Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
zu werden.
Der fünfundzwanzigste Oktober, das war Picassos Geburtstag.
Selbst wenn ich keineswegs sagen kann, wann jemals der fünfundzwanzigste Oktober ist.
Oder irgendein anderes Datum.
Simons war der dreizehnte Juli.
In jedem Fall glaube ich nicht, dass ich Maria Callas überhaupt noch einmal gehört habe, seit jenem Tag.
Nun, ich habe sowieso in letzter Zeit kaum die Fahrzeuge gewechselt.
Dann wiederum habe ich Joan Baez gehört. Und Kathleen Ferrier. Und Kirsten Flagstad.
Wie ich diese Leute gehört habe, ist ziemlich genau so, wie Gertrude Stein ihre kleine Glocke gehört hat, im Prinzip.
Wo ich jedoch auch Kirsten Flagstad gehört habe, war auf einem Tonbandgerät bei den Tennisplätzen.
Vielleicht habe ich die Tennisplätze nicht erwähnt.
Die Tennisplätze sind neben der Straße, die zur Stadt führt. Warum ich sie nicht erwähnt habe, ist, dass ich keinen Grund hatte, sie zu erwähnen.
Auch hätte ich keinerlei Grund, sie jetzt zu erwähnen, würde ich mich nicht zu Kirsten Flagstad äußern.
Was geschah, war, dass ich eines Nachmittags beschloss, Tennis zu spielen.
Ich beschloss nicht, Tennis zu spielen.
Was ich zu tun beschloss, war, einige Tennisbälle zu schlagen.
Die Tennisbälle, die zu schlagen ich beschloss, waren nicht die gleichen Tennisbälle, die ich einmal die Spanische Treppe hinunterrollen ließ, übrigens. In einem kleinen Schuppen neben den Tennisplätzen war es, wo ich diese entdeckt habe.
Die Tennisbälle, die ich die Spanische Treppe hinunterrollen ließ, waren in einem Karton hinten in einem Jeep gewesen, glaube ich.
Diese Tennisbälle waren in Dosen. Wären sie nicht in Dosen gewesen, da bin ich recht sicher, hätten sie ihre Sprungkraft längst verloren, und ich hätte sicher nicht beschlossen, irgendeinen von ihnen zu schlagen, um es gleich zu sagen.
Man kann kaum Tennisbälle schlagen, die ihre Sprungkraft verloren haben, was ich sogar schon begriffen hatte, als mir der Gedanke zum ersten Mal in den Sinn kam.
Es gab noch Schläger im Schuppen. An den meisten waren die Saiten locker geworden, aber ich suchte einen aus, an dem sie weniger locker geworden waren als an den anderen.
Vielleicht eine Stunde lang machte ich Dosen auf und schlug Tennisbälle über eines der Netze.
Da waren keine Netze, diese hatte das Wetter einige Zeit vorher ebenso ruiniert.
Nun ja, Überreste von Netzen.
Man tut so, als wären sie mehr als Überreste.
Oder dass eines von ihnen mehr ist als das, was alles ist, was man braucht, um Tennisbälle darüberzuschlagen.
Viele der Tennisbälle sprangen nicht sehr gut, obwohl sie in Dosen gewesen waren.
Oder vielleicht war es wegen des Grases, das durch den Belag des Platzes hindurchwuchs.
Um die Wahrheit zu sagen, ich war nie besonders gut im Tennis gewesen. In jedem Fall.
Tatsächlich hatte ich so gut wie nie Tennis gespielt.
Die ganzen Bälle liegen noch am Rand der Straße, nebenbei bemerkt. Häufig bemerke ich sie, wenn ich in die Stadt gehe oder zurückkomme.
Nun, erst gestern habe ich sie bemerkt.
Da sind die Tennisbälle, die ich an jenem Nachmittag schlug, war, was ich dachte.
Glücklicherweise ist dies nicht dasselbe wie Rauch bemerken und dabei denken, da ist mein Haus, weil, was ich in solchen Augenblicken bemerke, immer wirkliche Tennisbälle sind.
Man findet es angenehm, sich wenigstens zeitweise dessen sicher zu sein, wovon man spricht.
Ich habe Kirsten Flagstad nicht vergessen.
Nachdem ich aufgehört hatte, die Tennisbälle zu schlagen, war ich ziemlich verschwitzt.
Mehrere Fahrzeuge waren in der Nähe geparkt.
Oft funktioniert in bestimmten Fahrzeugen die Klimaanlage noch.
Wäre ich am Strand gewesen, wäre ich in den Ozean gegangen.
Weil ich nicht am Strand war, startete ich eines der Fahrzeuge.
Kirsten Flagstad sang Vier letzte Lieder von Strauss.
So etwas geschieht. Man dreht einen Schlüssel in einem Zündschloss, denkt dabei nur daran, das Fahrzeug zu starten, oder in diesem Fall die Klimaanlage zu starten, und man bemerkt überhaupt nicht, dass der Kassettenrecorder eingeschaltet ist.
Ich bin oft verblüfft darüber gewesen, warum sie Vier letzte Lieder genannt wurden, nebenbei gesagt.
Nun, zweifellos wurden sie Vier letzte Lieder genannt, weil es das war, was sie waren.
Dennoch kann man sich kaum einen Komponisten vorstellen, der sich hinsetzt und sagt, jetzt gleich werde ich meine letzten vier Lieder schreiben.
Oder sich gar hinlegt und das sagt.
Obwohl das vielleicht nicht unmöglich ist. Man
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