Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
Eimer klappernd davonrollten.
»Vier Minuten, sechs Sekunden«, triumphierte die Oberin. »Kein Essen! Kein Wasser!«
Während ich sabbernd auf dem Boden lag, schnappte sie uns die Eimer weg.
W HIT
Tage vergingen. Wisty und ich wären längst verdurstet, hätten wir nicht direkt vor unserem Luftschachtfenster ein kleines Rinnsal entdeckt. Mit einem Stück Draht, das wir durchs Fenster fädelten, leiteten wir die Tropfen in einen zerknitterten Pappbecher, den wir aufgestöbert und am anderen Ende aufgestellt hatten. So konnten wir alle drei, vier Stunden einige Schlucke sammeln. Hoffentlich war es Regen- oder Kondenswasser und nichts anderes. Es schmeckte nach Putz und Staub, aber es rettete uns das Leben.
Ich bekam das Ganze immer noch nicht auf die Reihe. Letzte Woche hätte ein typischer mieser Tag ungefähr so ausgesehen: Ich bekam Ärger, weil ich von meinem Recht auf das »Vergessen« der Geometrie-Hausaufgaben Gebrauch gemacht hatte, und musste deshalb gemeinsam mit ein paar meiner besten Kumpels zwei Stunden Nachsitzen herumbringen.
Diese Woche hätte ich mich auf mein Geo-Buch gestürzt wie auf Das ultimative Buch der heißen Schlitten , so öde und deprimierend war es in der Zelle.
Eines Nachmittags lag ich auf unserer Matratze, dachte an Celia und hoffte, dass sie wieder auftauchen würde, und wenn es nur im Traum war … als meine Schwester plötzlich rief: »Whit! Whit! WHIT! Jetzt wach schon auf! WHITFORD!«
Wistys Stimme zerrte mich zurück in die hoffnungslos verkorkste Gegenwart. Ich wollte die Augen nicht öffnen. Ich wollte wieder in meinen Celia-Gedanken versinken.
»Whit!« Jetzt prügelte sie mir sogar ihren doofen Trommelstock aufs Bein. »Mach sofort die Augen auf!«
»Au! Mann, was ist denn?« Entnervt richtete ich mich auf und nahm ihr den Trommelstock weg. »Ist die Pizza da?«
Wisty stand vor mir und wedelte mir mit dem verstaubten Tagebuch im Gesicht herum. »Schau dir das an!«
Ich nahm das Buch in die Hand und studierte den Umschlag. Sah aus wie immer. »Was? Es ist alt, es ist muffig, es bringt nichts.«
»Blättere es durch. Mach’s einfach, Whit. Tu mir den Gefallen.«
Ich gehorchte – und staunte nicht schlecht. Das Buch war voller Text, Fotos, Illustrationen. Und voller Notizen, die nach der Handschrift unseres Vaters aussahen.
»Was zur …« Ich stand auf. »Das ist ja das nächste Parzival Johnson- Buch! Das kommt doch eigentlich erst nächstes Jahr raus! Cool. Räuber im Götterreich gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.«
»Was?«, rief Wisty. »Das ist doch nicht Parzival Johnson … «
Schnell blätterte ich weiter. »Krass!« Ich schlug die nächste Seite auf. »Das ultimative Buch der heißen Schlitten!«
»Moment. Lass mal sehen!« Wisty riss mir das Buch aus der Hand. »Nein, nein, das ist die Weltgeschichte der Kunst ! Mit Drucken meiner Lieblingsmaler Pepe Pompano und Margit O’Schnief! Und meine ganzen Lieblingsromane sind auch dabei!« Sie hielt mir das offene Buch unter die Nase. »Siehst du? Das ist das Gesamtwerk meiner Lieblingsautorin K. J. Meyers! Und Die Erforschung des Bruno Genet und alle Zweileid -Bücher sind auch dabei!«
Ich sah hin. Aber ich sah das Deluxe-Kompendium der Bikini-Ausgaben von Sports Visualized .
»Ich weiß, was da los ist …«, flüsterte Wisty ehrfürchtig. »Das Buch zeigt uns immer das, was wir sehen wollen.« Sie starrte mich mit riesengroßen Augen an. »Es ist magisch . Deshalb hat Dad es dir mitgegeben.«
Ich nahm ihr das Buch wieder ab und rief: »Zeig mir, wo Celia ist!« Obwohl ich selbst nicht dran glaubte, hielt ich den Atem an. Vielleicht würde es ja doch …
Nein. Nichts. Sofern mich Das Ultimative Buch der heißen Schlitten nicht irgendwie zu Celia führen konnte.
»Wir müssen rausfinden, wie es funktioniert«, sagte Wisty mit angespannter Stimme. »Ich weiß, das ist totaler Wahnsinn und so … aber langsam glaube ich wirklich an uns. An unsere Magie. Wir müssen bloß trainieren, Whit. Wir müssen hart arbeiten. Vielleicht bist du wirklich ein Zauberer. Und ich eine Hexe.«
Wisty
Ich hatte mal eine ganz tolle Lehrerin. Sie hieß Mrs Solie und sie behauptete, sie besäße den einzig wahren Schlüssel zum Glück – man müsste das Glas einfach immer als halb voll und nicht als halb leer betrachten, egal was passiert. Alles schön und gut. Aber was, wenn das Glas nur zu 0,001 Prozent voll war?
Ein Tag folgte auf den anderen – und ein Test auf den anderen. Gesundheitstests,
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