Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
Mönch bewegte zuerst langsam den Kopf, dann die Arme und schließlich die Beine. Leuchtende Kreise kamen von der Stelle, an der seine Augen sein mussten, und umfingen den Grafen wie die Ringe einer unheilvollen Kette.
»Karkon Ca’ d’Oro, was hast du mir angetan?«, murmelte die Stimme rau.
»Ich konnte nicht vorhersehen, dass diese kleinen Gören dich sogar in diesem Zimmer besiegen würden«, antwortete der Graf zögerlich. Seine Stimme war kaum zu vernehmen.
Der Mönch streckte einen Arm aus und berührte die Stirn des Grafen mit einem Finger. Ein elektrischer Schock ließ Karkons Körper erzittern. Schweiß rann über sein graues, von Bosheit gezeichnetes Gesicht.
»Du kennst meine große Macht. Missbrauche sie nicht. Ansonsten wird die dunkle Welt dich und alle deine unnützen Androiden verschlingen.«
Die Stimme war so dröhnend geworden, dass Teile der feuchten Decke abbröckelten.
Alvise und Barbessa hielten sich erschrocken die Ohren zu und wichen unbemerkt aus dem Zimmer.
Der Mönch nahm Karkons Gesicht zwischen seine Hände. Aus seinen Fingerkuppen wuchsen lange spitze Fingernägel. Sie waren schwarz wie Pech. Langsam fuhr er mit ihnen über die Wangen des Grafen, der vor Schmerz aufjaulte.
Nach einiger Zeit war Karkon wieder in der Lage, das Zimmer zu verlassen. Die Zwillinge, die sich noch nicht von dem Schreck erholt hatten, liefen hinter ihm her und halfen ihm auf.
»Ich habe ein Monster erschaffen, das ich nicht mehr kontrollieren kann. Die Stimme ist auch eine Gefahr für mich«, flüsterte Karkon vollkommen erschöpft.
Als er wieder auf den Beinen war, bemerkte er, dass die anderen drei Androiden noch nicht wieder aus der Zauberkammer gekommen waren. Ein grauenvoller Gedanke durchfuhr ihn: Sie waren ohne die Eisenmasken in die Kammer gegangen. Er hatte sie in den sicheren Tod geschickt!
»Das Kabitus hat sie zerstört!«, murmelte er und biss die Zähne zusammen. Er scheuchte Alvise und Barbessa davon. Die Zwillinge sollten nicht sehen, wofür er verantwortlich war. Er ging zur Zauberkammer und riss die Tür auf.
Vor sich sah er die traurigen metallenen Reste von Irene, Gastilo und Sabina. Durch seine blinde Wut hatte er die drei treuen Helfer verloren. Jetzt waren ihm nur noch die Zwillinge und sein halb blinder Diener geblieben. Rachsucht stieg brodelnd in ihm hoch. Diese Niederlage lastete schwer auf dem Grafen und das Verlangen nach Vergeltung machte sich immer stärker und unerbittlicher in ihm breit.
Der Abend brach herein und in der kalten Januarluft Venedigs näherte sich ein ereignisreicher Tag seinem Ende. Die Venezianer waren nach wie vor in Aufruhr. Für die Sirene, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hatte, fehlte den Erwachsenen noch immer jegliche befriedigende Erklärung. Einzig und allein die Kinder hatten angefangen, sich Gedanken zu machen und sich zu überlegen, was passiert sein konnte. Sie ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Und alle Bewohner des Sechsten Mondes spürten dies. Die Xoraxianer und die Guten Magier waren in Feierlaune. Das dritte Geheimnis war befreit worden. Im Mirabilis Fantasio herrschte ein fröhliches Gewimmel und es gab Licht im Übermaß.
Nina dagegen saß auf dem Sofa im Orangensaal, kraulte Platons weiches Fell und steckte das zehnte Stück Schokolade in ihren Mund.
Gedankenverloren fasste sie sich an die Stirn. Sie musste an Cescos flüchtigen Kuss denken. Es war eine Geste der Zuneigung gewesen, der Freundschaft. Cesco war mutig und intelligent. Er hatte sehr viel Talent und alle Eigenschaften, um ein wahrer Alchimist zu werden. Ninas Herz schlug plötzlich schneller. Sie empfand ein seltsames Gefühl der Zärtlichkeit für den Freund, der sie niemals im Stich lassen würde.
Ljuba saß im Sessel und strickte. Ab und zu beobachtete sie aus den Augenwinkeln vergnügt die lustigen Gesichter, die Professor Mischas Enkelin zog. In der Villa Espasia schien endlich wieder ein wenig Heiterkeit und Ruhe eingekehrt zu sein.
Ninas Freunde waren bei sich zu Hause und schliefen in ihren eigenen Betten. Sie verschwendeten keinen Gedanken an die Schule, die am nächsten Tag wieder anfangen sollte, sondern dachten über viel wichtigere Dinge nach: die Rettung von Xorax und die Krankheit des Professors. Denn obwohl das dritte Geheimnis befreit worden war und sie ihrem Ziel ein gutes Stück näher gekommen waren, beschäftigte sie die Sorge um die Gesundheit des Lehrers.
Am nächsten Morgen, während Dodo, Fiore, Roxy und Cesco in der
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