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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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Tatsächlich.
    Und Händel kann auf die Liste der Leute gesetzt werden, die erblindet sind, glaube ich.
    Aber wer war jemand namens Karen Silkwood, der ich plötzlich das Bedürfnis verspüre zu sagen, dass man sich jetzt hinknien und aus der Donau trinken kann, oder aus dem Potomac, oder dem Allegheny?
    Und warum begreife ich erst in diesem Augenblick, dass Leningrad noch immer St. Petersburg hieß, als Schostakowitsch dort geboren wurde.
    Ich habe gerade ein Handtuch um meinen Kopf gewickelt.
    Weil ich hinausgegangen bin, um etwas Grünzeug zu holen, für einen Salat, das ist der Grund dafür.
    Und je mehr ich in der Zwischenzeit darüber nachgedacht habe, umso mehr bedaure ich, was ich gesagt habe.
    Ich meine über Michelangelo, nicht über Herodot.
    Bestimmt hätte ich es mehr als angenehm gefunden, Michelangelos Hand zu schütteln, ganz egal was der Papst oder Louis Pasteur dazu gesagt haben mögen.
    Tatsächlich wäre ich begeistert gewesen, die Hand bloß zu sehen , die überflüssiges Material auf die Art und Weise weggenommen hat, wie Michelangelo es weggenommen hat.
    Wirklich, ich hätte mich gefreut, Michelangelo sagen zu können, wie lieb mir sein Satz ist, den ich einmal unterstrichen habe.
    Vielleicht habe ich nicht erwähnt, einmal einen Satz Michelangelos unterstrichen zu haben.
    Ich habe einmal einen Satz Michelangelos unterstrichen.
    Das war ein Satz, den Michelangelo einmal in einem Brief geschrieben hat, als er fast fünfundsiebzig Jahre gelebt hatte.
    Du wirst sagen, dass ich alt und wahnsinnig bin, war, was Michelangelo geschrieben hat, aber ich antworte, dass es keinen besseren Weg gibt, bei Sinnen und frei von Angst zu sein, als wahnsinnig zu sein.
    Bei meiner Ehre, Michelangelo hat das einmal geschrieben.
    Tatsache ist, ich bin fast ganz sicher, dass ich Michelangelo gemocht hätte.
    Ich spüre noch immer die Schreibmaschine. Natürlich. Und höre die Tasten.
    Hm. Ich scheine etwas ausgelassen zu haben, gerade eben.
    Oh. Alles, was ich schreiben wollte, war, dass ich gerade meine Augen geschlossen hatte. Offensichtlich.
    Es gibt eine Erklärung, warum ich mich entschieden habe, das zu tun.
    Die Erklärung ist, dass ich über diese Kiste mit dem Gras, das nicht echt ist, verstörter zu sein scheine, als ich es gedacht hätte.
    Wobei ich mir einbilde, was ich meine, ist, dass, wenn das Gras, das nicht echt ist, echt ist, was es unzweifelhaft ist, was wäre dann der Unterschied in der Art und Weise, wie Gras, das nicht echt ist, echt ist, und in der Art und Weise, wie echtes Gras echt ist?
    Was das betrifft, in welcher Stadt ist Dmitri Schostakowitsch geboren?
    Eine bestimmte Menge derartiger Sachen kann wirklich manchmal fast anfangen, mich zu beunruhigen. Um die Wahrheit zu sagen.
    Auch wenn es anscheinend keine Aufzeichnungen darüber gibt, welchen Namen Wittgenstein jemals für jene Möwe ausgewählt hat. Andererseits.
    Nun, meine Begründung, weswegen ich dies wieder zur Sprache bringe, ist, dass eine Möwe mich an genau diesen Strand gebracht hat. Wie sich zeigt.
    Hoch oben, hoch oben, vor den Wolken, kaum mehr als ein Fleck. Dann aber, im Sturzflug aufs Meer zurasend.
    Außer dass die Möwe auch keineswegs eine echte Möwe war, selbstverständlich, sondern nur Asche.
    Habe ich je erwähnt, dass ich in Savona, New York, geschaut habe? Oder in Cambridge, Massachusetts?
    Und dass ich in Florenz nicht gleich in die Uffizien ging, sondern stattdessen für eine Weile in einem Hotel gelebt habe, dass nach Fra Filippo Lippi benannt wurde.
    Was ich mit meinem Stock schreibe, sind nicht immer unbedingt Botschaften. Nebenbei bemerkt.
    Einmal habe ich Helena von Troja geschrieben, auf Griechisch.
    Oder, was wie Griechisch aussah, obwohl ich das in Wirklichkeit bloß erfunden hatte.
    Selbst wenn Helena von Troja auch in echtem Griechisch bloß ein erfundener Name gewesen wäre, wenn man es recht bedenkt, da es sicherlich zweifelhaft ist, dass irgendjemand sie damals so genannt hat.
    Ich habe beschlossen, mich unter ein paar Frauen zu verstecken, so dass ich nicht fortgehen und um Helena von Troja kämpfen muss. So aber stellt man sich kaum vor, dass Achill über derartige Sachen nachgedacht hätte. Zum Beispiel.
    Oder, ich habe beschlossen vorzutäuschen, ich sei wahnsinnig und säe Salz auf meine Felder, so dass ich nicht um Helena von Troja kämpfen gehen muss. So stellt man sich auch kaum vor, dass Odysseus über Derartiges nachgedacht hätte.
    Außerdem hätte sich zweifellos jeder schon viel zu

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