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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Haus der Coles ab, und wenn er Eddie zufällig sah, bedachte er ihn mit einem finsteren Blick. Dieses Kindermädchen ging regelmäßig mit Ruth an den Strand, wo sich ihr Freund von der Sonne bräunen ließ.
    In den ersten vier Wochen bat Marion, die Ruth und das Kindermädchen für gewöhnlich an den Strand fuhr und sie später wieder abholte, Eddie nur ein- oder zweimal, diese Aufgabe zu übernehmen. Das Mädchen sprach kein Wort mit ihm, und Ruth fragte ihn zu seiner Beschämung noch einmal: »Wo sind die Füße?«
    Das Kindermädchen, das Ruth am Nachmittag betreute, ging aufs College und kam mit dem eigenen Auto. Sie hieß Alice und fühlte sich Eddie so überlegen, daß sie nicht mit ihm redete, außer um kurz anzumerken, sie habe einmal jemanden gekannt, der in Exeter gewesen sei. Natürlich habe der Betreffende seinen Abschluß gemacht, bevor Eddie dort angefangen habe, und sie wisse auch nur den Vornamen: Chickie oder Chuckie.
    »Wahrscheinlich ein Spitzname«, hatte Eddie etwas dümmlich gemeint.
    Alice hatte geseufzt und ihn mitleidig angesehen. Eddie befürchtete, von seinem Vater die Tendenz geerbt zu haben, Offensichtliches auszusprechen – und bald spontan mit einem Spitznamen wie Minty bedacht zu werden, der ihm für den Rest seines Lebens bleiben würde.
    Alice hatte noch einen Ferienjob in einem Restaurant in den Hamptons, allerdings keinem, in dem Eddie jemals speiste. Und sie war hübsch, so daß Eddie sie nicht ansehen konnte, ohne sich zu schämen.
    Das Kindermädchen für den Abend war eine verheiratete Frau, deren Mann tagsüber arbeitete. Manchmal brachte sie ihre zwei Kinder mit, die älter waren als Ruth, aber dennoch höflich mit ihren unzähligen Spielsachen spielten – hauptsächlich Puppen und Puppenhäusern, denen Ruth nicht viel Beachtung schenkte. Sie zeichnete lieber oder ließ sich Geschichten vorlesen. In ihrem Kinderzimmer stand eine richtige Malerstaffelei, deren Beine abgesägt worden waren. Die einzige Puppe, an der Ruth hing, war eine, der der Kopf fehlte.
    Von den drei Kindermädchen war nur die Frau, die abends kam, freundlich zu Eddie, aber Eddie ging jeden Abend aus. Und wenn er zu Hause war, hielt er sich meist in seinem Zimmer auf. Sein Gästezimmer samt Bad befand sich am Ende des Flurs im ersten Stock; wenn Eddie an seine Eltern schreiben oder Eintragungen in seine Notizbücher machen wollte, hatte er dort fast immer Ruhe. In den Briefen an seine Eltern ließ er unerwähnt, daß Ted und Marion den Sommer über getrennt lebten – und erst recht, daß er, eingehüllt in Marions Duft, regelmäßig onanierte und sich dabei an ihre geschmeidigen Wäschestücke klammerte.
    An dem Morgen, an dem Marion Eddie beim Onanieren überraschte, hatte er sich auf dem Bett mit großer Sorgfalt eine richtige Marion zurechtgelegt: eine pfirsichfarbene Bluse aus einem dünnen, sommerlich leichten Stoff, geeignet für das stickige Kutscherhaus, und einen BH in der gleichen Farbe. Eddie hatte die Bluse nicht zugeknöpft. Der BH , den er mehr oder minder dort plaziert hatte, wo er hingehörte, war teils zu sehen, teils von der Bluse verdeckt, so als befände sich Marion in ebendiesem Stadium des Sich-Entkleidens. Dadurch vermittelten die Kleidungsstücke den Eindruck von Leidenschaft oder zumindest Hast. Ihr Höschen, ebenfalls pfirsichfarben, lag richtig herum (Taille oben, Schritt unten) und befand sich im richtigen Abstand zu dem BH – das heißt, wenn Marion beides tatsächlich getragen hätte. Eddie, der nackt war und der beim Onanieren seinen Penis immer mit der linken Hand an der Innenseite seines rechten Oberschenkels rieb, hatte sein Gesicht in die halb aufgeknöpfte Bluse und den BH vergraben. Mit der rechten Hand streichelte er Marions unvorstellbar weiches, seidiges Höschen.
    Marion brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um zu sehen, daß Eddie nackt war, und zu begreifen, was er da machte – und mit welch optischen und haptischen Hilfsmitteln! –, aber als Eddie sie bemerkte, war sie weder im Begriff, das Schlafzimmer zu betreten, noch es zu verlassen. Sie stand so unbewegt da wie eine Erscheinung ihrer selbst, und bestimmt hatte Eddie gehofft, es möge so sein; er sah als erstes auch nicht eigentlich Marion, sondern ihr Spiegelbild. Marion, die Eddie im Schlafzimmerspiegel und in natura sah, bekam die einmalige Chance, zwei Eddies gleichzeitig onanieren zu sehen.
    Sie war so schnell verschwunden, wie sie in der Tür aufgetaucht war. Eddie, der noch nicht ejakuliert

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