Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
große runde Wanne aus rosafarbenem Granit, die sich neben dem Sarkophag befand.
»Was müssen wir tun?«, drängte Nina ihn.
»Dies ist das Sikkim Quadim, das antike Opfermesser der alten Ägypter«, fing Osiris an und holte einen Dolch mit feiner Klinge und einem Griff aus Silber und Gold hervor.
Erschrocken blickten die Freunde auf die scharfe Schneide.
»Was hast du mit diesem Messer vor?«, fragte Roxy mit zittriger Stimme und klammerte sich fest an den Sarkophag aus Kristall.
»Um eure kleine Freundin wieder zum Leben zu erwecken, brauche ich drei Tropfen Blut von einem anderen Mädchen. Aber diejenige, die sich bereit erklärt, muss sehr viel Mut besitzen, da sie ihr Leben riskiert.«
Deutlicher hätte Osiris nicht sein können. Cesco konnte der Freundin nicht helfen, da er ein Junge war, also mussten Nina oder Roxy sich trauen.
»Ich bin bereit, ich werde mein Blut geben.« Die Stimme war die von Nina, die einen Schritt auf Osiris zumachte.
»Nein!«, hielt Roxy sie entschlossen auf. »Ich werde es machen.
Du kannst das nicht riskieren. Du bist das Mädchen vom Sechsten Mond und musst deine Mission zu Ende führen, um die Gedanken der Kinder zurückzubringen und Xorax zu retten. Also werde ich Fiore mein Blut opfern.«
Roxys Geste zeugte von großem Mut. Nina schlug die Augen nieder und nickte, auch wenn sie ihre Freunde niemals, wirklich niemals in eine solche Gefahr hatte bringen wollen. Die drei Freunde umarmten sich vor dem leblosen Körper der Freundin, dann ging Roxy auf Osiris zu, bereit, sich der Mutprobe zu stellen.
Vor der Wanne erhob der ägyptische Gott das Uas und tauchte mit der anderen Hand die Klinge des Sikkim Quadim in die gelbe Flüssigkeit. Plötzlich entstieg dem Nichts eine Wolke aus bläulichem Rauch und verhüllte Roxy von Kopf bis Fuß, die besinnungslos zu Boden sank.
Osiris nahm sie auf die Arme und ging mit ihr zum Lesepult, auf dem aufgeschlagen das alte Buch lag.
»Dies ist das Totenbuch. Es sind die Heiligen Schriften, die es dem Körper erlauben, in das Totenreich zu reisen, aber durch den Ritus des Lebens auch wieder zurückzukehren. Nur dieses Buch kann, dank Roxys Mut, Fiore wieder ins Leben zurückholen.«
Während der Gott diese Worte sprach, ließ er seinen Blick erst auf Nina und Cesco ruhen, dann mit unendlicher Zärtlichkeit auf dem wehrlosen Mädchen, das er in den Armen hielt.
»Wird uns das Totenbuch wirklich helfen?«, wisperte Nina.
»Es ist unsere einzige Hoffnung«, antwortete der Gott.
Sobald Osiris Roxys Körper neben dem Lesepult auf den Boden gelegt hatte, entzündeten sich vier kleine Flammen in der Luft, die über dem Buch schwebten. Sie begannen zu flackern und verströmten einen betörenden Duft. Die Seiten des Totenbuches blätterten von selbst zu einer Schrift.
Eine tiefe Stimme ertönte aus der Höhe und skandierte die magischen Verse, die den ägyptischen Ritus beginnen ließen:
Der Ritus des Lebens nur einmal wirkt, mehr kann des Menschen Gestalt nicht ertragen.
Drei Tropfen freundschaftlichen Blutes müssen den Körper des Toten benetzen.
Doch wenn das Licht nicht hell erleuchtet, wird der Atem des Lebens für immer versagen.
Wie versteinert und ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, beobachteten Nina und Cesco die Szene, die sich vor ihren weit aufgerissenen Augen abspielte.
Die Stimme verklang, das Buch der Toten schloss sich und die vier kleinen Flammen vereinten sich zu einem Feuer, das kräftig aufloderte, und dann, wie vom Wind eingesogen, plötzlich verschwand. Ein intensiver Duft blieb im Raum hängen.
Osiris hielt den Dolch in der Hand und strich mit der Klinge drei Mal vorsichtig über Roxys Haut. Drei Tropfen Blut traten aus und schwebten wie durch Magie zu Fiores leblosem Körper, wo sie sich auf ihre Wunden legten. Die Gottheit nahm Roxy, die immer noch bewusstlos war, wieder in die Arme, ging auf den Sarkophag zu und bettete sie neben Fiore. Der Kristallsarg begann zu beben und leuchtete nach wenigen Sekunden in einem strahlenden rosafarbenen Licht auf. Herzzerreißende Schreie waren zu hören. Nina und Cesco schlossen die Augen und senkten den Kopf, aus Angst, etwas Schreckliches mitansehen zu müssen.
Da öffnete Fiore die Augen und schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Roxy wachte schreiend auf. Die beiden Mädchen schauten sich verängstigt an und umarmten sich dann erleichtert. Cesco und Nina liefen zu ihnen. Sie waren so glücklich, wieder vereint zu sein, dass sie zuerst
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