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Witwe für ein Jahr (German Edition)

Witwe für ein Jahr (German Edition)

Titel: Witwe für ein Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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liebten, das ein ganzes Stück vom Kinderzimmer entfernt war, befürchtete Marion, sie könnte es überhören, wenn Ruth rief oder weinte, oder das Kind könnte ins Elternschlafzimmer gehen und Angst bekommen, weil die Mutter nicht da war.
    Wenn sie daher in Eddies Zimmer waren, liefen sie abwechselnd auf den Flur hinaus, um zu horchen. Und wenn sie in Marions Bett lagen, ließ das Tapsen der Kinderfüße auf dem Boden im Bad Eddie wiederholt aus dem Bett hechten. Einmal lag er eine halbe Stunde lang auf der anderen Seite des Bettes nackt am Boden, bis Ruth endlich neben ihrer Mutter eingeschlafen war. Dann krabbelte er auf allen vieren hinaus. Kurz bevor er die Tür zum Flur öffnete und auf Zehenspitzen in sein Zimmer zurückkehrte, flüsterte Marion: »Gute Nacht, Eddie.« Offenbar befand sich Ruth noch im Halbschlaf, denn mit verschlafener Stimme wiederholte sie: »Gute Nacht, Eddie.«
    Auf die Dauer ließ es sich nicht vermeiden, daß Eddie und Marion das Tapsen der kleinen Kinderfüße irgendwann einmal überhörten. Und so war Marion in der Nacht, in der Ruth mit einem Handtuch im Elternschlafzimmer auftauchte – weil sie aus Marions Gestöhn schloß, daß ihre Mutter sich erbrechen mußte –, keineswegs überrascht. Da Eddie sie von hinten bestiegen hatte und ihre Brüste in seinen Händen hielt, blieben ihr nicht viele Möglichkeiten; immerhin hörte sie auf zu stöhnen.
    Eddie hingegen reagierte auf Ruths plötzliches Auftauchen zwar verblüffend sportlich, aber recht ungeschickt. Sein Rückzug erfolgte so abrupt, daß Marion sich leer und im Stich gelassen fühlte, während ihre Hüften sich noch bewegten. Eddie, der nur ein kurzes Stück nach hinten flog, hing einen Moment lang in der Luft; da es ihm nicht gelang, der Nachttischlampe auszuweichen, landete er samt Lampe krachend auf dem Boden, wo er mit seinen spontanen, aber vergeblichen Bemühungen, seine Geschlechtsteile mit dem an beiden Enden offenen Lampenschirm zu verdecken, Marion zumindest für Sekunden eine komödiantische Einlage bot.
    Trotz der Schreie ihrer Tochter begriff Marion, daß diese Episode bei Eddie ein länger anhaltendes Trauma hervorrufen würde als bei Ruth. Und deshalb sagte sie zu ihrer Tochter scheinbar lässig und unbekümmert: »Schrei nicht, Schätzchen. Wir sind es nur, Eddie und ich. Geh wieder in dein Bettchen.«
    Zu Eddies Verblüffung kam Ruth dieser Aufforderung gehorsam nach. Als er wieder neben Marion im Bett lag, flüsterte sie, als spräche sie mit sich selbst: »Eigentlich war das gar nicht so schlecht. Jetzt können wir wenigstens aufhören, uns darüber den Kopf zu zerbrechen.« Doch dann rollte sie sich auf die Seite und wandte Eddie den Rücken zu, und auch wenn ihre Schultern leicht bebten, weinte sie nicht – oder weinte nur innerlich. Aber sie reagierte nicht auf Eddies Berührung und Liebkosungen; und er war klug genug, sie in Ruhe zu lassen.
    Diese Episode veranlaßte Ted zum erstenmal zu einer deutlichen Stellungnahme. Mit unerschütterlicher Scheinheiligkeit wählte er dafür genau die Zeit, in der Eddie ihn nach Southampton zu Mrs. Vaughn fuhr. »Vermutlich war es Marions Fehler«, konstatierte Ted, »aber daß ihr zugelassen habt, daß Ruth euch zusammen sieht, war euer beider Fehler.« Eddie schwieg. »Ich will dir nicht drohen«, fuhr Ted fort, »aber du sollst wissen, daß du möglicherweise als Zeuge aussagen mußt.«
    »Als Zeuge?« fragte Eddie.
    »Für den Fall, daß es Streit um das Sorgerecht gibt und entschieden werden muß, wer von uns beiden als Erziehungsberechtigter besser geeignet ist«, antwortete Ted. »Ich würde nie zulassen, daß meine Tochter mich mit einer anderen Frau sieht, während Marion keinerlei Anstrengungen unternommen hat, um zu verhindern, daß Ruth sieht … was sie gesehen hat. Und falls du aufgefordert wirst, über das auszusagen, was vorgefallen ist, verlasse ich mich darauf, daß du nicht lügst – jedenfalls nicht vor Gericht.« Eddie schwieg noch immer. »Wie es sich angehört hat, war es eine A-tergo-Stellung – und glaube ja nicht, daß ich persönlich Probleme mit dieser oder mit irgendeiner anderen Stellung habe«, versicherte Ted ihm rasch, »aber ich könnte mir vorstellen, wenn zwei es treiben wie die Hunde, muß das einem Kind ausgesprochen … tierisch vorkommen.« Eine Sekunde lang glaubte Eddie, Marion müsse Ted davon erzählt haben; doch dann wurde ihm mit einiger Beklommenheit klar, daß Ted mit Ruth gesprochen hatte.
    Marion schloß daraus,

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