Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
das betrifft, hätte Klytämnestra fast sicher erfahren, dass Kassandra auch vergewaltigt worden war, was die Wahrscheinlichkeit dieser Version fraglos bestärken würde.
Tatsache ist, worauf ich jetzt vollkommen bereit wäre zu wetten, ist nicht nur, dass Klytämnestra und Elektra und Orest glücklich miteinander lebten bis ans Ende ihrer Tage, sondern auch, dass Kassandra selbst schließlich sogar zur Familie gezählt worden wäre.
Außerdem kann ich mir ferner sogar alle vier vorstellen, wie sie sich hin und wieder aufmachen, um Helena zu besuchen, sobald das alles geregelt worden war.
Sicherlich hätte Klytämnestra auf jedem Fall ihre eigene Schwester sehen wollen, nach ebendiesen zehn Jahren. Aber an was ich mich auch erst jetzt erinnere, ist, dass Kassandra hier selbst eine alte Freundin Helenas war.
Nun, Kassandra war Paris’ Schwester. Selbstverständlich.
Was besagen soll, dass, sobald Helena in Troja eingetroffen war, die beiden praktisch Schwägerinnen geworden waren.
Praktisch soll heißen, weil Helena noch immer offiziell eher mehr mit Menelaos verheiratet war. Natürlich.
Aber dennoch, zehn Jahre sind halt auch zehn Jahre in diesem Fall. So dass Kassandra unbestreitbar begeistert gewesen wäre, die Beziehung wiederaufzunehmen.
Guten Morgen, Kinder und Kassandra. Ratet, worüber ich nachgedacht habe. Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug nach Sparta, um Tante Helena zu besuchen?
Oh ja, lass uns das machen. Was für eine vorzügliche Idee, Klytämnestra!
Wird Onkel Menelaos auch dort sein, Mutti?
Hoppla!
Dieser Teil ist vergessen worden. Offensichtlich.
Was besagen soll, dass, nachdem Menelaos einen ganzen Krieg geführt hat, um seine Ehefrau zurückzukriegen, er zweifellos nicht gerade überglücklich gewesen wäre, wenn eine Schwester des Mannes, mit dem sie durchgebrannt war, als Hausgast auftaucht.
Wenn ich Haus sage, sollte ich wieder Palast sagen. Selbstverständlich.
Dann wiederum ist, was man sich als Nächstes vorstellt, dass Helena zweifellos ein wenig genörgelt hätte, falls notwendig.
Ach Liebling, was kann es schon schaden, ihr ein oder zwei Fenster zu überlassen, zum Lauern?
Nun, und höchstwahrscheinlich hätte Kassandra auch Geschenke mitgebracht, um die Sache geradezubiegen.
Die Trojaner waren bekanntlich bekannt dafür, Geschenke mit sich zu führen, wann immer sie irgendwohin gingen. In jedem Fall.
Wirklich, eine Katze wäre eine gute Idee gewesen. Selbst wenn eine Katze als Geschenk für Helena vielleicht angemessener gewesen wäre als für Menelaos.
Ich kann mich nicht erinnern, ob es irgendetwas in der Odyssee darüber gibt, ob Helena eine Katze hatte. Allerdings.
Ich sage eher die Odyssee als die Ilias , weil die Ilias zu Ende gewesen ist, bevor Kassandra das Tier mitgebracht hätte. Natürlich.
Was aber übrigens wiederum beweist, dass Gustave Flauberts Annahme falsch war, eine Frau hätte dieses Buch geschrieben, da sicherlich eine Frau daran gedacht hätte, Helenas Katze einzufügen.
Was tatsächlich eingefügt wird, ist ein Hund, der Odysseus gehört.
Wirklich, die Stelle mit dem Hund ist traurig, da es der Hund ist, der Odysseus als Erster wiedererkennt, als er nach Ithaka zurückkehrt, nachdem er nach Troja für weitere zehn Jahre fort gewesen war, aber dann stirbt.
Oje. Wenigstens scheint es, als wäre es ein paar Seiten her, seit ich das das letzte Mal getan habe.
Oder wenigstens bemerkt habe, dass ich es getan habe.
Was ich gemeint habe, war kaum, dass es Odysseus ist, der stirbt, nachdem er nach Ithaka zurückgekehrt war, offensichtlich. Offensichtlich ist es der Hund, der stirbt, nachdem er ihn wiedererkannt hat.
Andererseits erkennt Penelope Odysseus überhaupt nicht wieder. Übrigens.
Und was sicherlich auch ein zusätzlicher Beweis dafür ist, dass eine Frau jene Stelle nicht geschrieben hat.
Nun, sicherlich, wenn eine Ehefrau ganze zwanzig Jahre pflichtbewusst unzähligen Freiern aus dem Weg geht, während sie darauf wartet, dass ihr Ehemann nach Hause kommt, sollte sie den Ehemann wiedererkennen, wenn er ankommt.
Obwohl es die Umkehrung jener Behauptung ist, die eher wahr ist. Wirklich.
Was besagen soll, dass, wenn eine Frau diese Stelle geschrieben hätte, man ernsthaft bezweifeln dürfte, dass die Ehefrau überhaupt den Freiern all die zwanzig Jahre aus dem Weg gegangen wäre.
Tatsächlich glaube ich, ich habe solche Zweifel über Penelope schon vorher geäußert.
Schließlich.
Obwohl, wenn man es recht bedenkt, mag Penelope
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