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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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bloße Vermutung anstellen in Bezug auf etwas Derartiges, trotz des Schweigens.
    Man hat dann ein ziemlich feines Gespür dafür, wann Kassandra ihre Periode haben könnte, zum Beispiel. Kassandra fühlt sich wieder daneben, kann man sich sogar vorstellen, könnten Troilus oder manch anderer Trojaner hin und wieder gesagt haben.
    Dann wiederum könnte auch Helena ihre haben, selbst wenn sie noch immer diese strahlende Würde besitzt. Als Helena, die sie eben ist.
    Meine eigene macht im Allgemeinen mein Gesicht aufgedunsen.
    Man ist fast ganz sicher, dass Sappho bei all dem nie um die Sache herumgeredet hätte. Andererseits.
    Was gut erklären könnte, warum bestimmte ihrer Gedichte als Füllung für Mumien verwendet wurden, noch bevor die Klosterbrüder die übriggebliebenen in die Hände bekommen haben.
    Ich schwöre, Stücke von Sapphos verlorenem Werk sind in Streifen geschnitten in toten Ägyptern gefunden worden.
    Habe ich erwähnt, dass Sapphos Vater Skamandros hieß, nach dem Fluss bei Hisarlik, den ich mir einmal anschauen gegangen bin. Übrigens.
    Ich deute keineswegs an, dass daran irgendetwas Bedeutendes ist, es kommt mir lediglich wie eine gut einzuflechtende Tatsache vor.
    Einmal, in der National Portrait Gallery in London, als ich Branwell Brontës Gruppenporträt seiner drei Schwestern anschaute, habe ich beschlossen, dass Emily Brontë genauso aussah, wie Sappho ausgesehen haben muss.
    Selbst wenn die beiden kaum unterschiedlicher hätten sein können, selbstverständlich, schon weil Emily Brontë aller Wahrscheinlichkeit nach nicht einmal einen einzigen Liebhaber gehabt hat.
    Was vermutlich eine Erklärung ist, weshalb so viele Leute in der Sturmhöhe ständig in Fenster hinein- und aus Fenstern herausschauen. Tatsächlich.
    Oder in sie hinein- oder aus ihnen herausklettern, sogar.
    Dennoch hat mich der Gedanke an diese Lebensweise immer traurig gemacht.
    Aber was weiß unsereins denn schon jemals wirklich?
    Der Name von Hektors kleinem Jungen war Astyanax. Übrigens.
    Tatsache ist, dass das nur ein Spitzname gewesen war. Wie er wirklich hieß, war Skamandrius.
    Ich habe auch nicht den Wunsch, irgendetwas in Hinblick auf diese zufällige Übereinstimmung anzudeuten.
    Jedoch scheinen manche solcher Zusammenhänge andauernd aufzutauchen, allerdings. Vor ein paar Tagen, zum Beispiel, als ich vermerkt habe, dass Aristoteles einmal Platos Schüler gewesen war, erinnerte ich mich auch daran, dass Alexander der Große später der des Aristoteles gewesen ist.
    Woran mich das erinnert hat, war, dass Helenas Liebhaber Paris in Wirklichkeit Alexandros hieß. Und dass Kassandra oft Alexandra genannt wurde.
    Es schien völlig witzlos, überhaupt irgendetwas davon zu erwähnen. Selbst wenn Alexander der Große immer ein Exemplar der Ilias gleich neben se inem Bett liegen hatt e und wi rklich geglaubt hat, dass er direkt von Achill abstam mte.
    Oder dass Achill einmal beinahe im Skamander ertrunken ist.
    Obwohl ich mich auch jetzt daran erinnert habe, dass Jane Avril gleichfalls ein bestimmtes Buch gleich neben ihrem Bett liegen hatte, selbst wenn ich vergessen habe, welches Buch.
    Und jetzt erinnere ich darüber hinaus, dass es wiederum Odysseus war, der die anderen Griechen überzeugt hat, dass sie keine männlichen Überlebenden in Troja lassen sollten.
    Gott, was die Männer so getan haben.
    Das habe ich gerade gesagt, ich weiß.
    Dennoch, was mich in diesem Fall besonders betrübt, ist, wie schnell Odysseus jenen Pflug vergessen hatte, und seinen eigenen kleinen Jungen.
    Zumindest kann man sich darüber freuen, dass auch Sappho ein eigenes Kind hatte. Nun, eine Tochter, wie Helena.
    Was besagen soll, dass manch einer der späteren Griechen genauso gut direkt von Sappho hätte abstammen können, selbst wenn man die Spur sicherlich verloren hätte, nach einer bestimmten Anzahl von Jahren.
    Aber wer kann bestreiten, dass die Linie nicht bis hinunter sogar zu jemandem wie Irene Papas geführt haben könnte?
    Platos eigener Lehrer war selbstverständlich Sokrates, falls ich das nicht gesagt habe.
    Mittlerweile habe ich plötzlich den Verdacht, dass der Titel von jenem Leben Brahms’ wohl auch Das Leben Brahms’ hätte sein können, und also doch nicht Ein Leben Brahms’ .
    Unleugbar wäre das Leben Brahms’ angemessener gewesen, da der Mann nur ein Leben gehabt hat.
    Was vielleicht die Möglichkeit außer Acht lässt, dass es einfach Brahms hätte heißen können.
    Oder dass auch ein Leben Schostakowitschs im

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