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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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eine von jenen die Malerin, nun ja, und die andere die Person im Fenster, warum nicht?
    Vielleicht wollte die Malerin, als Landschaftsmalerin, die andere Person überhaupt nicht malen, in Wirklichkeit. Aber vielleicht bestand die andere Person darauf, aus dem Fenster zu schauen, während die Malerin an der Arbeit war.
    Sehr gut möglich, dass es das war, weswegen die beiden zunächst übereinander verärgert waren.
    Hätte die Malerin ihre Augen geschlossen oder sich einfach geweigert, zu schauen, wäre die andere Person trotzdem am Fenster gewesen?
    Man könnte genauso gut fragen, ob das Haus selbst da gewesen wäre?
    Und warum habe ich mir die Mühe gemacht, meine eigenen Augen wieder zu schließen?
    Noch immer fühle ich die Schreibmaschine, natürlich. Und höre die Tasten.
    Ebenso kann ich die Sitzfläche dieses Stuhles fühlen, durch meine Unterhosen hindurch.
    Hätte die Malerin das draußen bei den Dünen getan, hätte sie die Brise gefühlt. Und ein Gespür für Sonnenschein bekommen.
    Nun ja, und sie hätte die Brandung gehört.
    Gestern, als ich Kirsten Flagstad die Alt-Rhapsodie singen hörte, was genau hörte ich da?
    Im Winter, wenn der Schnee alles bedeckt, so dass nur diese seltsame Kalligrafie der Skelette dieser Bäume übrigbleibt, ist es ein bisschen, wie wenn man die Augen schließt.
    Bestimmt ist die Wirklichkeit verändert.
    Eines Morgens wachst du auf, und jede Farbe hat aufgehört zu existieren.
    Alles, was man in der Lage ist, dann zu sehen, ist wie diese meine Neun-Fuß-Leinwand mit ihren undurchsichtigen vier weißen Schichten aus Gips und Leim.
    Ich habe das gesagt.
    Dennoch, es ist beinahe, als ob man die ganze Welt malen könnte, und auf jedwede gewünschte Art und Weise.
    Den Pinselstrich abstrakt werden lassen an einem Fenster, oder nicht.
    Aber es war vielleicht Kassandra, die ich zunächst zu porträtieren beabsichtigte, auf jenen fünfundvierzig Quadratfuß, und gar nicht Elektra.
    Selbst wenn eine Stelle, die ich immer gemocht habe, ist, als Orest schließlich zurückkommt nach so vielen Jahren und Elektra ihren eigenen Bruder nicht erkennt.
    Was willst du, fremder Mann? Ich glaube, das ist es, was Elektra zu ihm sagt.
    Nun, es ist die Oper, an die ich jetzt denke, vermute ich.
    An der Kreuzung von Richard-Strauß-Allee und Johannes-Brahms-Straße, um vier Uhr nachmittags, hat irgendjemand meinen Namen gerufen.
    Du ? Kannst du das sein?
    Man stelle sich vor. Und genau hier, von allen möglichen Orten.
    Es war nur der Parthenon, so schön in der Nachmittagssonne, da bin ich mir ziemlich sicher, der eine Saite berührt hat.
    In Griechenland, in keinem geringeren Land, woher alle Künste und alle Geschichten gekommen sind.
    Dennoch, eine Zeit lang wollte ich fast weinen.
    Vielleicht habe ich doch geweint, an diesem einen Nachmittag.
    Obwohl es vielleicht auch Müdigkeit war, hinter dem Schleier des Wahnsinns, der mich beschützt hatte und der an diesem Nachmittag entschwunden ist.
    Eines Nachmittags siehst du den Parthenon, und mit diesem einen Blick ist dein Wahnsinn augenblicklich entschwunden.
    Weinend gehst du die Straßen entlang, deren Namen du nicht kennst, und jemand ruft nach dir.
    Ich rannte in eine Gasse, die in Wirklichkeit eine Sackgasse war.
    Sicherlich bist du das!
    Ich hatte auch eine Waffe. Meine Pistole, von den Oberlichtern.
    Nun, als ich am Schauen war, trug ich diese fast immer bei mir.
    Schauen. Verzweifelt, wie ich gesagt habe.
    Aber dennoch, ohne zu wissen, wen genau man finden würde.
    Ich kam nicht vor Einbruch der Dämmerung aus der Sackgasse heraus.
    Und sah mein eigenes Spiegelbild hinter dem Fenster eines Geschäfts für Künstlerbedarf dort aufblitzen, auf einer kleinen aufgezogenen Leinwand.
    Um die Wahrheit zu sagen, ein Buch im Geschäft neben diesem war sogar auf Englisch.
    Das war ein Vogelkundebuch für Süd-Connecticut und die Long-Island-Meerenge.
    Ich schlief in dem Auto, das ich zu dieser Zeit benutzt habe. Es war ein VW -Bus, voller Musikinstrumente.
    Kathleen Ferrier ist sehr wahrscheinlich sogar schon gestorben gewesen, bevor ich diese alte Aufnahme erworben hatte, glaube ich jetzt.
    Ich habe vergessen, was auch immer ich zu sagen beabsichtigt haben könnte, als ich das erwähnte. Allerdings.
    Schleier des Wahnsinns, was für eine schrecklich prätentiöse Redewendung, die ich da geschrieben habe. Außerdem.
    Am nächsten Morgen bin ich gegen den Uhrzeigersinn gefahren, durch die Berge, in Richtung Sparta, das ich besichtigen wollte, bevor

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