Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
sagen, dass sie dich lieben, und es nicht tun«, antwortete der Mönch. »Versuche nicht, mein Gesicht zu erblicken. Du würdest etwas sehen, das du jetzt noch nicht sehen darfst. Ich bin das Gute. Hör auf meine Worte. Ich bin das, was du brauchst.«
Der Mönch verschwand und ließ Nina allein im Zimmer zurück, während der Globus sich langsam weiterdrehte. Plötzlich löschte der rote Vorhang das Bild, und Nina fühlte sich, als ob ihr Körper in Flammen stände.
Nach Luft schnappend wachte sie auf. Völlig verschwitzt knipste sie das Licht der Nachttischlampe an und sprang aus ihrem Bett. Adonis bellte vor Schreck und Platon machte fellsträubend einen Buckel.
Es war sieben Uhr morgens. Der Albtraum war zurückgekehrt und Ninas Herz raste vor Angst. Sie betrachtete den Stern auf ihrer Hand. Er war rot. Die Gefahr der Stimme der Persuasion ließ das Muttermal also nicht schwarz werden.
Nina ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, dann kehrte sie ins Zimmer zurück und legte sich zwischen Adonis und Platon auf den dicken Perserteppich. Sie war nicht mehr müde. Starr an die Decke blickend dachte sie immer wieder an die Worte des Mönches ohne Gesicht. Die große Dogge jaulte auf und schob ihr mit einer Pfote die Papierrolle hin, die Nina einige Stunden zuvor im Zimmer des Großvaters gefunden hatte.
»Du hast recht, Adonis. Jetzt kann ich sie lesen. Die Nacht ist vorbei«, sagte Nina und streichelte dankbar den großen Kopf des Hundes.
Behutsam entrollte sie das Blatt und fand zu ihrer Überraschung in seinem Inneren eine Botschaft und zwei duftende Stäbchen, ein schwarzes mit der Inschrift FALSUS und ein weißes, auf dem VE-RUS stand. Sie roch an ihnen. Die Stäbchen hatten ein angenehmes Aroma. Dann begutachtete sie das Blatt Papier und begann mit lauter Stimme zu lesen, während Hund und Katze sich wohlig neben ihr zusammenrollten.
Nina begriff sofort, dass es sich nicht um einen jener Briefe handelte, die sie in der Vergangenheit bekommen hatte. Tatsächlich hielt sie ein Schriftstück aus Xorax in der Hand, das von den Magiern des
Sechsten Mondes verfasst worden war. Auf dem Blatt war das Zeichen des Jambir eingeprägt und am Ende stand etwas in der Sprache des Sechsten Mondes. »Fliegen, um zu leben«. Es war ein Satz, den Nina sehr gut kannte. Opa Mischa hatte ihn auf die letzte Seite seines Notizbuchs geschrieben.
Nina begann aufgeregt zu lesen. Schon der Titel klang sehr gewichtig:
ÜBER DIE WAHRHEIT
Xorax, Mirabilis Fantasio, Blauer Saal der Großen Versammlung
An Nina 5523312
Mitteilung unterzeichnet von den Guten Magiern und den Alchimisten von Xorax
Nina, du. bist das Mädchen, vom. .sechsten Mond, und wir sind hier um dir zu. helfen. Aber wisse von Anfang an, dass es dein Wille ist, der mehr als alles andere zählt.
Was du nun lesen wirst, wird dir nutzen, wenn du deinen Verstand und die Alchimie richtig einzusetzen weißt.
Die Wahrheit ist in den Gedanken. Denken bedeutet also Wahrheit erschaffen. Doch Vorsicht, Nina! Oft erscheinen Dinge wahr die es gar nicht sind. Denn es gibt auch negative Gedanken - es existiert die Alchimie der Dunkelheit, die finstere Kräfte hat. Seit je verschlingt die Dunkelheit das Licht, sie verbirgt die Wahrheit und lässt jede Sache verkehrt erscheinen, verstehst du?
Doch die w ahren Dinge haben , keinen Grund, sich zu verstecken, sie zeigen sich so. Wie sie sind. Jede Wahrheit ist also durchsichtig.
Folge nicht den Worten , die nur scheinbar ehrlich sind.
Ein Beispiel wird dir helfen besser zu verstehen:
Stell dir vor, du bist in einem Zimmer voller Spiegel, die deinen Körper zeige. Wie schaffst du es, z u beweisen, dass nur du die wahre Nina bist und die anderen nichts als Spiegelbilder sind? Jede Bewegung, die du machst, werden auch deine Abbilder vollführen.
Also, wer ist die wahre Nina? Denke gut darüber nach.
Wenn dir vielleicht die Idee in den Sinn kommt, die Spiegel zu zerstören um die anderen Bilder zu beseitigen, irrst du, denn, Gewalt führt nie zur Wahrheit. Du würdest nur riskieren, dich an den Scherben zu verletzen. Die Lösung ist viel einfacher. Hauchst du die Spiegel an, sodass sie beschlagen, werden deine Abbilder verschwinden, und nur du, die echte Nina, wird sichtbar bleiben.
Bilder können tauschen. Genau wie die Klänge. Manchmal ist die Realität eine »falsche Wirklichkeit«.
Es ist an dir, zu verstehen, dass die Wahrheit nicht immer schön ist, dass sie nicht immer nur Gutes zeigt. Die Wahrheit kann
Weitere Kostenlose Bücher