Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
Sechsten Mond befangen.
Die Suche nach den Zutaten für den flinken Koriander war zwar verzwickt, aber machte auch Spaß, denn die Kinder wussten, dass sie jetzt genügend Zeit zur Verfügung hatten, um Nina zu helfen. Es waren endlich Ferien und bis Dreikönige würden sie nicht zur Schule gehen müssen. Dodo, Cesco, Fiore und Roxy konnten es kaum erwarten, die ganze Zeit in der prächtigen Villa zu verbringen. Und die Vorfreude auf das große Festessen an Heiligabend, an dem auch die Eltern der Kinder dabei sein würden, war riesig. Kurz und gut, es würde ein fantastisches Weihnachten werden!
Am 20. Dezember kam ein Telegramm aus Moskau. Vera und Giacomo kündigten ihre Ankunft an und Nina platzte fast vor Freude.
Ljuba war nicht zu bremsen. Zusammen mit dem Gärtner hatte sie die Villa bis in den letzten Winkel auf Hochglanz gebracht und die Zimmer für Ninas Eltern und die beiden Tanten vorbereitet. Professor José half beim Weihnachtsschmuck. Er hatte glänzende Christbaumkugeln, blinkende Lichterketten und noch viel mehr festliche Dekoration für die Wände und Fenster gekauft. Ein großer Weihnachtsbaum stand in der Eingangshalle und Mistelzweige schmückten die Türen, während Hunderte von roten Kerzen die prächtigen Zimmer in ein feierliches Licht tauchten. Die festliche Stimmung vertrieb die Sorgen um die Mission und durch die Weihnachtsvorbereitungen waren die Kinder ganz aufgeregt.
Auf Karkons Rat hatte der Bürgermeister zahlreiche Christbäume auf allen Plätzen der Stadt aufstellen und den Markusplatz mit riesigen Bordüren aus rotem Samt und goldener Festbeleuchtung schmücken lassen. Die rote Decke über dem geflügelten Löwen blieb dadurch fast unbemerkt. Die Venezianer waren so sehr von der Weihnachtsstimmung und den letzten Besorgungen vor dem Fest eingenommen, dass sie sich erst gar nicht fragten, warum die Marmorstatue, von der man doch so viel geredet hatte, ausgerechnet über Weihnachten wegen Restauration verhüllt worden war. Der Plan des Grafen und des Marquis funktionierte perfekt. Nur Nina und Professor José trauten dem Frieden nicht.
»Ich bin mir sicher, dass auch der Marquis die Magie der Dunkelheit beherrscht«, erklärte der spanische Lehrer. »Ich will mehr über ihn herausfinden. Ich werde mich informieren. Dieser Mann verbirgt ein Geheimnis. Sein Blick spricht Bände.«
Nina war zutiefst beunruhigt. An allen Ecken standen mittlerweile LSLs Spione. Der Bürgermeister ließ Dodo und Professor José beschatten, und auch sie und die anderen waren mit Sicherheit im Visier des Marquis. Ein winziger Fehler reichte und LSL würde zuschlagen. Nicht einmal die Vorfreude auf Heiligabend und die Ankunft der Eltern oder die hektische Suche nach den passenden Weihnachtsgeschenken brachten Nina auf andere Gedanken.
Sie fand keinen ruhigen Schlaf mehr. Doch am Abend vor dem 23. Dezember überwältigte die Müdigkeit sie so sehr, dass sie schon früh ins Bett ging. Es war gerade mal halb neun. Ljuba stopfte liebevoll Ninas mollige Bettdecke fest, schaltete die Lampe auf dem Nachttisch aus und gab dem Mädchen, bevor sie rausging, einen Kuss auf die Stirn.
Es schien eine Nacht zu sein wie jede andere. Alles war ruhig und die blinkenden Weihnachtslichter erhellten friedlich den Park der Villa.
Aber das Böse zeigt sein schlimmstes Gesicht, wie man weiß, in den unerwartetsten Momenten.
Im Traum spielte Nina vergnügt mit Adonis und Platon, lief ihren geliebten Tieren hinterher und spritzte sie neckend mit dem Wasser
des Brunnens nass. Doch die Idylle wurde jäh von dem roten Vorhang unterbrochen, der das fröhliche Bild unter sich begrub.
Die Stimme war zurückgekehrt. Nina fühlte sich, als ob sie erstickte. Sie konnte weder schreien noch ihre Augen öffnen. Panisch versuchte sie, sich gegen den Albtraum zu wehren, aber die Kraft des Bösen zog sie zum dritten Mal in die Welt der Persuasion. Nina schaffte es gerade noch, nach den duftenden Stäbchen zu tasten, die ihr die Guten Magier von Xorax gegeben hatten und die sie nachts immer bei sich trug. Sie spürte, dass sie beide, Verus, den weißen, und Falsus, den schwarzen, in ihrer rechten Hand festhielt, und das beruhigte sie. Dieses Mal würde sie sie benutzen und vielleicht würde die Stimme dann für immer schweigen.
Der rote Vorhang lichtete sich wie eine Wolke und verschwand. Nina fand sich auf einem von Bäumen gesäumten Pfad wieder. An den Seiten wiesen Dutzende Fackeln den Weg zu einem wunderschönen Schloss. Drei Türme
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