Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
hinunter.
Tupac holte zum ersten Axtschlag aus, als er das große Slemma über Roxy in der Luft anhielt. Die Kinder waren bewusstlos auf den Boden gesunken, ihre Gesichter starr und gelb.
Erstaunt näherte sich der Androide den leblosen Körpern, die Axt fest in den kräftigen Händen. Er bückte sich zu ihnen hinunter und prüfte, ob die Kinder noch atmeten. Nichts. Ihre Herzen schlugen nicht mehr. Tupac lächelte. Wie trunken vor Glück begann er, die Axt in den Fels zu schlagen. »Tot! Tot! Sie sind tot! Ich habe gewonnen!«, schrie der Androide wie ein Besessener.
Die Klinge durchschnitt den Stein, als ob er aus Butter wäre. Erschrocken flohen die sonst so starren Leguane. Immer tiefer grub sich das große Slemma in den dicken Fels, bis dieser schließlich zerbarst und einen Durchgang freigab. Warmes Licht durchflutete die blaue Grotte.
Der Himmel glühte bereits feuerrot.
Bald würde die Sonne untergehen und Nina auf der Pyramide des Kukulkàn geopfert werden.
Der Angriff des Trik Vesanus
Selbst vom Fuße der Pyramide war die monströse Gestalt auszumachen. Der gigantische Kopf mit den langen Federn, der von einer Tunika aus schwarzer Seide bedeckte Körper und die zum Himmel erhobenen Arme kündigten den Moment des Schicksals an. Im Rauch des Entartungspulvers, der aus den Mulden zu beiden Seiten des Opferaltars stieg, umklammerte die gefiederte Schlange den Steindolch. Vollkommen benommen von dem süßlichen Geruch warf Nina ab und zu einen Blick auf den Taldom Lux, den ihr der Feind entrissen hatte. Kraftlos und gefangen in den dichten Schwaden des betäubenden Rauchs nahm das Mädchen kaum wahr, dass die Sonne kurz davor stand, unterzugehen.
Fünf gelbe Vipern krochen zum Opfertisch und richteten sich auf ein Zeichen von LSL hin auf. Alles war bereit für das große Ereignis.
Das Licht der Sonne war dabei zu erlöschen, während langsam der runde Mond aufging. Der Himmel hatte sich zu einem fast schwarzen Blau verdunkelt. Über den Wipfeln der großen Bäume des Regenwaldes funkelten die Sterne. Fledermäuse flatterten hektisch über den Maya-Ruinen und Hunderte Leguane tauchten erwartungsvoll aus ihren Höhlen auf. Als der letzte Sonnenstrahl auf das erste Mondlicht traf, begann das Ritual.
Die gefiederte Schlange rief etwas in der uralten Sprache der Maya und ihre Stimme verteilte sich über den Dschungel wie ein Echo. Der mit dem Strahl des Mondes vereinte letzte Sonnenschein fiel auf die Haupttreppe der Kukulkàn-Pyramide und verwandelte sich wie in einem magischen Spiel in einen silber-goldenen Streifen, der bis zur Spitze emporwanderte.
LSL ließ die Arme durch die Luft kreisen. Das Gottwesen, das so gar nichts Gutes und Freundliches an sich hatte, schien den Lichtfluss zu sich zu ziehen. Seine Macht, seine Kraft und sein Zauber waren unendlich alt.
Der silber-goldene Strahl erreichte den Opferaltar und legte sich auf Ninas hilflosen Körper. Da näherten sich die fünf kleinen Vipern dem Kopf des Mädchens und spuckten ihm ihren klebrigen Speichel ins Gesicht.
»Lasst mich gehen!«, schrie Nina unter unmenschlicher Anstrengung. Sie blinzelte durch ihre halb geschlossenen Lider und sah vor sich die fünf glitschigen Bestien. Wie ein Blitz durchzog eine Erinnerung ihren Verstand. Benommen raunte sie: »Andaqua, Periona, Tinbara, Ganta, Ucoda.« Doch diese Schlangen waren nicht die fünf Wächter der Isola Clemente.
Die gefiederte Schlange horchte misstrauisch auf. Mit gestrecktem Hals zischte sie Nina zu: »Woher kennst du die Namen meiner fünf Wächter?«
Das Mädchen blieb stumm und schloss erneut die Augen. Sie hatte schon zu viel gesagt.
LSL legte das Steinmesser drohend auf ihre Beine. »Los, sprich! Sag mir, woher du diese fünf Namen kennst! Warst du etwa in meinem geheimen Unterschlupf?«
Nina blieb reglos liegen und sagte kein Wort. Sie durfte LSL nicht erzählen, dass sie seine Wächter besiegt hatte und Uroboros den Pulvervorrat von der Isola Clemente gebracht hatte. Dann wäre alles umsonst gewesen!
»Wenn du nicht sprichst, werde ich dich aufspießen«, zischelte die Schlange, die roten Augen bis aufs Äußerste geweitet.
Aber das Mädchen vom Sechsten Mond blieb standhaft. Ihren Lippen entwich kein Wort mehr, auch wenn ihre Angst mittlerweile ins Unerträgliche gestiegen war.
»Du dumme Göre! Sprich dein letztes Gebet! Denn jetzt wird mein Messer dein Herz durchbohren!« LSLs Stimme tönte furchterregend. Doch in ihrem benommenen Zustand hörte Nina die Worte,
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