Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
folgen.
Inzwischen vergeht ja kaum eine Minute beim Besichtigen von Schlössern in La Mancha, ohne dass man an Don Quixote erinnert wird. Selbstverständlich.
Genauso wenig wie man in Toledo keine Zeit verbringen kann, ohne an El Greco erinnert zu werden, selbst wenn es sich herausstellt, dass El Greco kein Spanier war.
Allzu oft wird über ihn gesprochen, als wäre er doch einer.
Die berühmten spanischen Künstler wie Velázquez oder Zurbarán oder El Greco, dergleichen bekommt man zu hören.
Kaum je hört man, dass über ihn als Grieche gesprochen wird. Andererseits.
Die berühmten griechischen Künstler wie Phidias oder Theophanes der Grieche oder El Greco, dergleichen bekommt man fast nie zu hören.
Dennoch ist es nicht unvorstellbar, dass El Greco sogar direkt von einigen dieser anderen Griechen abstammte, wenn man innehält und darüber nachdenkt.
Sicherlich wäre es leicht gewesen, den Überblick zu verlieren, im Laufe so vieler Jahre. Aber wer kann schon sagen, dass es nicht sogar weiter zurückgehen mag, auf jemanden wie Achill, warum nicht?
Ich bin mir fast sicher, dass Helena zumindest ein Kind hatte. Auf jeden Fall.
Nun scheint das Gemälde das dieses Hauses zu sein.
Tatsächlich scheint auch jemand genau an dem Fenster oben zu sein, von dem aus ich immer den Sonnenuntergang beobachte.
Ich hatte sie vorher überhaupt nicht bemerkt. Vorher.
Wenn es eine sie ist. Der Pinselstrich ist ziemlich abstrakt, an dieser Stelle, so dass da kaum mehr als eine Andeutung von irgendjemandem ist. Wirklich.
Dennoch ist es interessant, plötzlich zu spekulieren, wer wohl an meinem Schlafzimmerfenster lauert, während ich hier genau darunter tippe.
Nun, gleichzeitig an der Wand gerade oberhalb und etwas seitlich.
Alles lediglich sozusagen. Selbstverständlich.
Obwohl ich gerade jetzt auch meine Augen geschlossen habe und außerdem sagen könnte, dass gerade jetzt die Person nicht nur oben und an der Wand war, sondern ebenso in meinem Kopf.
Wenn ich jetzt dort hinausginge, von wo aus ich das Fenster sehen kann, und dasselbe noch einmal täte, könnte die Anordnung nicht viel komplizierter werden.
Was das betrifft, habe ich erst jetzt etwas anderes in dem Gemälde bemerkt.
Die Tür, die ich im Allgemeinen benutze, wenn ich von der Terrasse vorne kommend aus und ein gehe, ist offen.
Vor noch nicht einmal zwei Minuten habe ich genau diese Tür geschlossen.
Offensichtlich ändert keine meiner Handlungen, wie diese hier, irgendetwas in dem Gemälde.
Trotzdem habe ich gerade wieder meine Augen geschlossen, um zu sehen, ob ich mir das Gemälde mit der zur Terrasse hin geschlossenen Tür vorstellen könnte.
Ich war nicht in der Lage, die Tür zur Terrasse zu schließen, in der Version des Gemäldes in meinem Kopf.
Hätte ich irgendwelche Farben, könnte ich sie selbst im Gemälde geschlossen malen, sollte mich das ernsthaft zu stören anfangen.
Es gibt keine Malutensilien in diesem Haus.
Fraglos hätten einst alle möglichen Arten solcher Utensilien hier sein müssen. Allerdings.
Nun ja, ausgenommen jene, die sie zu den Dünen getragen hat, wo sonst würde die Malerin sie hingebracht haben?
Jetzt habe ich den Maler auch zu einer sie gemacht. Zweifellos wegen meines anhaltenden Gefühls, es sei eine sie am Fenster.
Aber in jedem Fall kann man noch immer annehmen, dass es zusätzliche Malutensilien geben muss im Inneren des Hauses auf dem Gemälde, auch wenn man auf dem Gemälde selbst nichts davon sehen kann.
Tatsache ist, dass es ebenso möglich sein könnte, dass es weitere Menschen im Inneren des Hauses gibt, zusätzlich zu der Frau an meinem Fenster:
Dann wiederum könnten die anderen sehr wahrscheinlich am Strand sein, da es auf der Leinwand ein später Sommernachmittag ist, obwohl nicht später als vier Uhr nachmittags.
So dass man als Nächstes gezwungen ist, sich zu fragen, warum die Frau am Fenster nicht selbst an den Strand gegangen ist. Was das betrifft.
Obwohl ich nach reiflicher Überlegung entschieden habe, dass die Frau genauso gut ein Kind sein kann.
So dass sie vielleicht zur Strafe zu Hause bleiben musste, nachdem sie sich schlecht benommen hatte.
Oder vielleicht war sie sogar krank.
Möglicherweise ist niemand am Fenster auf der Leinwand.
Um vier Uhr nachmittags will ich versuchen zu schätzen, wo genau in den Dünen die Malerin ihren Blickwinkel wählte, um dann zu sehen, wie die Schatten fallen, da oben.
Selbst wenn ich gezwungen wäre, zu schätzen, wann es vier Uhr
Weitere Kostenlose Bücher