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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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richtig.«
    Eddie schloß die Augen an ihrem duftenden Busen. »Nein, nicht richtig«, gestand er. Er war besorgt, weil es sich nicht so anhören sollte, als beklagte er sich. »Aber ich bin sehr, sehr glücklich«, fügte er hinzu. »Ich fühle mich vollständig.«
    »Ich werde dir zeigen, was vollständig heißt«, sagte Marion.
    Die Schachfigur

    Was das sexuelle Durchhaltevermögen betrifft, ist ein Sechzehnjähriger zu einer erstaunlichen Anzahl von Wiederholungen fähig – innerhalb bemerkenswert kurzer Zeit, wie Marion, neununddreißig, bestätigt hätte. »Meine Güte!« rief sie angesichts von Eddies ständigen und nahezu anhaltenden Erektionen wiederholt aus. »Brauchst du nicht mal eine Pause, um … um dich zu erholen?« Aber Eddie brauchte keine Erholung, er war paradoxerweise leicht zu befriedigen und zugleich unersättlich.
    Marion war seit dem Tod ihrer Söhne nicht mehr so glücklich gewesen. Zum einen war sie erschöpft und schlief so tief und fest wie seit Jahren nicht mehr. Und zum anderen gab sie sich keine Mühe, ihr neues Leben vor Ted zu verheimlichen. »Er würde es nie wagen, sich bei mir zu beschweren«, erklärte sie Eddie, der freilich befürchtete, Ted könnte sich bei ihm beschweren.
    Der arme Eddie war verständlicherweise beunruhigt, weil ihre hinreißende Affäre so offensichtlich war. Hatten zum Beispiel ihre Liebesspiele Spuren auf der Bettwäsche im Kutscherhaus hinterlassen, plädierte Eddie dafür, sie zu waschen, damit Ted die verräterischen Flecken nicht bemerkte. Marion hingegen sagte jedesmal: »Soll er sich doch fragen, ob sie von mir stammen oder von Mrs. Vaughn.« (Wenn auf den Bettlaken im Elternschlafzimmer des Coleschen Hauses Flecken waren, für die Mrs. Vaughn nicht verantwortlich sein konnte, sagte Marion, in diesem Fall wohl eher zutreffend: »Soll er sich doch fragen.«)
    Ob Mrs. Vaughn nun um Marions emsiges Treiben mit Eddie wußte oder nicht, jedenfalls hatte sich ihr eher gedämpftes Verhältnis zu Ted verändert. Hatte sich ihr verstohlenes Getue früher in ihren zögernden und dann wieder blitzschnellen Bewegungen in der Einfahrt geäußert (auf dem Weg zum Modellstehen wie auch auf dem Rückweg zu ihrem Wagen), fand sie sich jetzt zu jeder neuen Sitzung mit der Resignation eines Hundes ein, der weiß, daß er Schläge bekommt. Und wenn sie Teds Werkstatt verließ, merkte man an der achtlosen Art, mit der sie zu ihrem Wagen taumelte, daß ihr Stolz unwiederbringlich dahin war; fast war es, als hätte die jeweils eingenommene Pose sie zugrunde gerichtet. Mrs. Vaughn hatte die Phase der Erniedrigung, wie Marion sie genannt hatte, eindeutig hinter sich gelassen und war in die letzte Phase eingetreten, die der Scham.
    Ted hatte Mrs. Vaughn nie öfter als dreimal die Woche in ihrem Sommerdomizil in Southampton aufgesucht. Doch mittlerweile waren seine Besuche seltener geworden und auffallend kürzer. Eddie als sein Chauffeur wußte das. Mr. Vaughn blieb unter der Woche in New York. Und da Mr. Vaughn nicht der einzige war und sich in den Sommermonaten zahlreiche junge Mütter ohne ihre pendelnden Ehemänner hier aufhielten, fühlte Ted sich um diese Zeit in den Hamptons am wohlsten. Er zog die jungen Mütter aus Manhattan den ständigen Bewohnern von Long Island vor; die Sommerfrischler verbrachten genau die richtige Zeitspanne in dieser Gegend – »die ideale Zeitspanne für eine von Teds Affären«, wie Marion Eddie erklärt hatte.
    Eddie war beunruhigt. Er mußte sich die Frage stellen, was in Marions Augen »die ideale Zeitspanne« für ihre Affäre mit ihm war. Sie zu fragen, wagte er nicht.
    Für Ted war es jedesmal problematischer, mit den jungen Müttern, die auch in den langen Monaten außerhalb der Saison verfügbar waren, Schluß zu machen; nicht alle blieben ihm weiterhin so freundlich gesinnt wie die Frau des Fischhändlers in Montauk, die Eddie bislang nur als absolut zuverlässige Lieferantin von Teds Sepiatinte kannte. Mrs. Vaughn würde am Ende des Sommers nach Manhattan zurückkehren, wo sie dann rund hundert Meilen von Ted entfernt zusammenbrechen konnte. Daß sich der Wohnsitz der Vaughns in der Gin Lane in Southampton befand, war in Anbetracht von Teds Vorliebe für Gin und feudale Wohnviertel ein hübscher Zufall.
    »Ich brauche nie zu warten«, erzählte Eddie. »Für gewöhnlich spaziert er, wenn ich ihn abholen soll, schon am Straßenrand entlang. Ich möchte nur wissen, was sie in der Zeit mit ihrem Sohn macht.«
    »Wahrscheinlich hat

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