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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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Tavernen Kassandrastraße nennen.
    Kassandra ist bestimmt ein angemessener Name für eine Straße, in der ich glaubte, auf jeden Fall jemanden an einem Fenster gesehen zu haben.
    Nun, und insbesondere jemanden, der daran lauert.
    Oder ist es einfach der Gedanke, dass jemand an meinem Fenster auf dem Gemälde lauert, der mich diesen Bezug herstellen lässt.
    Dennoch, Herumlauern an solch einem Fenster, das ist genau das Bild, das man geneigt ist, sich von Kassandra zu machen, nachdem Agamemnon sie als eines seiner Beutestücke aus Troja zurückgebracht hatte. In der Tat.
    Auch während Klytämnestra Hallo sagt zu Agamemnon und ein schönes heißes Bad vorschlägt, neigt man dazu, sich auf diese Art und Weise dieses Bild von ihr zu machen.
    Nun, aber auch von Kassandra, die immer in der Lage ist, Dinge zu sehen, selbstverständlich. So dass sie, selbst ohne ein Fenster zum Lauern, bald von jenen Schwertern neben der Badewanne gewusst hätte.
    Nicht dass irgendjemand jemals gelernt hat, je einem Wort, das Kassandra jemals gesagt hat, Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings.
    Nun, diese ihre Wahnsinnstrancezustände.
    Auch hätte es keine Straße in Athen gegeben, die schließlich nach ihr benannt wäre, offensichtlich. Genauso wenig wie es eine gegeben hätte, die nach Hektor benannt ist, oder nach Paris.
    Dann wiederum ist es nicht unmöglich, dass die Gefühle der Menschen sich ändern könnten, nach so vielen Jahren.
    An der Kreuzung Kassandrastraße und El-Greco-Weg, nachmittags um vier, sah ich jemanden an einem Fenster, lauernd.
    Es war niemand an dem Fenster, das ein Fenster eines Geschäfts für Künstlerbedarf war.
    Es war eine kleine aufgezogene Leinwand, beschichtet mit Gipsgrund, die mein eigenes Spiegelbild aufblitzen ließ, als ich vorüberging.
    Dennoch, wie ich mich fast fühlte. Inmitten all dieses Schauens.
    Jedoch, Tatsache ist, wo ich mein eigenes Spiegelbild gesehen haben mag, könnte gut im Fenster einer Buchhandlung gewesen sein.
    Auf jeden Fall lagen die zwei Geschäfte nebeneinander. Es war das mit den Büchern, worin ich beschloss, hineinzugehen.
    Alle Bücher im Geschäft waren auf Griechisch. Natürlich.
    Möglicherweise waren einige wenige davon sogar Bücher, die ich wirklich gelesen habe, auf Englisch, obwohl ich natürlich keine Ahnung hätte haben können, welche.
    Möglicherweise war eines davon sogar eine griechische Ausgabe der Stücke William Shakespeares. Von einem Übersetzer, der unter dem Einfluss Euripides’ gestanden hat.
    Gipsgrund hat so ein blödes Aussehen, als Wort, wenn man es tippt.
    Es hätte geholfen, das Verziehen meiner Leinwände zu verhindern, wenn ich nicht Löcher in jene Oberlichter geschossen hätte. Offensichtlich.
    Wäre der Rauch nicht abgezogen, die Winter im Metropolitan wären schwierig gewesen. Allerdings.
    Es kann einen traurig machen, wenn man sich selbst hinein in ein Geschäft voller Bücher lässt und unfähig ist, auch nur ein einziges davon zu erkennen.
    Die Buchhandlung in der Straße unter der Akropolis machte mich traurig.
    Obwohl ich jetzt eine kategorische Entscheidung getroffen habe, dass das Gemälde kein Gemälde dieses Hauses ist.
    Ganz gewiss, es ist ein Gemälde des anderen Hauses, weiter den Strand hinunter, das gebrannt hat.
    Um die Wahrheit zu sagen, ich kann mir das andere Haus überhaupt nicht mehr in Erinnerung rufen.
    Obwohl vielleicht dieses Haus und jenes Haus identisch waren. Oder zumindest recht ähnlich. Auf jeden Fall.
    Häuser am Strand sind oft so, weil sie von Leuten mit im Wesentlichen ähnlichem Geschmack gebaut wurden.
    Tatsache ist jedoch, ich kann nicht absolut sicher sein, dass das Gemälde überhaupt noch an der Wand neben mir ist, da ich es nicht mehr anschaue.
    Recht wahrscheinlich habe ich es zurückgebracht in das Zimmer mit dem Atlas und dem Leben Brahms’. Ich habe einen dringenden Verdacht, dass mir in den Sinn kam, das zu tun.
    Das Gemälde ist an der Wand.
    Und zumindest haben wir verifiziert, dass es nicht das Leben Brahms’ gewesen ist, dessen Seiten ich ebenfalls angezündet habe, draußen am Strand.
    Wenn nicht, wie ich bereits angedeutet habe, jemand in diesem Haus zwei Leben Brahms’ besessen hatte, beide auf billigem Papier gedruckt und beide von der Feuchtigkeit ruiniert.
    Oder zwei Leute hatten sie besessen, was vielleicht wahrscheinlicher ist.
    Vielleicht zwei Leute, die sich nicht besonders gut verstanden haben, tatsächlich. Aber beide trotzdem an Brahms interessiert waren.
    Vielleicht war

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