Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
musst versprechen, dass du nichts machen wirst, was dein Leben und das deiner Freunde in Gefahr bringt. Dodo würde sofort im Gefängnis landen. Und ich mit ihm.« Professor José schien sehr entschlossen und Nina stimmte ihm trotz ihrer Wut zu.
»Ist gut. Ich werde bei meinen alchimistischen Nachforschungen in Zukunft noch besser aufpassen. Allerdings muss ich trotzdem meine Aufgabe erfüllen. Und meine Freunde sind dabei unentbehrlich! Sie helfen mir wirklich. Ohne sie könnte ich die Mission nicht zu Ende bringen. Das, was wir suchen müssen, ist lebenswichtig für alle anderen Kinder der Welt. Verstehen Sie das?« Die junge Alchimistin ergriff die Hände des Lehrers und drückte sie fest. »Ich mache das, weil mein Großvater mich darum gebeten hat. Und ich bin glücklich, ihm diesen Wunsch erfüllen zu können. Es ist eine so große und wunderbare Sache, dass auch Sie eines Tages davon erfahren werden.«
Professor José strich seiner Schülerin über die Wange, ließ ihr Dodos Mütze und ging davon, um sein Projekt vorzubereiten.
Nina aß an diesem Tag nichts mehr und bat Ljuba, Dodos Mutter die Mütze zu bringen. Sie verbrachte Stunden zwischen den Büchern des Dogensaals und dem Labor, machte sich Notizen, zeichnete Diagramme und erfand neue alchimistische Formeln, die aber zu keinem Ergebnis führten. Nichts konnte diese verdammte Stimme ausschalten. Alles schien schiefzulaufen und zum ersten Mal fühlte sich Nina unendlich allein.
Sie las so viel, dass ihre Augen am Abend ganz rot vor Müdigkeit waren.
Bevor sie ins Bett ging, schaute sie im Zimmer ihres Großvaters vorbei. Sie knipste das Licht an und betrachtete das prächtige Himmelbett. Der Duft von Veilchen ließ alles sauber und vertraut erscheinen. Nina berührte die Schränke und Schubladen, strich über die Vorhänge aus rotem Samt und streifte dabei mit ihrem Blick den kleinen dreibeinigen Tisch. Auf ihm lag eine Papierrolle, die mit einem langen Band umwickelt war. Neugierig öffnete Nina die Rolle. »Aber das Blatt ist ja vollkommen weiß. Da steht nichts drauf«, murmelte sie enttäuscht.
In diesem Moment ging das Licht aus und das Band fing an zu glimmen. Es flog über das Himmelbett und sank dann langsam herab. Als es sich auf den seidenen Bettüberwurf legte, bildete es die Worte:
Nachricht erst morgen lesen.
»Morgen?«, rief sie überrascht. Das war vielleicht die Hilfe, die sie suchte. Sie musste nur noch abwarten, bis die Nacht vorüber war. Morgen würde sie bestimmt etwas Wichtiges erfahren.
Nina lief hoffnungsfroh in ihr Zimmer, schlüpfte in den blauen Pyjama und schlief mit der wertvollen Papierrolle im Arm ein.
Aber in der Dunkelheit kehrte das Böse in ihre Träume zurück. Wie beim ersten Mal legte sich ein roter Vorhang vor Ninas Blick. Sie wollte aufwachen, schaffte es aber nicht. Vergebens versuchte sie, die Augen zu öffnen. Sie fühlte, dass sie von einer starken Kraft zum Ort der Angst gezogen wurde.
Nina fand sich in einem riesigen Zimmer mit vielen Fenstern wieder. Durch die zu ihrer Linken schien das Licht der Sonne, während die rechten den Blick auf den Sternenhimmel freigaben.
In der Mitte des Zimmers standen zwei Sessel, ein großer Globus ruhte zwischen ihnen auf einem antiken Ständer. Nina machte zögerlich ein paar Schritte und schaute sich orientierungslos um. Plötzlich füllten sich ihr Mund und ihre Nase mit einem ekelerregenden Geruch, von dem ihr ganz übel wurde. Der Gestank von Karkons Atem. Da kam ihr auf einmal das merkwürdige Wort in den Sinn, das ihr der Magier im Spiegelzimmer entgegengehaucht hatte: »SUASIO«.
Nina fühlte, wie ihr das Blut in den Adern gefror.
Der Atem, der Gestank, das Zauberwort... So ist die Stimme also in mich eingedrungen!, dachte sie aufgeregt.
Aus den Tiefen des Zimmers sah sie langsam den Mönch herankommen. Die Kapuze verbarg vollkommen sein Gesicht, während die Hände und die nackten Füße diesmal deutlich zu sehen waren.
»Also bist du zurückgekehrt, um mich zu suchen«, sagte die seltsame Gestalt und näherte sich ihr Schritt um Schritt.
»Du bist es, der in meine Träume eingedrungen ist«, erwiderte Nina tapfer und zitterte dabei wie Espenlaub.
»Nein, du irrst dich. Denn ich bin das, was du brauchst.« Die Stimme des Mönches klang gelassen, fast sanft: »Jetzt setz dich hierher zu mir, du musst sehr müde sein.«
Der Mönch ließ sich in einem der beiden Sessel nieder und Nina setzte sich unsicher in den anderen. Von Nahem betrachtete
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