Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
findet es recht unwahrscheinlich, aber vielleicht ist es nicht unmöglich.
In jedem Fall war es vielleicht Kathleen Ferrier, die gesungen hat.
Und die Lieder können die Vier ernsten Gesänge von Brahms gewesen sein.
Seit Lucia di Lammermoor habe ich es abgelehnt, voreilige Entscheidungen über solche Angelegenheiten zu treffen.
Brahms ist nie mein Lieblingskomponist gewesen. Übrigens.
Zugegeben, Brahms ist unzählige Male auf diesen Seiten erwähnt worden.
Obwohl tatsächlich nicht wirklich Brahms unzählige Male erwähnt worden ist.
Was häufiger erwähnt wurde, ist ein Leben Brahms’, das vielleicht Brahms – ein Leben , oder Brahms – das Leben , oder möglicherweise Brahms heißt.
Neben anderen Alternativen.
Tatsächlich, was wirklich erwähnt worden ist, sind etliche Leben Brahms’.
Die Leben Beethovens und Tschaikowskys sind ebenso erwähnt worden.
Wie auch eine Geschichte der Musik, geschrieben für Kinder und gedruckt in einer außerordentlich großen Schrift.
Zusätzlich habe ich erwähnt, Igor Strawinsky zugehört zu haben, während ich von einem Ende des Hauptgeschosses des Metropolitan Museum zum anderen in meinem Rollstuhl dahingejagt bin.
All dies ist reiner Zufall gewesen.
Die Tatsache, dass ich auch ein Buch über Baseball erwähnt habe, soll sicherlich nicht dahingehend ausgelegt werden, als wollte ich andeuten, dass ich auch nur die geringste Begeisterung für Baseball hege.
Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht, einen Lieblingskomponisten zu haben.
Merkwürdigerweise allerdings war alles, was ich während einer nicht allzu lange zurückliegenden Periode überhaupt in der Lage war, zu hören, waren Die Jahreszeiten von Vivaldi.
Auch selbst wenn ich mir sicher war, dass ich etwas anderes im Sinn hatte, waren es Die Jahreszeiten , die ich immer wieder gehört hatte.
Solche Dinge können passieren.
Sie können genauso schnell mit der Kunst passieren.
Hin und wieder bin ich überzeugt, an ein bestimmtes Gemälde zu denken, zum Beispiel, und was mir in den Kopf kommt, ist ein ganz anderes Gemälde.
Neulich in der Früh ist mir dies mit der Kreuzabnahme von Rogier van der Weyden passiert.
Genau in diesem Augenblick kann ich das Gemälde sehen.
Zweifellos ist das nur natürlich, da ich gerade wieder daran denke.
Selbst wenn ich, was das betrifft, nicht daran gedacht hätte, hätte ich sicherlich damit anfangen müssen, als ich jene letzten Sätze getippt habe.
Nichtsdestoweniger, als ich neulich in der Früh daran dachte, sah ich Die Kreuzabnahme überhaupt nicht.
Was ich sah, war jenes Jan-Vermeer-Gemälde einer jungen Frau, die an einem Tisch, im Metropolitan Museum, eingeschlafen ist.
Jetzt geht das wieder los.
Offensichtlich schläft die junge Frau genauso wenig an einem Tisch im Metropolitan Museum, wie Maria Callas unbekleidet an jener Böschung nahe Savona stand.
Die junge Frau schläft in einem Gemälde im Metropolitan Museum.
Auch an diesem Satz ist etwas falsch. Selbstverständlich.
Weil da sowieso keine junge Frau ist, sondern nur ihre Darstellung.
Weshalb ich wieder grundsätzlich entzückt bin, die Tennisbälle zu sehen.
Aber alles, was ich zu sagen angefangen hatte, in jedem Fall, war, dass ich überhaupt nicht an dieses spezielle Gemälde gedacht hatte, selbst wenn das das Gemälde war, das mir in den Kopf kam.
Obwohl das, was ich im Besonderen versuchte herauszubringen war, warum ich weiter ständig Die Jahreszeiten von Vivaldi hörte, selbst wenn ich etwa an Les Troyens von Berlioz dachte. Oder an die Alt-Rhapsodie .
Was das betrifft, warum sehe ich jetzt plötzlich ein Interieur von Jan Steen, wenn ich hätte schwören können, an ein Gemälde von Rogier van der Weyden gedacht zu haben, und an noch ein anderes von Jan Vermeer?
Alle Musik Vivaldis, einschließlich Die Jahreszeiten , war viele Jahre nach seinem Tod völlig in Vergessenheit geraten. Übrigens.
Nun, und Vermeer ist noch länger vernachlässigt worden.
Tatsächlich kaufte niemand je ein einziges Gemälde von Vermeer, als er noch lebte.
Auch Vivaldi hatte rotes Haar.
Wie Odysseus.
Was man alles so weiß.
Selbst wenn ich, umgekehrt, mir kein einziges Detail zu Jan Steen ins Gedächtnis rufen kann.
Oder dass alles, was ich kategorisch über Rogier van der Weyden behaupten kann, ist, dass man das Original der Kreuzabnahme immer noch nicht so sehen kann, wie es verlangt, gesehen zu werden.
Obwohl die Fenster in der Nähe geputzt worden sind.
Oder selbst wenn ich gerade erst
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