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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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eine Liste mit einem halben Dutzend Namen und Telefonnummern; sie gehörten seinen regelmäßigen Squashgegnern, die (wie Eddie von Marion wußte) Teds einzige Freunde waren. Eines Nachmittags, als einer von ihnen ein Match abgesagt hatte, forderte Ted Eddie auf, mit ihm zu spielen. Eddie hatte vor kurzem eine Bemerkung über sein frisch erwachtes Interesse am Squashspielen gemacht, aber auch gleich zugegeben, daß er ein blutiger Anfänger war.
    Die Scheune, die an das Colesche Haus angrenzte, war renoviert worden; der ehemalige Heuboden über dem Teil, der als Doppelgarage diente, war nach Teds Angaben zu einem Squashcourt ausgebaut worden, der jedoch nicht ganz die üblichen Abmessungen besaß. Ted behauptete, wegen einer lokalen Bauvorschrift sei es ihm untersagt gewesen, das Dach der Scheune ein Stück hochzuziehen – daher war die Decke das Squashcourts niedriger als üblich; und wegen der senkrecht stehenden Dachfenster auf der dem Meer zugewandten Seite der Scheune war eine Seitenwand unregelmäßig und bot deutlich weniger Spielfläche als die gegenüberliegende Wand. Die sich daraus ergebende ungewöhnliche Form und Abmessung des Squashcourts verschaffte Ted eindeutig einen Heimvorteil.
    In Wirklichkeit existierte gar keine Bauvorschrift seitens der Stadt, die Ted verboten hätte, das Dach hochzuziehen; allerdings hatte er sich erhebliche Ausgaben erspart, und außerdem gefiel ihm das Exzentrische an einem Squashcourt mit individuellen Abmessungen. Unter den Squashspielern in der Umgebung galt Ted als unschlagbar in seiner komischen Scheune, die in den Sommermonaten bestialisch heiß (und schlecht belüftet) war; da sie keine Heizung hatte, war der Squashcourt im Winter oft unerträglich kalt, so daß der Ball fast so schlecht sprang wie ein Stein.
    Vor ihrem einzigen Match machte Ted Eddie auf die Eigenarten des Platzes aufmerksam, aber Eddie hatte bisher überhaupt nur einmal gespielt; ihm bereitete der Squashcourt in der Scheune die gleichen Schwierigkeiten wie jeder andere. Ted scheuchte ihn von einer Ecke in die andere. Er selbst postierte sich auf dem T in der Mitte des Platzes, dort also, wo die Mittellinie auf die Querlinie trifft, so daß er nie mehr als einen halben Schritt in jede Richtung zu machen brauchte. Eddie, der schwitzte und ganz außer Atem geriet, konnte keinen einzigen Punkt machen, während Ted nicht einmal richtig warm wurde.
    »Du siehst aus, als würdest du heute nacht gut schlafen, Eddie«, sagte Ted nach dem fünften Spiel. »Vielleicht hast du sowieso Schlaf nachzuholen.« Dann gab er ihm mit seinem Squashschläger einen leichten Klaps auf den Po. Vielleicht war es eine »bissige« Bemerkung, vielleicht auch nicht, meinte Eddie gegenüber Marion, die aus dem Verhalten ihres Mannes nicht recht schlau wurde.
    Ein dringlicheres Problem für Marion stellte Ruth dar, deren Schlafgewohnheiten im Sommer 1958 bizarre Formen annahmen. Oft schlief sie die Nacht durch, so tief und fest, daß sie am Morgen noch genauso dalag, wie sie eingeschlafen war, zugedeckt bis oben hin. In anderen Nächten hingegen warf und wälzte sie sich hin und her. Sie lag quer in der unteren Koje ihres Stockbettes, und irgendwann verfingen sich ihre Beine zwischen den Stäben des Schutzgitters; dann wachte sie auf und rief um Hilfe. Schlimmer war, daß ihre eingeklemmten Beine zum festen Bestandteil eines ständig wiederkehrenden Alptraums wurden; wenn Ruth aus diesem Traum erwachte, war sie jedesmal überzeugt, ein Monster habe sie angefallen und halte sie in seinen entsetzlichen Klauen fest. Dann schrie sie nicht nur, um aus den Gitterstäben befreit zu werden, sondern war so außer sich, daß sie ins Schlafzimmer ihrer Eltern getragen werden mußte, wo sie schluchzend wieder einschlief – mal bei Marion, mal bei Ted.
    Als Ted das Schutzgitter entfernte, fiel Ruth prompt aus dem Bett. Kein schlimmer Sturz, denn sie landete auf dem Bettvorleger. Doch einmal wanderte sie völlig orientierungslos im Flur umher. Und mit oder ohne Schutzgitter, die Alpträume hielten an. Kurz und gut: Eddie und Marion konnten sich bei ihren eifrigen sexuellen Bemühungen nicht darauf verlassen, daß Ruth durchschlief und ihr Vergnügen ungestört blieb. Manchmal wachte sie schreiend auf oder tauchte lautlos neben ihrer Mutter auf, weshalb es für die beiden riskant war, sich im Elternschlafzimmer zu lieben – und für Eddie, der in Marions Armen gen Himmel schwebte, dort einzuschlafen. Aber wenn sie sich in Eddies Zimmer

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