Witch & Wizard 1 - Verlorene Welt (German Edition)
mir zu. »Weil du anders bist, Whit. Ich begreife immer noch nicht so ganz, was geschehen ist, aber ich weiß mehr als du. Ich hab dich nicht gleich wiedergefunden, nachdem ich dich gesehen hatte, und keine der Kurven konnte mir zeigen, wie ich hierher zurückkehre, in die Klinik. Das Schattenland ist ein dunkles, kompliziertes Reich, in dem man sich leicht verirren kann … oft für lange, lange Zeit.«
Celia blickte mir in die Augen.
»Aber dann ist euer Wiesel durch ein Portal ins Schattenland geflitzt und hat mir den Weg gezeigt. Und jetzt hole ich euch hier raus, bevor die Schweine euch umbringen. Das Problem ist nur, dass wir das Schattenland durchqueren müssen, wenn wir hier rauswollen. Hör zu, Whit – und Wisty, du kannst die Augen jetzt ruhig aufmachen: Ich bin mir nicht sicher, dass ihr das Schattenland wieder verlassen könnt. Vielleicht müsst ihr für immer bleiben.«
Wisty
Bis auf das Wort Wiesel hatte ich so gut wie nichts verstanden. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was Celia mit Kurven meinte, ganz zu schweigen von diesem seltsamen Portal und dem Schattenland . Außerdem hatte mich Whits und Celias bittersüßes, tragisches Wiedersehen ziemlich mitgenommen – wie die beiden sich in die Augen geblickt hatten … Ich war jetzt nicht in der Lage, einen Haufen Infos über unsere neue verquere Realität zu verarbeiten.
Von Whits bisherigen Freundinnen war mir Celia mit Abstand am liebsten. Erstens nahm sie sich immer Zeit, mit mir zu reden, und hörte mir dabei sogar zu. Zweitens war Celia all das, was ich nicht war und insgeheim sein wollte. Früher hatte ich mich immer im Spiegel angestarrt – meine viel zu helle Haut, meine viel zu zahlreichen Sommersprossen und das hässliche rote Gestrüpp auf meinem Kopf – und mir gedacht, dass die Natur, die Vererbungslehre und das Schicksal mir wirklich übel mitgespielt hatten.
»Aha«, sagte ich. Ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. »Du hast also unser Wiesel gefunden. Ein grässliches Vieh, was?«
Wieder lächelte Celia. Sie sah aus wie ein Supermodel, war aber kein bisschen hochnäsig oder oberflächlich. »So grässlich fand ich’s gar nicht. Es war ein lebendiges Wiesel, kein Halblicht wie ich. Deshalb wusste ich sofort, dass es etwas zu bedeuten hatte.«
»Ein Halblicht? Was ist das?« Oder wollte ich das gar nicht wissen?
» Ich bin ein Halblicht, Wisty. Weil ich … na ja … weil ich tot bin.«
Ich schüttelte den Kopf. »Abwarten. Weißt du, Celia, Whit und ich … okay, du weißt wahrscheinlich sowieso, was Sache ist, aber wir … wir haben gewisse … äh … Kräfte . Vielleicht können wir dich retten.«
»So einfach ist das nicht, Wisty«, erwiderte Celia geduldig. »Wartet, ich erklär’s euch. Die Halblichter, also die Geister, leben im Schattenland und …«
Doch ich sprudelte nur so über vor Fragen. »Im Schattenland? Ist das dasselbe wie das Fegefeuer? Oder irgendeine Vorhölle? Kommen da nicht die toten Babys hin?«
Celia zuckte zusammen. »Also tote Babys hab ich da noch keine gesehen, aber das mit dem Fegefeuer und der Vorhölle geht schon in die richtige Richtung. Das Schattenland ist sozusagen eine eigene Dimension, eine eigene Realität. Es gibt mehr als die Gegenwart, die ihr gewöhnt seid, mehr als das Hier und Jetzt. Aber egal. Auf jeden Fall können Halblichter manchmal durch Portale zwischen ihrer und eurer Welt hin- und herwechseln. Portale sind Verbindungen zwischen den Dimensionen, die sich mit der Zeit entwickeln und genauso abrupt wieder verschwinden. Aber solange diese Wege existieren, können sie von Halblichtern und Kurven , also bestimmten Menschen und Tieren, benutzt werden. Zum Beispiel von eurem Wiesel.«
»Es ist nicht unser Wiesel«, erklärte Whit. »Es ist unser Feind. Ein fieses kleines Miststück.«
»Kann schon sein. Aber es kannte euch«, sagte Celia. »Es hat uns alles erzählt. Auch dass eure Hinrichtung schon für morgen angesetzt ist.«
»Kaum zu glauben, dass Byron das einfach so ausgeplaudert hat«, meinte ich. »Eigentlich ist er kein sehr entgegenkommendes Wiesel.«
Celia verdrehte die Augen. »Am Anfang wollte es kein Wort sagen. Aber wir haben es gefoltert, bis es den Mund aufgemacht hat.«
Das klang doch interessant. »Gefoltert?«
Sie nickte. »Wir haben es auf den Boden gedrückt und an seinem Wieselbäuchlein gekitzelt, bis es Tränen in den Augen hatte und uns alles erzählt hat. Ich glaube, jetzt ist es nicht mehr so scharf darauf, hierher
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