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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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Offensichtlich.
    Modigliani war erst fünfunddreißig. Nebenbei bemerkt.
    Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kann es wohl sein, dass ich jenes Fußballtrikot sogar auf dem ganzen Weg nach Paris getragen habe.
    Zweifellos habe ich nicht mehr auf den anderen Hemden gesessen, nachdem der Rest meiner eigenen Kleidung trocken war. Allerdings.
    Tatsache ist, ich wartete, bis die Sachen teilweise getrocknet waren, bis ich losfuhr.
    Was ich tat, während ich wartete, war, meinen Jeanswickelrock und mein Baumwollhemd und meine Unterhosen auszuziehen und sie in der Sonne liegen zu lassen und dann das Trikot anzuziehen, auf dem Savona stand.
    Während ich wartete, hörte ich auch weiterhin Maria Callas zu, wie sie Medea sang.
    Das Trikot war viel zu groß, übrigens, und hing fast bis zu meinen Knien.
    Dennoch, aus irgendeinem Grund jedoch trug ich es gerne.
    Tatsächlich war auf dem Hemd auch eine Zahl, obwohl ich vergessen habe, welche Zahl.
    Zweifellos war das so, weil die Zahl auf dem Rücken war.
    Savona stand auf dem Trikot quer über meinen Brüsten.
    Obwohl, wo das wirklich stand, war von unterhalb eines Arms hinüber zum anderen, weil das Trikot um so vieles zu groß war.
    Nichts davon beantwortet die Frage, ob ich durch Savona gefahren bin oder nicht. Zwischenzeitig.
    Die Tatsache, dass ich mich nicht daran erinnere, ist keinesfalls eine Bestätigung dafür, dass ich es nicht tat, glaube ich.
    Man kann durch unzählige Städte fahren, ohne die Namen jener Städte zu kennen.
    Nun ja, insbesondere in Russland, wie ich vielleicht bereits sogar gesagt habe, wo sogar Fjodor Dostojewski an St. Petersburg hätte vorbeifahren können, ohne zu wissen, dass es St. Petersburg war.
    Was das betrifft, hatte ich selber einmal in Korinth, in Griechenland, halten wollen, aber erst einige Zeit später entdeckt, dass ich schon durch Korinth und darüber hinaus gefahren war.
    Das war an einem Morgen, als ich gegen den Uhrzeigersinn gefahren bin, im Gebirge, von Athen nach Sparta, wie sich zeigte.
    Was besagen soll, dass es genau an diesem Morgen war, nachdem ich geglaubt hatte, dass jemand meinen Namen gerufen hatte, unterhalb der Akropolis, nicht so weit weg von der Kreuzung Katherine-Hepburn-Boulevard und Archimedesstraße.
    Wie ich mich fast fühlte, inmitten all dieses Schauens.
    Es war nur der Parthenon, allerdings, so schön in der Nachmittagssonne, der eine Saite berührt hat.
    Dennoch, eine Zeit lang hätte ich fast weinen wollen.
    Schaute dann aber in einen Führer über die Vögel von Süd-Connecticut und Long Island Sound, um herauszufinden, was er mir über Möwen sagen konnte.
    Warum ich in Korinth den Wunsch hatte, anzuhalten, war tatsächlich wegen Medea selbst, auch wenn die Oper damit zu dieser Zeit nichts zu tun hatte.
    Obwohl man in jedem Fall bezweifeln darf, dass es dort noch irgendein Zeugnis für die Gräber ihrer kleinen Jungen gibt.
    Dann wiederum hat es sehr wahrscheinlich eine Apotheke oder ein Kino namens Savona gegeben, zumindest, und ich hatte darauf nicht geachtet.
    Obwohl ich jetzt fast absolut sicher bin, dass die Zahl auf dem Rücken des Trikots eine Sieben war.
    Oder eine Siebzehn.
    Tatsächlich war es eine Zwölf.
    Einmal war ich hundertprozentig sicher, dass ich in einer Stadt namens Lititz, in Pennsylvania war, ohne überhaupt irgendeinen echten Grund zu haben, sicher sein zu können.
    Tatsache ist, ich war nur Augenblicke vorher ähnlich sicher gewesen, dass ich in Lancaster, Pennsylvania, war, bis ein Name auf einer Apotheke oder einem Kino auf etwas anderes hinwies.
    Selbst dann war mir aber auch klar, dass es leicht eine Apotheke in Lancaster namens Apotheke Lititz geben könnte, genauso wie es ein Kino in Savona namens Das Rimini geben könnte. Oder Das Perugia.
    Nichtsdestoweniger war ich hundertprozentig sicher, dass ich in Lititz, Pennsylvania, war.
    Ich glaube auch, dass ich noch immer dasselbe Fußballtrikot hin und wieder in der Tate Gallery, in London, getragen habe, an kühlen Morgen, wenn ich Wasser von der Themse herbeitrug.
    Oder wenn ich mich an Turners eigenen Wasserbildern erfreute.
    Jedoch behielt ich keines der zusätzlichen Trikots, als ich jenen speziellen VW -Bus stehenließ, was ich allerdings erst so verspätet als gedankenlos erkennen muss.
    Offensichtlich, da ich dieses eine Trikot so gerne trug, hätte mir der gesunde Menschenverstand raten sollen, einige der anderen zu behalten.
    Andererseits hatte ich zweifellos keine Ahnung, dass ich dafür eine solche Vorliebe

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