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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Markson
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wusste, wie man addiert.
    Besonders, da Pascal nicht einmal geboren war.
    Aber wie dem auch sei, was mir jetzt auch einfällt, hier zu erwähnen, ist, dass ich häufig genauso darüber verärgert bin, wie Klytämnestra für bestimmte Dinge verantwortlich gemacht wird, wie ich es über Helena bin. Um die Wahrheit zu sagen.
    Ich meine, im Hinblick darauf, wie Klytämnestra Agamemnon in seinem Bad ersticht, sobald er aus ebendiesem Krieg nach Hause kommt. Selbstverständlich.
    Mit ein bisschen Hilfe. Aber trotzdem.
    Obwohl, was ich wirklich sagen will, ist, warum in Gottes Namen hätte sie nicht.
    Nun, nachdem Agamemnon ihre eigene Tochter geopfert hat, um Wind für jene gleichen Schiffe aufzubringen, meine ich natürlich.
    Gott, was die Männer so getan haben.
    Insbesondere Könige und Generäle, selbst wenn das kaum eine Entschuldigung ist.
    Aber wie es halt auch so ist, bin ich selbst von Griechenland nach Troja gesegelt. Wirklich.
    Nun, oder umgekehrt. Aber der Witz dabei ist, dass sogar mit einer aus einem Atlas herausgerissenen Seite, anstelle einer Seekarte, mich die ganze Reise ohne Eile nur zwei Tage gekostet hat.
    Obwohl mich diese Ketsch nahe Lesbos halb zu Tode geängstigt hat, mit ihrem Spinnaker so geräuschvoll im Wind. Sogar.
    Was es aber jedenfalls kaum zu einer Entfernung macht, die die Opferung von jemandem erfordert. Offensichtlich.
    Schon gar nicht die des eigenen Kindes.
    Und das, selbst wenn man nicht zusätzlich noch die Frage aufwirft, was für einen Unterschied ein oder zwei Tage auf See mehr oder weniger überhaupt machen würden, wenn der alberne Krieg volle zehn Jahre dauern wird.
    Aber, um dem die Krone aufzusetzen, steht der Mann auch mit einer Konkubine im Schlepptau da, als er schließlich zurückkommt, unglaublich.
    Und doch, durch die Art und Weise, in der die Dramen geschrieben sind, kriegen es sogar Elektra und Orest irgendwie fertig, wütend auf Klytämnestra zu werden, weil sie es alles in allem ein bisschen viel finden.
    Es mag tollkühn sein, berühmte Schriftsteller zu kritisieren, aber bestimmt scheint es mir, dass irgendjemand irgendwo eine Grenze ziehen sollte.
    Vati hat unsere Schwester ermordet, um Wind für seine dummen Schiffe aufzubringen, ist das, was jede Person mit klarem Verstand sich sicherlich vorstellen muss, dass Elektra und Orest gedacht haben sollten.
    Mutti hat unseren Vati ermordet, ist alles, was sie stattdessen in den Dramen denken.
    Außerdem gibt es darüber auch schon Dramen von Aischylos und Sophokles, sogar vor Euripides.
    Nichtsdestoweniger wird man immer noch kategorisch gezwungen, daran zu glauben, dass Elektra und Orest nie und nimmer so empfunden hätten.
    Tatsächlich, was ich mehr als einmal vermutet habe, ist, dass die ganze Geschichte darüber, wie diese beiden ihre eigene Rache an Klytämnestra nehmen, insgesamt eine weitere Lüge war. Mehr als wahrscheinlich hätten alle drei nichts anderes empfunden außer was für ein Glück, dass wir die los sind.
    Oder zumindest, sobald das Badezimmer gesäubert worden war.
    Und lebten dann sogar glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage.
    So dass tatsächlich das, was ich darüber hinaus sogar vermutet habe, ist, dass Klytämnestra schließlich gar nicht so sehr beim Gedanken an die Konkubine aufgebracht war, oder zumindest nicht mehr, sobald sie sich das Wesentliche von der Seele geredet hatte.
    Nun, oder mit Sicherheit, nachdem sie auch herausgefunden hatte, dass die Konkubine bloß die arme Kassandra war.
    In einem der Dramen tötet Klytämnestra Kassandra im gleichen Moment, in dem sie Agamemnon tötet.
    Sicherlich, im wirklichen Leben hätte sie sofort erkannt, dass Kassandra wahnsinnig war, und hätte sich allein aus diesem Grund die Sache noch einmal überlegt.
    Wann sie das sogleich erkannt hätte, wäre in der Minute gewesen, in der Kassandra ins Haus ging und begonnen hat, an Fenstern zu lauern. Natürlich.
    Obwohl, wenn ich Haus sage, sollte ich wirklich Palast sagen. Selbstverständlich.
    Oh, du liebe Zeit, wie dieses arme Kind fortwährend an unseren Palastfenstern lauert, ist sicherlich das, was Klytämnestra hätte denken müssen.
    So dass ihre nächste Entscheidung recht wahrscheinlich sogar hätte sein können, Kassandra zu erlauben, zu bleiben, als eine Art Pensionsgast. Nach dem Begräbnis.
    Bestimmt hat das arme Kind keine Palastfenster mehr zu Hause, um daran zu lauern, in dem, was von Troja übriggeblieben ist, wäre noch etwas, das sie sicherlich gedacht haben müsste.
    Was

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