehr zu beißen bekommen hatte. Die Wachen trieben uns immer weiter in die Höhe, bis ich es schließlich aufgab, die Treppen zu zählen. Meine Müdigkeit hatte gewonnen.
Endlich betraten wir einen weiteren dunklen Flur. Ganz vorne befand sich eine uralte Schwesternstation, wo eine Frau an ihrem Schreibtisch lümmelte und in der Zeitschrift Der Verwalter der Neuen Ordnung schmökerte. Offensichtlich war die Dame enorm groß, denn sie konnte selbst im Sitzen auf uns herabschauen.
»Ja?«, quakte sie wie ein Kettenraucherfrosch. »Was stört ihr mich hier?«
Dunkle Augen, in denen keine Spur Weiß zu erkennen war, bohrten sich in mein Gesicht. Die Alte hatte eine Hakennase und ein spitzes Kinn mit einem fetten Leberfleck, aus dem stacheliges schwarzes Haar spross. Also wenn die Neue Ordnung wirklich nach Hexen suchte, hätte ich da einen Tipp …
»Zwei weitere ekelhaft entartete Subjekte, Oberin«, verkündete ein Wachmann. »Eine Hexe und ein Zauberer.«
Mein Magen rutschte in die Socken. Meine aufkeimende Irrenanstaltsfantasie war endgültig gestorben.
So weit war es also schon mit mir gekommen – ich wünschte mir nichts sehnlicher, als eingewiesen, sediert und mit Elektroschocks behandelt zu werden. Mittlerweile hätte ich mich sogar auf eine Hirn-OP eingelassen, um mich zurück in die Realität zu verfrachten. So tickt man nur, wenn nicht mal mehr eine vage Hoffnung auf Freiheit besteht.
Manipuliert mein Hirn, schläfert mich ein – aber holt mich hier raus!
W HIT
»Was durchwühlen die Bullen auch jeden ranzigen Müllhaufen im Land«, maulte die Oberin. »Und wer muss auf die ganzen … Maden aufpassen, die sie aufstöbern? Ich!«
Mit diesem freundlichen Empfang hatte unsere Lage wohl einen neuen Tiefpunkt erreicht. Aber im Moment sorgte ich mich vor allem um Wisty, die sich mit beunruhigend glasigen Augen umsah.
Die Oberin wirbelte auf ihrem Drehstuhl herum und griff nach ein paar dicken Akten auf einem Tisch hinter sich. Ein schwerer, fettiger Pferdeschwanz hing über den Rücken ihres weißen Schwesternkittels wie ein Klumpen Seetang oder ein toter Aal.
»Sie sagen es, Ma’am«, meinte der Wachmann. »Wobei Maden noch etwas zu freundlich ausgedrückt ist, wenn Sie mich fragen.«
»Ich frag dich aber nicht!«, keifte die Oberin.
Der Wachmann duckte sich verschreckt und wackelte mit dem Kopf, als wollte er einen Wackeldackel im Strandbuggy imitieren.
Mit einem müden Grunzen wuchtete sich die Oberin auf ihre massigen Beine. »Ihr wisst doch, warum ihr hier seid und nicht in irgendeinem Warmduscherknast?«
Ich räusperte mich. »Nein, Sir.«
»Bist ja ein richtiger Witzbold.« Ihre Augen verengten sich zu glühenden Schlitzen. »Ihr befindet euch an einem gefährlichen Ort. Für gefährliche Kriminelle wie euch. An einem Ort, an dem eure Taschenspielertricks nicht funktionieren, meine Hübschen!«
Hab ich richtig gehört? Hat die Alte uns grad meine Hübschen genannt? Vielleicht war es doch kein Zufall, dass ich mich in einer ehemaligen Irrenanstalt befand.
»Die Neue Ordnung hat den Laden zauberbeständig gemacht«, prahlte die Oberin, ehe sie eine Grimasse schnitt und anfing, ärgerlich vor sich hin zu murmeln. »Aber mir sagt ja keiner, was ich mit dem ganzen Abschaum anstellen soll, den sie bei mir abladen …«
Die Oberin führte uns durch einen Flur und entriegelte eine dicke Holztür mit einem drahtverstärkten Glasfenster. Die Wachen
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