Witwe für ein Jahr (German Edition)
Kindermädchen, die auf sie aufpassen«, hatte Ted dagegengehalten, was Marion als weiteren Vorwurf interpretierte, daß sie als Mutter versagte.
Ted wollte auch eine Außendusche, vom Squashcourt in der Scheune aus leicht zu erreichen, aber auch nahe genug am Swimmingpool, damit die Kinder, wenn sie vom Strand zurückkamen, den Sand abspülen konnten, bevor sie in den Pool sprangen.
»Welche Kinder?« hatte Marion ihn gefragt.
»Und vor allem, bevor sie ins Haus gehen«, hatte Ted hinzugefügt. Er konnte Sand im Haus nicht ausstehen. Er selbst ging nie an den Strand, außer im Winter nach einem Sturm. Er schaute sich gern an, was die Stürme anschwemmten. Manchmal waren Sachen dabei, die er mit nach Hause nahm, um sie zu zeichnen (eigenartig geformtes Treibholz, den Panzer einer Teufelskrabbe, einen Rochen mit einem Gesicht wie eine Halloween-Maske und stachelbesetztem Schwanzstiel, eine tote Möwe).
Marion ging nur an den Strand, wenn Ruth hinwollte, und auch dann nur am Wochenende oder wenn aus irgendeinem Grund kein Kindermädchen da war, um Ruth zu begleiten. Marion bekam nicht gern zuviel Sonne ab; am Strand schützte sie sich mit einer langärmligen Bluse. Dazu trug sie eine Baseballmütze und eine Sonnenbrille, so daß niemand sie erkannte; dann saß sie da und sah zu, wie Ruth ganz allein am Ufer spielte. »Nicht wie eine Mutter, eher wie ein Kindermädchen«, hatte Marion Eddie ihre Haltung beschrieben. »Wie jemand, der noch weniger Interesse für ein Kind aufbringt als ein gutes Kindermädchen«, hatte sie gesagt.
Ted hatte sich eine Außendusche mit mehreren Duschköpfen vorgestellt, damit er und sein Squashgegner gleichzeitig duschen konnten – »wie in einem Umkleideraum«, hatte er gemeint. »Oder die Kinder können alle zusammen duschen.«
»Welche Kinder?« hatte Marion wiederholt.
»Dann eben Ruth und ihr Kindermädchen.«
Der Rasen in dem Garten, um den sich vorerst niemand kümmerte, machte mit der Zeit einer Wiese mit hohem Gras und Gänseblümchen Platz, um die sich auch niemand kümmerte. Ted wollte eine größere Rasenfläche. Und einen Blickschutz, der verhinderte, daß einen die Nachbarn im Pool sahen.
»Welche Nachbarn?« hatte Marion gefragt.
»Eines Tages werden wir viel mehr Nachbarn haben«, hatte Ted gemeint. (In diesem Punkt behielt er recht.)
Doch Marion wollte eine andere Art von Garten. Ihr gefiel die Wiese mit dem hohen Gras und den Gänseblümchen; und noch mehr wildwachsende Blumen wären ihr nur recht gewesen. Sie mochte den Anblick eines verwilderten Gartens. Vielleicht noch ein Weinstock, dessen Ranken ungehindert wachsen durften. Außerdem wollte sie weniger Rasen, nicht mehr – und mehr Blumen, aber keine spießigen Blumen.
»›Spießig …‹«, wiederholte Ted vorwurfsvoll.
»Swimmingpools sind auch spießig«, behauptete Marion. »Und wenn die Rasenfläche größer ist, sieht der Garten aus wie ein Sportplatz. Wozu brauchen wir einen Sportplatz? Soll Ruth hier vielleicht mit einer ganzen Mannschaft Handball oder Fußball spielen?«
»Wenn die Jungen noch am Leben wären, würdest du einen größeren Rasen wollen«, entgegnete Ted. »Die Jungen haben gern Ball gespielt.«
Damit war das Thema erledigt. Der Garten blieb, wie er war, es geschah nichts.
Während Eddie im Dunkeln den Grillen und Laubfröschen und dem fernen Donnern der Brandung lauschte, versuchte er sich auszumalen, was aus dem Garten werden würde. Er hörte die Eiswürfel in Teds Glas klirren, bevor er Ted sah und bevor dieser ihn sah.
Im Erdgeschoß des Hauses brannte kein Licht, nur oben im Flur und im Gästeschlafzimmer, wo Eddie die Lampe angelassen hatte; außerdem das schwache Nachtlicht im Elternschlafzimmer, das Ruth zuliebe immer an war. Eddie fragte sich, wie Ted es geschafft hatte, sich in der dunklen Küche noch einen Drink zu machen.
»Schläft Ruth?« fragte Eddie.
»Endlich«, sagte Ted. »Das arme Kind.« Er schüttelte weiterhin die Eiswürfel in seinem Glas, und immer wieder trank er einen Schluck. Zum drittenmal bot er Eddie etwas zu trinken an, und Eddie lehnte ab.
»Trink wenigstens ein Bier, verdammt noch mal«, sagte Ted. »Mein Gott … schau dir bloß diesen Garten an.«
Eddie beschloß, ein Bier zu trinken. Trotz seiner sechzehn Jahre hatte er noch nie Bier getrunken. Bei besonderen Anlässen tranken seine Eltern Wein zum Essen, und Eddie durfte ab und zu ein Glas mittrinken. Geschmeckt hatte ihm der Wein nie.
Das Bier, das Ted ihm brachte, war kalt,
Weitere Kostenlose Bücher