Witcher, Moony - Nina 02- Und der goldene Skarabäus
sofort wie neugeboren. Die Dächer der Häuser waren schneebedeckt, aus den Schornsteinen stieg Rauch auf und die Möwen flogen tief. Auf den Zweigen der Bäume hüpften fröhlich die Spatzen hin und her und ließen weiche Häufchen Schnee auf den Boden fallen. »Venedig im Schnee ist wunderschön. Noch schöner als Moskau«, murmelte das Mädchen. Sie warf einen Blick auf die Lagune. Die weißen Flocken fielen sacht auf das salzige Wasser und lösten sich langsam darin auf. Alles schien in einen Mantel aus zuckersüßer Schlagsahne gehüllt. Nina streckte die Hände aus dem Fenster, schaute in den Himmel und rief glücklich: »Es ist Weihnachteeeen!«
Lächelnd schloss sie das Fenster und frühstückte zwischen lauter Kissen auf dem Boden. Adonis, der verrückt nach Bananen war, gab sie ein Stück der süßen Frucht und für Platon goss sie Milch auf ein Tellerchen.
Der Tag hatte gut angefangen. Doch die hässlichen Erinnerungen der Nacht konnte der Schnee nicht vertreiben. Diesmal war die Stimme sehr mächtig gewesen. Zum Glück hatte der schwarze Stab funktioniert. Aber das reichte noch nicht, denn der Mönch würde sicher nicht aufgeben. Nina hatte noch immer die Musik der Violine im Kopf und sehnte sich danach, sie erneut zu spielen. Sie wusste, dass diese Empfindung nicht richtig war. Sich die Violine zu wünschen, hieß, die Stimme herbeizusehnen. »Nein, nein, nein, ich darf nicht den Verstand verlieren. Ich muss das Böse vertreiben!«
Schnell zog sie sich an und griff nach der Glaskugel und dem Taldom Lux. In eine kleine Tasche ihrer blauen Latzhose steckte sie das weiße Stäbchen der Guten Magier. Dann rannte sie ins Labor.
Nina kontrollierte das brenzlige Mehl zwischen den beiden Spiegeln. Alles war so, wie es sein sollte. Es mussten nur noch einige Tage vergehen, dann würde diese Alchimie funktionieren.
Aber die Stimme spukte immer noch durch Ninas Gedanken, und sie schaffte es kaum, sich zu konzentrieren.
»Ich muss sie vernichten. Ich muss in den Palazzo eindringen und sie zerstören!«, murmelte sie unruhig. Nina legte die Hand mit dem Sternenmal auf das flüssige Blatt und fragte: »Buch, wie schaffe ich es, in das Zimmer der Stimme der Persuasion zu kommen?«
Ondula hat es dir schon gesagt, dies ist nicht der richtige Moment.
Du kannst jetzt nicht in Karkons Palast, die Niederlage wäre dir sicher.
Auch das Kabitus Morbante würde dich augenblicklich zerstören.
»Das Kabitus Morbante? Wozu dient es genau?«, fragte Nina neugierig.
Kabitus Morbante ist ein dunkler Zauber, du kannst ihm jetzt noch nicht begegnen.
Hab keine Eile, denn du wirst am Ende schon noch siegen.
Versuch dich auf den flinken Koriander zu konzentrieren.
Die Ruhe wird dir dabei helfen, zu beflügeln deinen Verstand.
So verschwindet auch das Kabitus Morbante und verliert die böse prickelnde Substanz.
Das Buch empfahl ihr also, vorerst nichts zu tun. Sie sollte weder in den Palast eindringen noch nach der Stimme suchen. Die Guten Magier von Xorax hatten sie ja schon darauf vorbereitet, dass es eine sehr harte Probe werden würde.
Das Kabitus Morbante würde sie nur mit dem flinken Koriander vernichten können. Sie sollte sich also voll und ganz auf die Herstellung dieses Trankes konzentrieren und die Entdeckung des Kometenschweifs und des lilafarbenen Pfeifers abwarten. Aber sie wusste genau, dass Karkon nicht tatenlos Zusehen würde, bis sie den nächsten Schritt machte. Nein, bald würde er sicher versuchen, es mit ihr aufzunehmen. Nina erinnerte sich, dass er in seinen Aufzeichnungen drei erwachsene Androiden erwähnt hatte. Vielleicht bestand die neue Gefahr genau darin. Wenn der Magier die drei Robotermenschen aktiviert hatte, musste Nina sich auf neue, schwere Kämpfe gefasst machen.
Aufgeregt stellte die junge Alchimistin eine neue Frage: »Buch, ist es wahr, dass Karkon drei weitere erwachsene Androiden besitzt?«
Einem nach dem anderen wirst du begegnen und an verschiedenen Orten kämpfen.
In Birovs Buch wirst du etwas finden, das dir weiterhelfen wird.
Aber auch für die neue Gefahr steht Geduld an erster Stelle.
»Das Buch von Birian Birov? Abenteuergefährten! Bestimmt ist dieses Buch gemeint!«
Nina stürzte in den Dogensaal, stieg auf die Leiter und zog das Buch wieder heraus, das sie einige Tage zuvor durchgeblättert hatte. Dann setzte sie sich ins Kaminzimmer und begann es noch einmal aufmerksam zu durchforsten. Am Ende des Buches gab es ein Kapitel mit dem Titel
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